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  • reisender2011

835 Beiträge seit 06.10.2011

Fahrenheit 451

Vielleicht gibt es ja wirklich gute Gründe, bestimmte
Verhaltensmuster als bedenklich einstufen, welche im Umfeld von
Computern und Netzwerken auftauchen, aber, bevor man über
"Internetsucht" redet, sollte vielleicht erstmal der Begriff genau
definiert werden.

Such nach Computerspielen ist nämlich nicht das Gleiche, wie Sucht
nach MMORPGs. Die Sucht, mit Leuten in einer virtuellen sozialen
Umgebung zu interagieren ist nicht das Gleiche, wie die Sucht nach
aktuellen Nachrichtenmeldungen aus Quellen im Internet. Dies sind nur
4 Beispiele für Suchtpotentiale, bei welchen Computer und Internet
zwar als Übertragungsmedium und Katalysator wirken, aber keineswegs
die Ursache des Suchtverhaltens sind. Der Computerspielabhängige ist
vielleicht fasziniert von den vielen Spezialeffekten, die er in der
Natur nie zu sehen bekommt, oder er möchte sich von etwas
Unangenehmem ablenken. Der MMORPG-Abhängige hat vielleicht ein
Problem mit seinem Selbstbewußtsein und mißt sich deswegen gern im
virutellen Konkurrenzkampf mit anderen Leuten. Vielleicht ist er aber
auch einfach nur einsam. Wer extrem viel Zeit in Foren, oder anderen
virtuellen sozialen Einrichtungen verbringt, hat vielleicht ein
extremes Mitteilungsbedürfnis, oder im Alltagsleben zu wenig
Kommunikationspartner. Wer Internet-Nachrichten-abhängig ist, dem ist
vielleicht extrem langweilig, oder er hat Zukunftsängste.

Die genannten Beispiele sind voneinander unabhängig. Die Ursachen
würden auch dann bestehen, wenn es keine Computer und kein Internet
gäbe. Die Frage ist nun, ob die Drogenbeauftragte an dieser Stelle
absichtlich, oder fahrlässig unsachlich und unwissenschaftlich
handelt.

Dankbar wäre nämlich auch der politische Ansatz aus dem
Science-Fiction-Roman Fahrenheit 451, nämlich jeglichen aktiven
Medienkonsum, wie etwa das Lesen, zu verteufeln, weil es ja nur die
Leute durcheinander und auf "dumme" Gedanken bringt, und lediglich
noch den passiven Medienkonsum, wie Fernsehen, zuzulassen. Aber, wie
gesagt, vielleicht sind ja wirklich die bedauerlicherweise durchaus
real existierenden Fälle von Menschen gemeint, die ihr gesamtes Leben
und all ihr Geld z.B. an Computerspiele hängen, oder solche Leute,
welchen ein Internetanschluß wichtiger ist, als eine ausgewogene
Ernährung. Dann wäre aber eine vernünftige Ursachenforschung
angebracht und nicht das herbeidichten von pauschalisierten
Scheinursachen.

Bei den sogenannten Schüler-"Amokläufen" ist es ja genau das Gleiche
- daher reden, wie betroffen man sei und daß man Etwas unternehmen
wolle, aber dann bloß nicht die tatsächlichen Ursachen bekämpfen ...

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