"In LĂŒbeck bietet das schwedische Unternehmen Voi derzeit 100 E-Roller an. "Aus polizeilicher Sicht sind die Roller unauffĂ€llig", sagte der Pressesprecher der Polizeidirektion LĂŒbeck, Stefan Muhtz. Es habe bislang erst einen Unfall mit einem Mietroller gegeben."
Bei hundert Rollern, die es gerade mal sechs Wochen gibt, ist ein Unfall "unauffÀllig"? Ja, wenn man meint... wobei ich mir sicher bin, dass nicht jeder Unfall, bei dem einer besoffen vom Roller fÀllt, auch gemeldet wird. Und die Auslastung wird sicher zunehmen, wenn die Dinger lÀnger am Markt sind, damit steigen dann auch die Unfallzahlen.
"Auch aus Sicht des LĂŒbecker Ordnungsamtes gibt es bislang keine Probleme mit den neuen Elektro-Kleinstfahrzeugen, wie sie im behördlichen Sprachgebrauch heiĂen. "Der Ordnungsdienst hat bisher rund 20 FĂ€lle dokumentiert, in denen die Scooter teilweise behindernd auf Gehwegen abgestellt waren", sagte LĂŒbecks Stadtsprecherin Nicole Dorel."
"Keine Probleme", aber 20 Mal behindernd abgestellt. Na, dann ist ja alles gut. Werden ja nur FuĂgĂ€nger behindert. Das ist ja "kein Problem".
Ich weiĂ ja nicht. Der Hype findet sowieso nur in den groĂen BallungsrĂ€umen statt. Dass die in Norddeutschland nicht mehr E-Roller haben, liegt bestimmt nicht daran, dass die StĂ€dte und Gemeinden das verhindern... die Anbieter haben einfach keinen Bock, weil sie dort keinen rentablen Markt sehen.
Nicht mal in Berlin werden die Sharing-Dienste flÀchendeckend angeboten. Auch da konzentriert sich das Angebot auf das Zentrum. Es gibt Politiker, die das Àndern wollen... aber das ist nicht einfach.
Man kommt an den Fakten halt nicht vorbei: "Nur wenige Unternehmen weiten ihre Angebote bereitwillig ĂŒber den S-Bahn-Innenring aus, weil es fĂŒr sie einfach nicht lukrativ erscheint". Es ist Privatwirtschaft, das muss sich rentieren, logisch, ist ja Kapitalismus hier.
"Nur auf eine Erweiterung des Angebots zu hoffen, habe bislang nichts gebracht." Ja, Hoffnung... hilft nicht weiter im Kapitalismus. Sollte man wissen inzwischen.
Deshalb will die Politik jetzt Verpflichtungen einfĂŒhren: "Wenn ein Unternehmen in der Innenstadt eine bestimmte Anzahl an Sharing-Fahrzeugen platzieren will, mĂŒsse es im Gegenzug auch in den AuĂenbezirken eine Mindestzahl anbieten".
Das ist nicht undenkbar, aber auch nicht trivial: "Die Bereitschaft, das Angebot stĂ€rker auf die AuĂenbezirke auszudehnen, sei grundsĂ€tzlich da, sagt Annette Littmeier, Sprecherin des Bundesverbands Carsharing. Es sei aber nicht die gewinnbringendste Branche und mĂŒsse sich auch wirtschaftlich rechnen. âDie Nachfrage ist in den AuĂenbezirken geringer als in der Innenstadt. Es mĂŒsste eine sogenannte Ankernutzung geben, also KrankenhĂ€user und stĂ€dtische Einrichtungen, die als gewerblicher Kunde Carsharing fĂŒr die eigenen Dienstfahrten nutzenâ, nennt Littmeier eine Bedingung fĂŒr eine stĂ€rkere Ausweitung bis zum Stadtrand."
Die Anbieter erpressen also eine sogenannte "Ankernutzung"? Sollen Polizisten in Zukunft mit Car-Sharing-PKWs rumgurken? Echt jetzt?
Die Politiker sind aber schon irgendwie naiv: "Wenn wir es weiter wie bisher dem Zufall ĂŒberlassen, kriegen wir die Verkehrswende nicht so schnell hin, wie wir wollen."
Verkehrswende? Frei Haus geliefert von gutmeinenden Sharing-Unternehmen und Startups? Darauf haben die gewartet? Wo leben die denn?
Das war in diesem Fall auch noch ausgerechnet ein Linken-Politiker. Kann man sich gar nicht ausdenken. Seit vielen Jahren gibt es in Berlin die Car-Sharing-Unternehmen, aber von einer Verkehrswende ist nichts zu merken...
https://www.morgenpost.de/berlin/article226354801/E-Scooter-auch-in-die-Aussenbezirke.html
Eine echte Verkehrswende erfordert auch echte Politik, MaĂnahmen, neue Konzepte, bauliche VerĂ€nderungen, Verbote und Anreize, neue Steuern, aber auch viel Geld, das investiert werden muss, und das nicht erst in dreiĂig Jahren, sondern flĂ€chendeckend möglichst bald... ach, es ist vergeblich. Und die Politiker trĂ€umen weiter von der Erlösung durch kapitalistische Konzerne... die Privatwirtschaft wird uns retten!1!!
Glaubt irgendjemand ernsthaft, dass diese Sharingangebote jemals die Provinz erreichen werden? Das ist doch alles absurd.
fr.osch