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  • vorlaut

mehr als 1000 Beiträge seit 07.06.2005

Druckst du noch oder scannst du schon?

Drucken bin ich leid, ich habe in meiner Bude in fast jeder Ecke
praktisch nur noch Papier. Papier ist wirklich geduldig: Ich kann
mich zwar an das Gelesene teilweise aufs Wort erinnern, mir aber
zwecks genauen Nachlesens und Rekapitulierens die Fundstelle nur in
den offensichtlichen Fällen seiten- oder gar zeilengenau
vergegenwärtigen. Dann geht erst mal wieder eine Viertelstunde für's
Suchen drauf.

Da ich sowieso fast nur noch einen Bildschirm vor der Visage habe
(Subnotebook und PDA sind an den Extremitäten fast schon
angewachsen), gehe ich gerade genau den umgekehrten Weg.
Tintenstrahldrucker entsorgt, dafür haben LaserJet 4 und 5 einen
Ehrenplatz bekommen. Wenn man mal wieder was für andere ausdrucken
bzw. vervielfältigen muss (dann meistens in rauhen Mengen), ist das
der bequemste Weg. Die meiste Zeit stauben sie aber in der Ecke vor
sich hin.

Gesellschaft haben sie jetzt für zusammen 50 EUR von einem ScanJet
6200C und einem 6100C bekommen, beide mit Einzelblatteinzug. Eigene
Notizen, Fotokopien von Fachliteratur, von ihrem Rücken befreite
Zeitschriften, nachdem sie gelesen wurden, kommen da rein und werden
als CCITT4-komprimierte TIFF-Dateien gespeichert.

Das beste an Microsoft Office XP und 2003 sind die OCR-IFilter. Damit
können der Indexdienst, die Windows Desktopsuche oder andere
kompatible Desktop-Suchmaschinen die Bilddateien bei einem
Indizierungslauf im Volltext erkennen.

Auf dem heimischen Fileserver laufen als Suchmaschinen mit
IFilter-Einbindung die Open-Source-Prachtstücke regain und Seekafile
Server. So muss ich meine Dokumente nicht alle immer mitnehmen,
sondern kann überall, wo ich Internet-Zugang habe, über einen
Webbrowser mein Archiv zuhause einem Orakel gleich auch nach den
obskursten Fragestellungen im Bruchteil einer Sekunde durchforsten,
Treffer mit Vorschau des Kontextes lokalisieren und seitengenau die
relevanten Passagen herunterladen und anzeigen lassen.

Resultat: Schnelleres, effektiveres Arbeiten (was stand denn nochmal
wo wie genau? --> kein Problem mehr), viel mehr nutzbarer Platz im
Haus (statt Papierberge zu horten, die man höchstens alle Jubeljahre
mal antastet) und vielfältige Sicherungsmöglichkeiten (Backup von
Platte zu Platte, Sicherheitskopien der jeweils neu archivierten
Bestände auf DVD-R und DVD-RAM, auch äußerst platzsparend außer Haus
zu lagern). Ich fühle mich irgendwie schon ein bisschen erleichtert,
nun ein Lebenswerk an Arbeit schnell und einfach verfügbar sowie
redundant gesichert zu haben. Aber es ist auch ein komisches Gefühl,
auf eine mickrige Festplatte hinten in der letzten Ecke zu schauen,
die so klein und leicht ist, dass man sie problemlos immer dabei
haben kann, und sich dabei vor Augen zu führen, dass darauf in
Texten, Bildern und Musik gespiegelt ist, was ein ganzes
Menschenleben ausgemacht hat, also alles speicherbare, womit man zu
seinen Lebzeiten in Kontakt gekommen ist -- eben das, was bisher
meterlange Regalwände gefüllt hat. Brrr.
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