Letztens am Telefon

Es klingelt. Irgendwo unter einem Haufen Printouts. Da ich den Anruf
einer Freundin erwarte, begebe ich mich auf die Suche - schon
erstaunlich, zu welchen Schallumlenkungs- und Echo-Effekten ein
bisschen Papier fähig ist.

Endlich werde ich fündig. Blick aufs Display: "Rufnummer
unterdrückt". Na toll. Aber egal, jetzt habe ich den "Knochen" eh in
der Hand. Also flugs den Annahmeknopf gedrückt und ...

"ELFRIEEEEEDE???" schallt es mir entgegen, noch bevor ich die Chance
habe, mich zu melden. Mit einer Stimme, die sich anhört wie eine
Kreuzung zwischen Feuerwehrsirene und Nebelhorn. Herr im Himmel, wie
kann jemand so eine Stimme haben, ohne schon im Kreißsaal erwürgt zu
werden?

"Nein, hier ist kei..." versuche ich einzuwenden

"ELFRIEEEEEDE, MELDE DICH DOCH!", hupt es mit geschätzt 135 db/A
zurück.

"Hier gibt es keine Elfriede", erwidere ich, jetzt auch lauter
werdend. Falls die Anruferin einen Hörschaden haben sollte - was ja
verständlich wäre - Selbstschutz, sozusagen, bei der Stimme. "Sie
haben sich verwählt". Hm, wie doppeldeutig - haben wir das nicht
alle?

"ABER DAS IST ELFRIEEEEDES TELEFON", nebelhornt es erbost, und als
ich antworte "ist es nicht!", folgt die Frage "WARUM GEHEN SIE DANN
ANS TELEFON?"

Ich bin sprachlos (was selten genug vorkommt) und halb taub auf dem
rechten Ohr. Kurz entschlossen beende ich die Verbindung. WTF ...

Im nächsten Moment klingelt das Telefon erneut. Wieder keine
Rufnummer - nochmal das Nebelhorn? Den Lautsprecher auf sicherem
Abstand haltend, muffle ich nur ein "hmm?" ins Mikrofon.

"Ja, guten Tag, hier ist die Nordsüdwestostdeutsche Klassenlotterie,
sie haben..."

Ja, hat sich denn heute alles gegen mich verschworen? Tief hole ich
Luft, um dem Anrufer die Meinung zu geigen - da kommt mir eine Idee.
Manuelle Steuerung der Stimmbänder aktivieren, Stimmlage mit purer
Willenskraft um 5 Oktaven in die Höhe treibend, echoe ich:

"ELFRIEEEEEEDE???"