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Microsoft vs Linux

Kampf mit harten Bandagen

Der Softwaregigant aus Seattle versucht mit allen Mitteln den
Vormarsch des Konkurrenzproduktes Linux zu stoppen. Mit
Discountangeboten wurden abwanderungswillige Kunden aus dem
öffentlichen Dienst gehalten.

von Walter Ludsteck


(SZ vom 17.05.2003) — Mit Discountangeboten hat der US-Konzern
Microsoft offensichtlich versucht, das Vordringen des mit dem
Microsoft-Computerbetriebssystems „Windows“ konkurrierenden Software
„Linux“ im Sektor der Öffentlichen Hand zu unterbinden.

Aus internen E-Mails vom Juli vorigen Jahres, die der Zeitung
International Herald Tribune zugespielt wurden, geht hervor, dass bei
Microsoft zwei Fonds existieren, deren Mittel eingesetzt werden, wenn
Aufträge in Gefahr sind.

Die Zeitung zitiert aus einem Memorandum des damaligen
Microsoft-Vertriebschefs Orlando Ayala, dass auf keinen Fall Aufträge
gegen Linux verloren gehen dürften und schreibt, dass in solchen
Fällen mit Hilfe der Fonds große Rabatte eingeräumt oder sogar
Gratisangebote gemacht werden können.

Rabattpraktiken sind rechtlich fragwürdig

Den bekannt gewordenen Informationen zufolge gibt es einen Fonds für
Computerbetriebssysteme und einen zweiten für Beratungsleistungen.
Insgesamt stünden dafür im Geschäftsjahr 2002/03 (30.6.) rund 180
Millionen Dollar zur Verfügung. Nach Angaben der Herald Tribune
entfielen aus dem Finanztopf für Beratungen 5,4 Millionen Dollar auf
Deutschland.

Microsoft-Europachef Jean-Philipp Courtois erklärte inzwischen, dass
die Rabatt-Praktiken durchaus legal seien. Auch andere Unternehmen
gingen auf diese Art und Weise vor. Microsoft-Konkurrenten wiesen
jedoch darauf hin, dass der Softwarehersteller mit dem Betriebssystem
Windows eine dominierende Stellung besitze. Ihrer Meinung zufolge
untersagt das EU-Recht in diesem Falle solche Discount-Aktionen.

Auch für Deutschland betonte ein Unternehmenssprecher, dass sich
Microsoft an die nationale Gesetzgebung halte. Die Zahlen zum
finanziellen Umfang der „Auftragsunterstützung“ wurden weder
bestätigt, noch dementiert.

In Deutschland hat Microsoft erst im vergangenen Monat einen neuen
Rahmenvertrag mit dem Bundesinnenministerium abgeschlossen. Dabei
werden Bund, Ländern und Kommunen, wie in einer Pressemitteilung des
Unternehmens betont wird, „deutlich verbesserte Lizenzbedingungen“
eingeräumt. Durch stabile Preise über Jahre hinweg erhalte die
öffentliche Hand ein hohes Maß an Planungssicherheit. Zugleich wolle
man im Bereich der Informationstechnik noch enger zusammenarbeiten.

Der Rahmenvertrag beinhaltet aber, wie ein Sprecher des Ministeriums
gegenüber der SZ betonte, keinerlei Abnahmeverpflichtungen. Er lege
nur die Konditionen (die nicht öffentlich gemacht werden) für
eventuelle Geschäftsabschlüsse fest. Im übrigen sei im vorigen Jahr
mit IBM erstmals auch ein Rahmenvertrag für die Software-Plattform
Linux abgeschlossen worden.

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