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  • PremKavi

mehr als 1000 BeitrÀge seit 16.08.2006

Das Internet ist ein zweischneidiges Schwert

Das war mir schon Ende der Neunzigerjahre bewusst geworden.

Auf der einen Seite ermöglicht es eine Informationsfreiheit und
Meinungsvielfalt, die vorher völlig undenkbar war, auf der anderen
Seite bietet es sich geradezu fĂŒr die FlĂ€chen deckende Ăœberwachung
an. Und das natĂŒrlich umso mehr, je mehr GegenstĂ€nde des alltĂ€glichen
Gebrauchs, wie beispielsweise ein Auto oder ein StromzĂ€hler vernetzt
werden.

Deshalb waren auch von Anfang an Nutzerdaten die WĂ€hrung, die ein
Nutzer fĂŒr kostenlos angebotene Dienste zahlen muss. Schon 1998
stellte ich die Frage, welches Interesse eine Firma wie
beispielsweise Microsoft hat, Dutzende von teuren FachkrĂ€ften fĂŒr die
Entwicklung und Weiterentwicklung eines Browsers zu bezahlen, der
schließlich kostenlos zur VerfĂŒgung gestellt wird. Da war von Google
noch keine Rede.

Es ist natĂŒrlich auch nicht weiter erstaunlich, dass die
Geheimdienste und Ermittlungsbehörden ein sehr großes Interesse an
sĂ€mtlichen verfĂŒgbaren Nutzerdaten haben. Und natĂŒrlich erst recht
die Regierungen, die Geheimdiensten und Ermittlungsbehörden die
Vollmacht erteilen. Denn Wissen ist Macht. Und um nichts anderes geht
es dabei.

Deshalb frage ich mich auch, was man mit Protesten eigentlich
erreichen will. Eine andere nationale Gesetzgebung? Was soll das
nĂŒtzen im internationalen Internet?

Zumal uns praktisch tĂ€glich neue FĂ€lle bekannt werden, in denen
selbst einfache Polizeibeamte ihre Kompetenzen weit ĂŒberschreiten und
dafĂŒr nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Im Gegenteil, die
deutsche Rechtspraxis lĂ€sst sogar illegal erlangte Beweismittel im
Prozess zu. Ein Erbe aus der Nazizeit?

Die Geheimdienste entziehen sich ohnehin erfolgreich jeglicher
Kontrolle durch die Parlamente. Und selbst wenn sie von einem
nationalen Parlament kontrolliert werden könnten, reicht dessen
Einfluss ĂŒber die Landesgrenzen nicht hinaus. Inzwischen ist auch
hinlĂ€nglich bekannt, wie nationale Geheimdienste interne gesetzliche
BeschrĂ€nkungen umgehen, indem das, was sie selbst nicht dĂŒrfen, von
befreundeten Geheimdiensten erledigt wird. FĂŒr eine Regierung, die
einen nicht unerheblichen Teil ihrer Macht aus den Erkenntnissen der
Geheimdienste erlangt, ist das so wesentlich, dass die Befugnisse der
Geheimdienste mit Sicherheit nicht real eingeschrĂ€nkt werden.

Hinter den Regierungen steht normalerweise auch in einer Demokratie
nicht das Volk, sondern die Personen und Unternehmen, die die
wirtschaftliche Macht haben. Das ist weltweit nicht mehr als ein
Prozent der Bevölkerung, genau genommen sind es sogar nur etwa knapp
90 Personen, denen 50 % des gesamten Vermögens der gesamten Welt
gehört. Selbst aus den hochgradig kapitalistischen USA gibt es
inzwischen Kritik an der allzu Wirtschafts-freundlichen Kanzlerin.

Mit einer finanziell gut ausgestatteten Lobby wĂŒrden wir an diesen
MachtverhĂ€ltnissen nichts Ă€ndern können. FĂŒr Deutschland kommt noch
die seit Ende des Zweiten Weltkrieges massive nicht nur politische
AbhĂ€ngigkeit von den USA hinzu. Dokumentiert unter anderem durch
immer noch zehntausende amerikanischer Soldaten auf deutschem Boden.

Wir sollten uns viel mehr Bewusst sein, dass spĂ€testens seit Ende des
Zweiten Weltkrieges eine zunehmende Machtkonzentration in den HĂ€nden
ganz weniger stattfindet. Eine Machtkonzentration, die noch lĂ€ngst
nicht den Gipfel erreicht hat. TagtĂ€glich lesen wir Meldungen der
Wirtschaftspresse, welcher Konzern, gerade auch im Internetbereich,
in dem die Machtkonzentration ohnehin schon massiv ist, ein anderes
Unternehmen schluckt und damit seine Position noch ausbaut. Solange
diese Bewegung nicht umgekehrt werden kann, wird auch eine Lobby, die
sich mit EinzelphĂ€nomenen wie der Ăœberwachung des Telefonverkehrs und
des Internets befasst, etwas Wesentliches erreichen.

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