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  • Tunnelwicht

640 Beiträge seit 25.08.2011

Ein moralisches Dilemma.

Dieses Kommentar Repost eines alten
Kommentars, weiter unten im Forum, eine Antwort auf einen anderen
Post. Ich habe diesen Post etwas ergänzt / verändert. Original unten
verlinkt.

> > In welcher Welt leben wir denn eigentlich, dass man als CEO keine
> > eigene Meinung mehr haben bzw. diese nicht mehr äußern darf? 

> Es geht nicht darum, dass er eine eigene Meinung geäussert hat, es
> geht darum, dass er Geld dafür bezahlt hat, um anderen
> (Homosexuellen) Rechte vorzuenthalten, die er für sich selbst als
> selbstverständlich in Anspruch nimmt.

Und jetzt nehmen wir mal die umgekehrte Situation. Ein konservativer
Medienkonzern sucht einen neuen Mitarbeiter für eine Leitende
Position und findet einen qualifizierten Kandidaten. Nun stellt sich
heraus, dass entsprechender Kandidat vor geraumer weile 1.000 USD an
eine Pro-Choice-Organisation gespendet hat und wird darauf hin
gekündigt.

Wäre das genauso fair wie dieser Fall? Es ist das gleiche ding,
jemand spendet einer Organisation die seine Meinung durchsetzen will
Geld und verliert daraufhin seinen Job. 

Nach der selben Logik könnte mich mein Arbeitgeber kündigen, weil ich
meiner Gewerkschaft spende. Oder weil ich Partei XY spende. 

Solche Dinge gehen im Normalfall niemanden etwas an. Und ich bin kein
Feind der gleichgeschlechtlichen Ehe. Im gegenteil! Ich finde es nur
unangebracht, wie mit diesem Herren umgegangen wird.

In einem anderen Kommentar habe ich folgende, vernünftige Lösung für
Mozilla vorgeschlagen:

1) Eich veröffentlicht eine Klarstellung, dass seine Weltanschauung
seine Entscheidungen, insbesondere personeller Natur, bei Mozilla
nicht beeinflussen werden.
2) Mozilla gibt eine Meldung raus, dass sich der restlichen Konzern
klar von den Weltanschauungen ihres CEO distanzieren, ihn aber
aufgrund seiner Qualifikation behalten wollen. 
3) Mozilla spendet 1.000 USD an eine entsprechende Organisation, die
sich für die Gleichgeschlechtliche Ehe einsetzt.

Dabei hätte jeder sein Gesicht bewahrt. Niemand wäre aufgrund seiner
Weltanschauung oder sonstiger persönlicher Attribute von seinem
Posten gedrängt - weder homosexuelle Mozilla-Mitarbeiter, noch Eich.

In einer Demokratie muss Meinung - und darin sind auch Spenden
enthalten - bis zu einem gewissen Grad toleriert werden. Tolerieren
kommt von dem Lateinischen "tolerare" und bedeutet grob übersetzt:
"Etwas aushalten". Und auch wenn Eich's Meinung hart mit meinem
Weltbild kollidiert und ich diesen Mann deshalb niemals mögen kann,
wurde hier keine Toleranz gezeigt. Und das verärgert mich fast schon
mehr, als Eichs spende: Ich bin in einem moralischen Dilemma, Ich
muss einen intoleranten Menschen verteidigen.

Eine Klarstellung:
Ich finde es gut, dass die Leute seine Meinung nicht gut heißen. Es
ist großartig zu sehen, dass so viele Menschen sich für die richtige
Sache einsetzen. Aber hier wurde meiner Meinung nach über das Ziel
hinaus geschossen.

Meinen original-Kommentar findet ihr hier:


http://www.heise.de/newsticker/foren/S-Re-Es-geht-nicht-darum-dass-er-eine-eigene-Meinung-geaeussert-hat/forum-277560/msg-25027955/read/



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