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  • Dr. Joachim Neudert.

mehr als 1000 Beiträge seit 17.04.2007

Gut so ! ?

Als das Ersturteil letztes Jahr rauskam, hab ich mir auch erst ans Hirn gefaßt: Das kann doch nicht war sein! Das Internet, gebaut um einen atomaren Erstschlag zu überstehen, soll auf Geheiß eines Landrichters aus meiner bayerischen Heimat partiell zu sperren sein? Lächerlich, und die ganze Welt lachte auch erstmal herzlich darüber.

Ich hab mich in einigen US-Newsforen dabei gemeldet und mitdiskutiert. ("Die Telekom ist auch nicht schuld, wenn über Telefon Verbrechen verabredet werden").
Schadensbegrenzung für die Heimat, dachte ich.

Dabei kam natürlich auch die Gegenseite zu Wort. Überraschend viele US-Boys meldeten sich und sagten: Bravo, endlich hat ein Richter  mal den Mut gezeigt und eine Grenze aufgewiesen. Warum soll das Internet rechtsfrei sein? Und warum ist es der Job eines Richters, die technische Umsetzung anzugeben?

Je länger ich dann darüber nachgedacht habe, desto mehr habe ich diesen Standpunkt zu akzeptieren gelernt.
Heute glaube ich sogar, daß dies der einzig gangbare Weg ist, wenn man das Ziel eines (Gewalt-Pornografie-was auch immer-freien ) Internets verfolgt: Den finanziell und bürokratisch Verantwortlichen die juristische Daumenschraube der Verantwortlichkeit und Haftung anzulegen. Nicht die Techniker um Lösungen anbetteln. Ron Sommer, AOL-Manager, etc. direkt und persönlich haftbar halten.

Gerade an dem armen Herrn Somm von Compuserve sah man ja, wie das zieht.


Bitte jetzt nicht falsch verstehen: Ich rede keiner Internet-Zensur das Wort. Freie Meinungsäusserung für die Chinesen, vs. rechtsradikale Inhalte auf US-Servern? Kaum abzuwägen. 
Aber wenn jemand dieses Ziel verfolgt, ist das der Weg.

Dieser vordergründig durchgeknallte ("maverick judge" nannten die Amis ihn)und technisch inkompetente Landrichter des Ersturteils hat sich nicht vernebeln lassen durch die Frage der technischen Realisierbarkeit. Er hat die Buchstaben des Gesetzes angewandt, und er hat Compuserve da gepackt, wo es weh tat. Bei den  Hörnern des Top-Management.

Eine Lösung hab ich für das Dilemma nicht. Der Freispruch freut mich persönlich für Herrn Somm, der da willkürlich aus der Masse herausgepickt wurde. Aber der Ansatz war äusserst effektiv........


Joachim Neudert

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