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mehr als 1000 Beiträge seit 09.01.2006

Die Mär von der Kriese und dem Preisverfall

Was sagen die Manager von Qimonda? Der Preisverfall von DRAM-Preisen
sei schuld und die Wirtschaftskriese (Gott sei Dank, dass es sie
gibt! Denn sonst hätte man eine Entschuldigung weniger) mit geringem
"Kapitalzufluss". 

Zum sogenannten Kapitalzufluss. Ich habe mir mal die Geschäftszahlen
von Infoneon (vor zwei/drei Jahren) angeschaut. Verrechnet man
Verluste mit Gewinnen auf, hat Infineon mit Qimonda seit 1999 unterm
Strich rund zwei Milliarden Verlust gemacht (in den Jahren mit
Gewinn, war es übrigens die Speichersparte, die bei hohen Preisen
riesige Gewinne abwarf!). Wer nun glaubt, dass es nur eine
Eigenschaft des Sozialismus war, "defizitäre" Industrien künstlich am
Leben zu erhalten, der sieht sich spätestens hier getäuscht. Im
Marktkapitalismus ist es anscheinend der "Kapitalzufluss", der das
ermöglicht: munter sprudeln die Gelder von Investoren, denen man
anscheinend versprochen hat, dass das irgendwann alles wieder
zurückkommt, obwohl das Unternehmen nur Verluste schreibt. Das Motto
des Managements lautete also: was kümmern wir uns um horrende
Verluste, solange wir den "Investoren" mit Power-Point-Folien (PP ist
nach Excel die wichtigste Applikation dort!) klarmachen können, dass
sie immer mehr Geld einspülen sollen. Wenn das Managemant nun aber
sagt, dass Qimonda so schlecht da steht, weil aufgrund der von ihnen
selbst produzierten Blasen, keiner verständlicherweise mehr die
Schulden finanzieren will, dann gehärt es geteert, gefedert und
danach noch gesteinigt. Das ist eine Unverfroenheit sondersgleichen.
Zu ihnen muss man noch die Presse stellen, die außer
Pressemittleilungen des Konzerns nichts anderes zu sagen weiß. Es
herrscht ein vereinbartes presse-mäßiges Schweigen darüber, dass ja
auch ander RAM-Hersteller die gleichen angeblichen Nachteile haben -
und eben nicht bankrott gehen.

Zum Preisverfall: seit fast zwei Jahrzehnten ist bekannt, dass der
RAM-Preis ein Fantasieprodukt ist. Genauso weigert man sich
hartnäckig, dessen Ursachen zu analysieren. Das ist umso
erstaunlicher als dass dieser dem Marktkapitalismus völlig
entgegensteht und man so seine Fehler, die seinen Zusammenbruch
bedeuten _könnten_, gar nicht erst sehen will. Das hat man natürlich
gern übersehen, weil sich mit den manipulierten DRAM-Preisen auch
eine Menge Geld verdienen lässt (sie Geschäftszahlen von Infineon
insgesamt, die noch schlechter wären ohne die RAM-Preis-Hypen). 

So findet man auch hier findet das pervertierte Management, dem die
$-Zeichen in den Augen stehen: ist der Preis hoch und kann man viel
Geld scheffeln, brüstet man sich der eigenen wirtschaftlichen
Leistung, obwohl das nur auf marktmäßigen Manipulation basiert, ist
er niedrig jammert man von Lohnkosten (die beim Hochpreis genauso
waren), niedrigen Preisen, Umweltschutz und anderen Dingen.

Ein solches Management ist erstens Realitätsbefreit, bereitet
eigentlich anständig prozudzierenden deutschen Unternehmen das
Zehnfache an Schaden als das, was ihnen als Mehrwert bringen. Wird
der Schaden auffällig groß, "findet" man sie ab: man zahlt ihnen
Geld, dass sie nicht noch größeren Schaden anrichten können. Als
Arbeiter stelle ich mir das schön vor: wenn ich Scheiß baue, gibt man
mir noch Geld dafür.

Schaut man genauer hin, stellt man fest, dass das Management, ein
Haufen Idioten ist, das sich in geistiger Unzucht übt. Untereinander
bestärken sie sich darin, dass ihre "Erfolge" selbstverantwortet sind
und ihre "Misserfolge" immer woaanders zu suchen sind. Unterstützt
werden sie von auf hochglanz polierten Manager-Magazinen, die ihnen
genau das schreiben, was sie hören wollen. Die Zentralorgane der SED
haben das gleiche gemacht; nur nicht so professionell. 

Qimonda ist nicht nur ein sauber produzierendes Unternehmen am
Abgrund. Es ist das Symptom einer allumfassenden Krankheit, die nicht
wahrgenommen werden will. Die Realität wird sich aber sehr schnell
durchsetzen. Es ist zwar nicht zu erwarten, dass jemals eine
grundlegende Aufarbeitung statt finden wird, aber die Symptome werden
immer weniger kaschierbar sein.


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