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  • Twister

mehr als 1000 Beiträge seit 27.11.2000

Re: Es ist schon erstaunlich...

Gerrit.Hahn schrieb am 19. Mai 2004 0:18

> Wie man vom "Anti Establishment Gossenjungen" zum Millionenschweren
> Ar*chloch werden kann. Damals, als Eminem nich ein kleiner Fisch war,
> nahm man ihm seine patzige Art wenigstens noch ab. Heute ist er ein
> Plattenmillionär, wie all die anderen auch und damit unglaubwürdig.

Aha.
Also wird man dadurch unglaubwürdig, dass man Geld verdient (eine
Menge Geld).
Ehrlich gesagt:
ich hab kaum Geld, ich schmeiß meine Stories unter die Leute und wenn
ich dafür ein wenig geld bekomme - schoen. Wenn jetzt ploetzlich der
große Run reinbricht und ich zig Millionen verdiene: würde ich die
ablehnen?
Noe. Ich würde zwar einen Teil davon für meines Erachtens sinnvolle
Sachen abgeben, aber ich muss zugeben: Ich würde auch die "Sau
rauslassen", in der Kneipe die einladen, die gerade rumstehen und was
auch immer. Weil ich es eben könnte. Es ist, ich muss es einfach
zugeben, ein nettes Gefühl, nicht nach 2 Bier das Portemonnaie
aufmachen zu müssen und zu schauen, ob man das dritte oder vierte
bezahlen kann sondern einfach zu sagen "gieß nach bis der Ladn dicht
ist"
Das mag dekadent klingen, gibt aber einfach auch viele Möglichkeiten.
Du kannst einfach Sachen machen, die Spaß machen, die Dir wichtig
sind etc. Du kannst für ein paar Tausend Euro den Schuppen mieten,
den Du schon immer cool fandest, kannst Deine Freunde einladen und
eine richtig coole Sause machen. Würde Dich das als Schriftstellerin
unglaubwürdig machen und als jemand, der sagt "Geld ist nicht alles"?
imho nein.


> Ich finds schade, wie Geld die Menschen korrumpiert und sie
> Kommerziell denken lässt. Wenn ich schon sehe, das ein Oliver Kahn EA
> Sports verklagt, weil sein Name in einem Fußball Game benutzt wird...
> Schöne neue Copyright Welt. Aber in den Zeiten, in denen sich
> Unternehmen die Farbe "Magenta" und den Buchstaben "T" schützen
> lassen können, wundert mich eh nichts mehr.

> Eminems Musik hat stark an Biss verloren, seitdem er diese Looser von
> D12 mit sich rumschleppt. Und aus dem ehemaligen Straßenrebellen mit
> einer Message ist nur noch ein Medienclown geworden, der keine
> Message mehr hat weil ihn das Geld komplett umgedreht hat.

Hm...

> Ein Glück, das ich nie vor der Wahl stehen werde, ob ich die
> Millionen nehme, oder meine Persönlichkeit behalte. 

Das weiß man nie.
Es ist schnell gesagt "boah, ich veränder mich nie", aber das ist
imho Unsinn. Die Frage ist, inwiefern man sich verändert und
inwieweit.
Gegen das "ich mach jetzt dauernd Party und mach, was ich will" ist
doch nichts zu sagen, wenn man sich sonst treu bleibt.

Und was das Copyright angeht:
Ich bin auch jemand, der Musik für sich wichtig hält und der meint,
gerade mei HipHop ist das Samplen wichtig etc. Deshalb graut mir vor
dem Copyright. Aaaaber: ein Copyright ist für mich etwas anderes als
Urheberrecht.
Nehmen wir mal an, einer meiner Texte wird wirklich ein Klassiker wie
Goethes Faust oder wie Verse aus Shakespeares Werken etc. So, dass
jeder, der die Zeilen hört, sofort weiß: "Hey, stammt von Twister".
Dann hätte ich weiter nichts dagegen, dass man es verfremdet,
weitergibt, samplet etc. Aber (siehe auch die "Creative
Commons"-Lizenz) ich möchte z.B. nicht, dass damit Kohle verdient
wird. Und sehen wir es so:

Wenn der Song so unwichtig gewesen wäre, hätte man ihn nicht
genommen. Man hat eindeutig auf die Popularität von u.a. Eminem
gesetzt und seinen eigenen Willen, den er bekundete, ignoriert.

Stell Dir mal vor, einer Deiner Sprueche "Gerrit Hahn says Yes" bzw.
"Gerrit saysyes" (von Dir gesprochen) wird ein absoluter Klassiker,
Du bist superberühmt und zig Leute kennen Dich. Nun kommt also eine
Firma zu Dir und sagt "wir wollen mit dem Spruch (gesprochen von
einem kleinen Kind) für unser Produkt Werbung machen" und Du sagst
"fuck! Werbung!? Mit mir nicht. No chance."
Dennoch schmeißt die Firma die Werbemaschinerie an und nun läuft
ziemlich oft auf diversen Kanälen eine Werbung für ein Produkt (nimm
eines, was Du bestimmt nicht magst) mit diesem Slogan. Es muss ja
nichtmal ein Kind sein. Nimm eine Pornodarstellerin, die Werbung für
irgendein SM-Produkt macht. Mit dem dahingestöhnten Slogan "Gerrit
saysyes" (ist ja nur nachgesprochen).

Würdest Du das gut finden?

Es ist manchmal nicht so einfach wie man denkt, leider.
Wenn z.B. hier in good old Duetschland Leute einfach (hm, gibt es
einen superlockeren Typen, der aufs Copyright pfeift? gruebel...)
einen Song von Sido (das ist der mit der Totenkopfmaske, ein "ganz
harter" Rapper eben... huestel) nehmen und den sozusagen zur Hymne
von 
a) Pro-Atomkraft-Veranstaltungen
b) der neuen Müller-Milch-Kampagne
c) der neuen "Wählt-Schröder-Kampagne"
d) einer Neonazi-Veranstaltung
machen würden, würde sicherlich auch der harte Rapper sagen "stop"

Egal ob nun ein Kind oder eine Pornodarstellerin den Song summt -
Apple hat imho bewusst darauf gesetzt, dass u.a. auch Kidner und
Jugendliche den Spot sehen, den Song wiedererkennen und sich im Kopf
festsetzt: Hey, das war doch der Kram, bei dem das Kind den
Eminem-Song gesungen hat. 
Diese "Konsumenten" werden wohl kaum differenzieren zwischen "Knd
singt Eminem" oder "Eminem sing für Apple", für die heißt es
Eminem-Song:Produkt.
Und ich halte es für durchaus okay, wenn Eminem sagt "ich will für
euren Kram nicht Werbefigur sein, auch nicht indirekt".
Wäre Apple dies nicht bewusst, hätte man ja nicht zuerst gefragt.


Was die Klage gegen MTV angeht:
ich kenn den Hintergrund nicht genau.
Was die Klage gegen Apple angeht: dafür.

Twister

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