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  • unbekannter Benutzer

642 Beiträge seit 17.12.2000

Na dann

Hallo

> Offensichtlich hast Du (noch?) keine Ahnung von der Thematik.

Ich lebe mein Leben und mache mir schlicht und einfach keine Sorgen
... Ich sag dir, so lebt sich's glücklich.

> 1. Die Technik ist noch nicht ausgereift.
>       - 5 Jahre Lebensdauer? Pervers.

In meinem jetzigen Pass habe ich 1999 gelöst und er wäre 2004
abgelaufen, wenn unsere Behörden nicht Produktionsengpässe für den
erneuerten Pass gehabt hätten. So konnte ich ihn bis zum 31. Dezember
2005 verlängern.

Ich finde es richtig, dass ein Pass nicht lebenslang ausgestellt
wird, sondern in einem vernünftigen Rhythmus aktualisiert werden muss
- 5 Jahre sind für mich vernünftig. Schliesslich ändert sich das
Aussehen (und somit das Photo) einer Person im Laufe der Zeit.

Denn man sollte nicht vergessen, was Sinn und Zweck eines Passes ist:
a) die Person, die ihn besitzt, eindeutig zu identifizieren und b) es
Fälschern möglichst schwer zu machen, ihn zu kopieren.

Ein Staat hat das Recht, die Personen die ihn bereisen wollen,
eindeutig identifizieren zu dürfen. Oder sollen wir die Grenzen
gleich ganz abschaffen? *smile*

>       - Robustheit? Vermutlich nicht ausreichend.

"Vermutlich" ... schauen wir einmal, wie das endgültige Produkt der
Entwickler aussieht. Wenn der Prototyp den Anforderungen von
"Robustheit" nicht entspricht, wird das Projekt meinetwegen gestoppt.

>       - Fehlerquote? Es gibt keine eindeutige Zuordnung der
> biometrischen Merkmale, sondern nur Fuzzy Werte
> (= irgendwas zwischen 0% und 100%)

Ohne Biometriker zu sein, wird man wohl erst das Aggregat aus
verschiedenen Daten als repräsentativ anschauen. Dieses muss wohl
einen gewissen Grad an Zuverlässigkeit aufweisen, um Personen bei der
Grenzüberschreitung _effizient_ abfertigen zu können, ohne jeden
Zweiten gleich in Haft zu nehmen.

> 2. Es wird befürchtet, daß ein Auslesen der Daten jederzeit möglich
> wird.

Wie das denn? Ich benutze meinen Pass etwa eine Woche im Jahr (wenn
überhaupt), nämlich dann, wenn ich ins ferne Ausland Reise. D.h. er
wäre am Flughafen, wo lustigerweise auch der Zoll steht, auslesbar.
Dann liegt er eine Woche lang im Hotel rum, und beim Rückflug könnte
man ihn am Airport wieder auslesen. Danach steckt er für 50 Wochen in
meiner Schublade hier rechts von mir. Wie willst du das mit dem
"jederzeit" auslesen bewerkstelligen?

>       - dies würde einer automatischen Kontrolle von Personen
> Tür und Tor öffnen; dies bedeutet, man ist den Behörden
> hilflos
> ausgeliefert und wie viel Mist die Behörden bauen brauche ich
> glaube ich nicht extra erwähnen, oder?

Ein solch schlimmes Bild von den Behörden habe ich nun doch wirklich
nicht. Gesetze können wir als Bürger beeinflussen (in der Schweiz
durch Abstimmungen, bei euch durch die Wahl der "richtigen" Vertreter
in die Legislative).

"automatische Kontrolle" - zuerst einmal müsste die Passtragepflicht
eingeführt werden. Danach müsstest du das ganze Land mit Sensoren
ausstatten und diese miteinander und mit einer Datenbank verbinden.
Welcher demokratische Staat ist so blöd und hat heutzutage soviel
Geld, um ein solches Mammutprojekt (das keine finanziellen Vorteile
mit sich bringt wie etwa euer Maut-System) durchzuziehen?

>       - dies würde einer automatischer Überwachung von Personen
> Tür und Tor öffnen; 1984 läßt grüßen

Du bist schlicht und einfach paranoid. Bleibst du auch zu Hause, weil
du Angst vor Verfolgern in dunklen Anzügen hast?

> 3. Es wird befürchtet, daß es hinter diesen Biometriegeschichten um
> den Aufbau einer zentralen Datenbank geht, in der Menschen
> biometrisch erfaßt werden.

Es würde ja keinen Sinn machen, biometrische Pässe auszustellen, ohne
die Daten zentral zu lagern. Auch die Daten meines jetzigen Passes
sind wohl hoffentlich zentral gelagert, damit die Grenzwächter die
Gültigkeit meines Passes in sekundenschnelle verifzieren können. Wenn
ich gerade hineinschaue, sehe ich auch eine eindeutige ID, die auf
jeder Seite aufgedruckt ist. Das ist also meine Datensatz-Nummer :-)

>       - wenn man die Daten erhebt, warum sie nicht gleich speichern?

Bingo. Sonst würde man den Behörden im Nachhinein wieder
Geldverschwendung vorwerfen, wenn sie 2-3 Jahre nach Einführung des
Passes die Daten nachträglich erfassen müssten.

>       - wenn man die Daten erhebt, warum sie nicht gleich ZENTRAL
> speichern und mit anderen Ländern abgleichen?

"mit anderen Ländern abgleichen" - meine Güte, dein Leben muss
miserabel sein, wenn Zeit hast, dir schon jetzt solche Gedanken zu
machen! Dafür wird es gesetzliche Bestimmungen brauchen, und diese
werden von Parlamentariern, die du und dein Volk gewählt hast,
propagiert werden müssen. Kein normal denkender Politiker wird sich
einen solchen Faux-Pas leisten, der ihm garantiert die Abwahl
einbringen wird.

A propos: Alle Airlines liefern schon jetzt Passagierdaten der Flüge
in die USA an die dortigen Behörden. Abgesehen davon, dass ihr
Paranoiker immer vergesst, dass Datamining kein triviales Unterfangen
ist*, hat dies noch nie irgendwelche Resultate gezeitigt.

*) Die Amis gelten als äusserst techniksüchtig und vor allem
-gläubig. Wenn täglich Gigabytes an Daten nach Übersee kopiert
werden, müssen die ein Heer von Data-Minern beschäftigen, ohne dass
die Garantie besteht, dass ihnen ein Terrorist in die Falle geht. Ich
glaube nicht, dass die USA jemals etwas mit den stetig zunehmenden
Datenmengen anfangen können.

>       - auch hier ist man wieder den Behörden ausgeliefert, da die
> Zuordnung biometrischer Merkmale zu Personen fehlerbehaftet
> ist; unschuldige können so sehr schnell unnötig zu zu
> verdächtigen werden, insbesondere, da anzunehmen ist, daß
> Behörden stets den bequemsten Weg der Ermittlung wählen
> werden
> und unter Umständen so das Leben unschuldiger ziemlich
> beschissen werden kann

Da wir zum Glück in keinem totalitären Staat leben, kann man nicht
einfach "so" ins Gefängnis gesteckt werden (ausser die Amis greifen
dich im Kampfgebiet in Afghanistan/Irak auf, dann kommst du nach
Guantanamo - aber wer sich dort freiwillig aufhält, dem ist nicht
mehr zu helfen). Da braucht es ein gerichtliches Urteil, dem ein
ordentliches Beweisverfahren vorausgegangen ist. Ich habe Vertrauen
in unsere europäischen Gerichte. Und wenn alle Stricke reissen, gäbe
es sogar noch den Europäischen Gerichtshof.

99% der Bevölkerung werden sowieso nie in einen solchen Fall
verwickelt werden, weil sie gutschaffene Bürger sind und nicht aus
paranoider Furcht Mist anstellen.

> Paß beschriebene Person ist. Besonders in Zeiten der Einführung
> übertriebener staatlicher Autorität, wie es allenortes gegenwärtig
> passiert.

Als Geschichts-Student muss ich da nur Müde lächeln - es kann kaum
von "Einführung", sondern höchstens von "Wiedereinführung" gesprochen
werden, obwohl ich stark bezweifle, dass die staatliche Autorität
jemals seit der Aufklärung abgeschafft worden ist. Der Staat stellt
das Wohle seiner Bürger sicher, setzt sich aber umgekehrt eben genau
aus jenen zusammen - erst die Bürger machen den Staat aus.

Durch das demokratische System stellen wir sicher, dass ein
pragmatischer Mittelweg gefunden wird. Ob Mal autoritärer oder
weniger, das hängt vom Zeitgeist ab. Und nicht zuletzt vom mündigen
Bürger, der, was ich von dir bspw. hoffe, auf die Schranken geht,
wenn er den Missbrauch des Systems fürchtet. Wenn aber die Mehrheit
der Meinung ist, dass ein biometrisches System gut sei, musst du dich
wohl oder übel mit Auswandern (mit biometrischem Pass) beschäftigen
*grins*

> Es gibt eine Menge ungeklärter Fragen, wie Du sehen kannst.

Naja ;-)

> von Seiten der Politik an Sprüchen vorgesetzt wird, da wir zu 99% nur
> beschwichtigt und verscheißert werden und (zumindest) der (deutsche)
> Staat macht, was ihm in den Kragen paßt, egal wie blödsinnig es ist.

Immerhin hat jeder einen TV, ein Grossteil der Bürger hat Arbeit, wo
er 8h pro Tag (und nicht 12 oder 14) verbringt,
Krankenversicherungen, Sozialleistungen usw. usf. Wenn ich dir zuhöre
könnte man meinen, dass ihr deutschen in einem Dreckloch lebt? Du
kannst gerne in den Irak, dort gibt es nichts annäherndes, was man
"Staat" nennen könnte. Dazu müsstest du aber auch auf all die
Annehmlichkeiten verzichten, die dir der "verscheissernde" Staat
momentan zu bieten hat.

Jammern auf hohem Niveau. Die Iraker wären sicherlich froh, müssten
sie sich "nur" um biometrische Pässe aufregen!

> Solange diese obigen Punkte nicht hinreichend geklärt sind, einer
> zentralen Datenspeicherung und das automatische Auslesen
> biometrischer Merkmale nicht effizient unterbunden ist,

Wickle den Pass in Folie ein (à la RFID), und fertig ist das
Auslesen. Du bist der einzige Mensch den ich kenne, der seinen Pass
freiwillig täglich mit sich herumschleppt. Selber schuld, wenn er
dann überall von jedermann ausgelesen wird.

> sind (geschweige denn der Rest drumherum)? Ich sage Dir, da steckt
> mehr dahinter als nur eine Sicherstellung der Echtheit des Ausweises,
> denn wenn es nur um letzteres ginge, so hätte man keine Eile, weil
> gerade die gegenwärtigen, maschinenlesbaren Ausweise als ziemlich
> fälschungssicher gelten und gegenwärtig allemal ausreichend wären.

Paranoid! :-) Bis ich wegen antistaatlicher Agitation festgenommen
werde, habe ich zumindest ein sorgenfreies und unbelastetes Leben
gelebt haben, während du bereits jetzt voller Angst lebst ...

Leb wohl!
Tschö
Mario

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