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  • Faber

mehr als 1000 Beiträge seit 14.01.2000

Plädoyer für das Digitale oder "Was macht ihr noch hier?"

Was macht ihr eigentlich alle hier?

unglaublich viele klopfen sich hier auf die Schulter, wie toll es
ohne Facebook/Twitter ist, dass die "digitalen Außenseiter" es
sowieso alle viel besser haben, dass wir nicht den Fehler machen
sollten, alles zu digitalisieren, dass es viel wichtiger Sei,
Landwirtschaft zu kennen als Internet, das die Abstempelung von
"Digitalen Aussenseiten" so unfähr sei, 

und so weiter...

Also ich sehe das anders. 

Wer die Vorteile durch die Effizienz einer nahezu vollständig
digitalisierten Welt nicht sieht und lieber einen auf Digitalen
Robinson Crusoe machen will, verstellt sich doch den Blick. Wer will
denn noch Telefonbücher wälzen, 3 Tage in der Bibliothek statt 3
Minuten online recherchieren oder für eine Überweisung zur Bank
gehen. Wer will noch wirklich für eine CD anstehen, seine
Steuererklärung in ein Papierformular malen oder mit einer
Papier-Enzyclopedie arbeiten, die immer schlechter sein wird als
Wikipedia?  Videotelefonie ist heutzutage zum Nulltarif zu haben, wer
will das denn allen Leuten, die gerade nicht zusammen sind, wieder
wegnehmen wegen der guten alten Zeit?

Wieso wird das alles plötzlich verteufelt? Haben hier alle das
Bedürfnis, sich selbst als doch nicht so technikaffin hinzustellen? 
Wird die eigene digitale Welt so schlecht bewertet?

Ich will nicht in die 70er, 80er oder 90er zurück. Ich finde die Welt
soll aus Handies und nicht aus Telefonen, aus Tablets und nicht aus
Tageszeitungen bestehen, ich will Musik Digital kaufen, archivieren
hören und wer Twitter nicht mag, lässt es weg, wer mit Facebook nicht
umgehen kann, auch, aber verteufelt doch nicht gleich alles digitale. 
Es gibt nur wenige Dinge, die Analog bleiben sollten, Wahlen zum
Beispiel, weil Effizienz in solchen Fällen nicht das wichtige
Kriterium ist. Das ist aber die große Außnahme. (Die
Gesundheitskarte, Elena etc gehören zum Beispiel nicht zu den Dingen,
die analog verbleiben sollten.). 

Ich bin mir sicher dass die meisten "Digitalen Außenseiter" nicht
freiwillig auf Internet & Co verzichten würden, wenn sie wüssten, um
was es sich handelt und wenn das sich aneignen Problemlos ginge.

Diese Leute sind nicht heroisch trotzig, sondern ängstlich.  Man
sollte sie natürlich nicht "abstempeln", aber Applaus haben sie
keinen verdient. 

Wenn es wirklich welche gibt, die es genau kennen, und sich trotzdem
gegen einen Internetanschluss entscheiden, gegen die ist alles von
mir gesagte nicht gerichtet, und sie zählen in dem Sinne auch nicht
zu den "Digitalen Außenseitern", sondern eher zu "Digitalen
Eremiten". 

Die Tatsache, das es in anderen Bereichen der Erde ganz andere
Probleme gibt als "Digitales Außenseitertum" heißt doch nicht, dass
sie dort automatisch besser leben. Natürlich ging es auch hier ohne.
Nur schlechter. 

Und jeder, der hier liest und schreibt, und gleichzeitig die
"Digitalen Außenseiter" als die besseren Menschen hinstellt, warum
ist er noch hier? Das meine ich nicht, um ihn loszuwerden, sondern
wieso handeln diese Leute gegen ihre Überzeugung? Ich verstehe es
nicht. 

Wer, um ein Beispiel weiter unten aufzugreifen, mit 50 hier bei uns
von sich sagt, "Internet brauche ich nicht mehr lernen", der irrt. 

- Faber


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