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  • ThomB

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Re: Die westeuropäische Linke

SebiBerlin schrieb am 27. April 2014 11:16

> war schon immer gefangen in ihrem Kadavergehorsam zu Moskau. Das hat
> Orwell damals kritisiert, und das hat sich seit dem nicht verändert.

Ehe Du solche Behauptungen in die Welt stemmst, solltest Du
vielleicht etwas Quellenstudium betreiben. Dann würde Dir womöglich
auffallen, dass der von Dir kritisierte "Kadavergehorsam" zuallererst
von links, genauer gesagt von Rosa Luxemburg, kritisiert wurde. Und
auch bei der Frankfurter Schule und der Masse der 68er und ihrer
Nachfahren wirst Du diesen Kadavergehorsam *nicht* finden.
Anderenfalls hätte es nie grün-bunt-alternative Listen gegeben. 

Was Orwell angeht - ich habe "1984" immer als Kritik eines "totalen
Staats" gelesen, der seine eigene Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung für gott- bzw. naturgegeben - oder allgemeiner
formuliert: richtig und unkritisierbar - hält. Und ich glaube nach
wie vor, dass dies der eigentlichen Botschaft näher kommt als die
ausschließlich sowjetkritische Interpretation. Dafür spricht auch,
dass Orwell seinerseits eher Anhänger eines demokratischen
Sozialismus war (und zur Zeit des 2. Weltkriegs eine Reihe von Essays
verfasste, die den Sieg desselben in England prophezeiten, weil
Hitler nur so zu bezwingen sei). Nebenbei greifen einige Motive in
"1984" die britische Nachkriegsrealität auf, sind also auch in dieser
Hinsicht nicht frei von dezidierter Kapitalismuskritik. Ähnliches
dürfte wohl auch für "Animal Farm" gelten.

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