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  • Casandro

mehr als 1000 Beiträge seit 04.05.2000

UMTS war auch so ein technischer Irrweg

Man muss wissen, dass Mobilfunkstandards ca 10 Jahre von der Grundidee zum Beginn des Netzaufbaus benötigen. GSM kam ca 1990s raus, die ersten Planungen begannen ca 1980. UMTS kam ca 2000 raus, somit hat man da ca 1990s angefangen.

Die Grundidee hinter UMTS ist CDMA. Das ist eine Idee wie man mehrere Datenströme unterschiedlicher Datenraten in einem Frequenzband gleichzeitig übertragen kann. (3 Sekunden Erklarung: AM mit quasizufälligen Rauschen als Träger)
Damit kann man zum Beispiel volle ISDN-Kanäle auch im Mobilfunk machen, so dass man die ganzen ISDN-Anwendungsfälle (transparente Daten, Gruppe 4 Fax, Sprache, Videotelefonie) mehr oder weniger 1:1 im Mobilfunknetz abbilden könnte. CDMA ermöglicht es auch sehr weiche Handovers zwischen Zellen zu machen, damit ja kein Bit verlorengeht. Das war 1990 alles toll und futuristisch, allerdings ist in den 1990gern etwas unerwartetes passiert.

Das Internet, das es schon lange gab und das eher eine Schattendarsein neben den großen Netzen wie dem X.25 Netz, dem FIDO-Netz oder Anbietern wie Compuserve gespielt hat, wurde plötzlich groß. Jeder wollte Internet, niemand wollte mehr ISDN oder X.25. Die Folge war, dass UMTS plötzlich auf einen Usecase ausgerichtet war, den es so kaum noch gab. Ja man hat dann mit HSDPA noch mal versucht auch Pakete zu vermitteln, aber optimal war das nicht.

LTE wurde gegen 2000 begonnen, weshalb man den ganzen Verbindungsorientierten Kram gleich weg lassen hat, und stattdessen nur noch Pakete vermittelt.

"5G" könnte möglicherweise wieder so ein Irrweg werden, da es gegenüber LTE kaum Vorteile bringt, aber die Komplexität deutlich erhöht. (Mal abgesehen von neuen Frequenzbändern und Beamforming was man aber auch zu LTE hinzufügen hätte können)

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