Raw-Retusche mit Lightroom und Capture One

Raw-Entwicklung hier und Retusche dort muss nicht mehr sein, denn sowohl Lightroom als auch Capture One bieten alle wichtigen Retuschefunktionen für Rohdaten an. Lightroom setzt auf einfach zu bedienende Anker, während Capture One mit komplexen Korrekturebenen arbeitet. Wir haben in der Praxis getestet, wie sich die Konzepte bei alltäglichen Aufgaben schlagen.

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Lesezeit: 25 Min.
Von
  • Sascha Erni
Inhaltsverzeichnis

Die Raw-Koverter Lightroom (LR) und Capture One (C1) geben sich derzeit ein regelrechtes Kopf-an-Kopf-Rennen, was den Funktionsumfang und die Bildbearbeitungsmöglichkeiten auf Raw-Ebene betrifft. Diese Funktionen stehen im Fokus der Entwickler, weil die Bildretusche auf Raw-Ebene für den Anwender zwei große Vorteile hat. Da man – wenige Ausnahmen bestätigen die Regel – auf Raw-Daten nur lesend zugreift, erfolgt die Bearbeitung nichtdestruktiv. Die Bilddatei selbst wird nicht verändert, man speichert die Einstellungen für die Bearbeitung entweder in einer Datenbank oder in einer Sidecar- Datei (z. B. XMP). Zum Vergleich: Bei der klassischen Bildbearbeitung in Photoshop mit Nicht-Raw-Formaten wie TIFF oder JPEG besteht die Möglichkeit, die Quelldatei bei der Bearbeitung versehentlich zu beschädigen.

Außerdem erfolgt die Bearbeitung auf Raw- Ebene parametrisch und kann daher zwischen Bildern getauscht werden. Man kopiert nicht die fertigen Pixel-Farbwerte, sondern die Instruktionen, was genau mit einem Bildbereich geschehen soll. Ein klassisches Beispiel ist die Entfernung von Sensorflecken: Die Position der Sensorflecken verändert sich bei den Aufnahmen einer Bilderserie in der Regel nicht. Wenn man im ersten Bild die Sensorflecken beseitigt, kann man diese Korrekturdaten in aller Regel auch für die weiteren Bilder der Serie nutzen. Ob das Bild eine Landschaft, einen Menschenkopf oder eine Katze zeigt, ist der Anwendung grundsätzlich egal. Sie wird immer die Position der Flecken mit den Rohdaten des Zielbildes verrechnen, nicht mit denjenigen des Ursprungsbildes der ersten Korrektur. Bei schwierigen Motiven wie beispielsweise bei filigranen Strukturen kann es allerdings erforderlich sein, den Korrekturbereich manuell nachzujustieren.

Ein weiterer Vorteil der Raw-Retusche ist, dass Ihre Arbeiten mit dem aktuellen Stand der Technik Schritt halten. Lightroom und Capture One erneuern regelmäßig die Engine ihrer Raw-Entwickler, sie liefern heute bessere Ergebnisse als noch vor einigen Jahren. Statt dass Sie nach einem Update die gesamte Arbeit, die Sie vor vielleicht drei Jahren an einem Lieblingsbild vorgenommen haben, nochmals von Anfang an neu durchführen müssen, profitiert die Retusche direkt von der erneuerten Raw-Engine. Sie müssen höchstens einige Ihrer Arbeitsschritte nachjustieren, nicht komplett von vorne beginnen. Und: Retuschen auf Raw-Ebene sparen gehörig Speicherplatz, weil nur das Sidecar neu gespeichert wird.