„Ein Weibchen hat den Roboter in den Arm genommen“

In der BBC-Serie „Spy in the Wild“ haben Dokumentarfilmer verschiedenste Tierarten unterwandert: Sie entsendeten Spionage-Roboter, die den Tieren verblüffend ähnlich waren. So filmten sie Reaktionen, über die auch Zoologen staunen.

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Von
  • Jan Berndorff

TR: Mr. Gordon, welche geheimen Informationen haben die Roboterspione aus der Tierwelt mitgebracht?

MATTHEW GORDON: Unser Ziel war, Eigenschaften und Verhaltensweisen zu dokumentieren, von denen man früher dachte, sie wären allein dem Menschen vorbehalten: Liebe, Intelligenz und Freundschaft zum Beispiel. Dass sie auch bei Tieren zu finden sind, war zwar schon vor unseren Filmen kein Geheimnis mehr. Aber viele Aspekte sind schwer zu beobachten. Mit unserer Methode – möglichst echt wirkende Roboter als vermeintliche Artgenossen einzuschleusen – gelingt das recht gut: Wir kamen extrem nah an die Tiere heran und sammelten sehr persönliche Eindrücke aus ihrer Welt. Die Experten, die uns beraten haben, waren zum Teil ziemlich baff. Jill Pruetz, Schimpansenforscherin an der Texas State University, sagte, sie habe noch nie solch menschlich wirkende Gesichtsausdrücke bei den Tieren gesehen. Ein anderer sagte uns, mit den Aufnahmen hätten wir ihm zehn Jahre Arbeit erspart.

Sie haben vier einstündige Filme und ein Making-of produziert. Wie viele Tierarten haben Sie ausspioniert?

An die 50 – von Affen und Halbaffen über Elefanten, Fischotter und Delfine bis hin zu Fregatt- und Nashornvögeln. Wir haben 34 verschiedene Roboter gebaut, wobei nicht jeder einem Artgenossen der beobachteten Tiergruppe entsprach. Die Elefanten zum Beispiel haben wir mit vergleichsweise einfachen, fahrbaren Schildkröten- oder Reiherattrappen gefilmt. Also mit Tieren, die Elefanten meist unbeachtet unter sich dulden. Oder wir haben unsere Dung-Cam eingesetzt, die auch bei früheren Filmen zum Einsatz kam.

Dung-Cam?

Das ist im Prinzip ein ferngesteuertes Auto mit Kamera, das aber aussieht wie ein Elefantenhaufen. Dieses Mal war die Attrappe aber realistischer: Sie roch auch nach Dung, weil wir sie damit eingeschmiert haben. Glücklicherweise hat die Episode ein Kollege gedreht, es hat bestialisch gestunken!

Nicht alle Tiere ließen sich so einfach täuschen, oder?

Nein. Es hängt aber nicht immer davon ab, wie intelligent die Tierart ist, sondern auch, welche Verhaltensweise wir filmen wollten. Mit am aufwendigsten war unser Orang-Utan. Wir baten die berühmte Orang-Utan-Forscherin Biruté Galdikas um Rat. Sie sagte: „Da könnt ihr machen, was ihr wollt. Die werden sofort am Geruch erkennen, dass euer Roboter nicht zu ihnen gehört.“ Wir wollten es aber trotzdem versuchen. Also gab sie uns den Tipp, alles auf eine möglichst realistische Optik zu konzentrieren.

(rot)