Produktiver Rausch

Der Biochemiker Dr. Z ist der weltweit produktivste Entwickler legaler Rauschmittel. Statt Designerdrogen zu verbieten, sollte man sie lieber als willkommene Entspannungsmittel sehen, fordert er.

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Von
  • Michael Slezak

Der Biochemiker Dr. Z ist der weltweit produktivste Entwickler legaler Rauschmittel. Statt Designerdrogen zu verbieten, sollte man sie lieber als willkommene Entspannungsmittel sehen, fordert er.

TECHNOLOGY REVIEW: Sie erfanden Mephedron, auch bekannt als „M-CAT“ oder „Meow-Meow“. Es wurde zur weltweit wohl bekanntesten legalen Droge. Warum haben Sie das getan?

Dr. Z: Das Entdecken ist mein Handwerk und meine Natur. Ich glaube ferner, gesunde und ausgeglichene Erwachsene sollten frei entscheiden können, ob und wie sie ihren Bewusstseinszustand verändern. Sie sollten Zugang zu allem haben, womit sie experimentieren möchten – solange sie andere nicht beeinträchtigen. In den frühen 2000er-Jahren wohnte ich in Israel, und dort war Mephedron in jeder Hinsicht legal. Es war rein. Es war preiswert. Und ich wollte es nicht allein genießen. Entdecke ich eine wirklich aufregende Substanz, möchte ich sie als Erstes mit allen anderen teilen.

Wie genau finden Sie eine neue Designerdroge?

Wenn ich ein Molekül erfinde, lege ich präzise seinen chemischen Aufbau fest, nicht jedoch seine Wirkung auf den menschlichen Körper oder das Gehirn. Viele physikalisch-chemische Eigenschaften des Moleküls lassen sich mit hoher Genauigkeit vorhersagen – beispielsweise ob sie die Blut-Hirn-Schranke durchqueren können. Aber von allen Optionen, mit denen Sie auf dem Papier starten, müssen Sie 95 Prozent verwerfen, etwa weil sie schwierig zu synthetisieren sind. Danach entwickeln Sie den Syntheseweg für die übrig gebliebenen Optionen und beginnen mit den Selbstversuchen.

Wie fühlt sich ein Mephedron-Hoch an?

Laut der klassischen Erklärung eines „Psychonauten“: wie „Koks und Pillen“. Uns fehlt oft die Sprache, einen Geisteszustand zu beschreiben, der per Definition neu ist. Daher beschreiben wir ihn im Sinne von Erfahrungen, die wir bereits kennen.

Und wie stellen Sie sicher, dass aus dem Trip kein Horrortrip wird?

Ich teste sie zuerst an mir selbst. Dann erweitere ich, entsprechend der Methode des verstorbenen US-Chemikers Alexander Shulgin, den Kreis der sachverständigen Selbst-Experimentatoren. Mephedron etwa haben von Anfang an menschliche Experimentatoren getestet. Heute halte ich es allerdings nicht mehr für vertretbar, eine Substanz ins kommerzielle Rampenlicht zu rücken, bevor man sie einer vorklinischen Toxikologieprüfung unterzogen hat. Die führen wir jetzt vorher durch und stellen dabei auch die maximal tolerierbare Dosis fest. Liegt diese Schwelle innerhalb der Missbrauchsgrenzen, erscheint das Mittel also gefährlich bei einem rauschhaften Überkonsum, stoppen wir die Entwicklung.

(grh)