Batterie mit Flügeln

Die einen vertrauen auf die Kraft der Sonne, andere auf Wasserstoff, wieder andere auf Strom aus Batterien. Die Vision ist jedoch in allen drei Fällen gleich: leise und energieeffiziente Flugzeuge, weitgehend ohne lokale Emissionen. 2016 sind Forscher diesem Ziel nähergekommen.

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Von
  • Alexander Stirn

Der Traum vom elektrischen Fliegen, lange Zeit als weltfremde Spielerei abgetan, ist im Jahr 2016 ein Stück realistischer geworden. Kleine Elektroflugzeuge mit zwei oder vier Passagieren sind längst in den Bereich des Machbaren gerückt, doch auch große Passagierflugzeuge scheinen kein Hirngespinst mehr zu sein. Noch müssen Ingenieure allerdings so manches Problem überwinden. Vor allem gilt es, den passenden Energielieferanten zu finden.

Solarzellen werden es höchstwahrscheinlich nicht sein, auch wenn sie für den größten PR-Coup des vergangenen Jahres verantwortlich waren: Ende Juli gelang den beiden Abenteurern Bertrand Piccard und André Borschberg die erste Weltumrundung mit einem Solarflugzeug, der 1,6 Tonnen schweren „Solar Impulse 2“. Ohne Zweifel war der Flug eine technische Meisterleistung, ein großes Abenteuer und eine gewaltige Marketingaktion für Sponsoren, für regenerative Energien und für die gute Sache: „Die Zukunft ist sauber, die Zukunft seid ihr, die Zukunft ist jetzt!“, verkündete Piccard nach der abschließenden Landung.

Dennoch hat Solar Impulse 2 nüchtern betrachtet vor allem die Schwächen von Solarflugzeugen gezeigt: Trotz 17248 Hochleistungssolarzellen, die auf seinem Rumpf und der 72 Meter langen Tragfläche verteilt waren, erzeugte das Flugzeug lediglich eine Leistung von 66 Kilowatt (etwa 90 PS). Nur durch extremen Leichtbau und die Beschränkung auf einen Passagier konnte es überhaupt abheben – und nur bei idealen Wetterbedingungen.

Die Weltumrundung zog sich dadurch 500 Tage lang hin, verteilt auf 17 Etappen. Insgesamt waren Piccard und Borschberg 558 Stunden in der Luft, bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 76 Kilometern pro Stunde. Ein alltagstaugliches Flugzeug sieht anders aus.

Eher wie „HY4“: Der strahlend weiße Flieger, der Ende September vom Stuttgarter Flughafen zu seinem Erstflug abhob, bricht mit den gängigen Konventionen des Flugzeugbaus. Statt eines Rumpfes hat er zwei, jeweils ausgestattet mit einer verglasten Kabine für zwei Passagiere. Statt zwei Propellern besitzt HY4 nur einen, angebracht zwischen den Rümpfen, die durch eine 20 Meter lange Tragfläche miteinander verbunden sind.

Was den Viersitzer wirklich revolutionär macht, ist allerdings sein Antrieb: HY4 fliegt mit Wasserstoff, der von einer Brennstoffzelle mit Sauerstoff aus der Umgebungsluft in Strom verwandelt wird.

(sma)