40 Jahre Ghostbusters: Eben mal die Welt retten

Seite 2: Tiefe Griffe in die Effektekiste

Inhaltsverzeichnis

Ghostbusters kombiniert meisterhaft alle damals verfügbaren Tricktechniken: Stop-Motion-Puppen, Miniaturen, Matte Paintings, Travelling Mattes, Compositing per optischem Printer.

Eines der bekanntesten Gespenster ist der Onionhead Ghost, inzwischen vor allem als Slimer bekannt. Der Kampf gegen Slimer in einem Nobelhotel ist der erste Erfolg der Ghostbusters, weshalb das Gelingen der Szene essenziell war. Slimer selbst war ein Gummikostüm, in dem bis zu drei Schauspieler steckten: einer für die Arme, einer für die Zunge und einer für die Mundwinkel.

Von Slimer geleerte Flaschen und Teller wurden am Set mit unsichtbaren Fäden gesteuert. Um den Geist kompakter aussehen zu lassen, spielte er mit übergroßen Requisiten. Das Ergebnis wurde herunterskaliert und mit dem optischen Printer in die Liveszenen kopiert. In einigen Szenen war Slimer auch nur eine kleine Stabpuppe, etwa als er durch die Wand fliegt oder den Protonenstrahlen der Ghostbusters ausweicht.

Die Protonenstrahlen waren wiederum mühsame Handarbeit: Der gelbe Hauptstrahl und die blauen Blitze wurden Bild für Bild neu gezeichnet, negativ belichtet und dann hineinkopiert. So kommt auch zustande, dass an Wänden schon brennende Risse erscheinen, ehe der Strahl sie trifft: Die Brandspuren entstanden live am Set, die Strahlen später auf dem Tricktisch.

Die dämonischen Monsterhunde, intern "Terror Dogs" genannt, waren teils lebensgroße, über Kabel artikulierte Puppen, teils per Stop Motion animierte Miniaturen. Das erklärt, warum sie sich fließend bewegen, solange sie stillstehen, und ihre Bewegungen etwas staksig wirken, wenn sie laufen.

Die Visual Effects von Ghostbusters (10 Bilder)

Die Erscheinung in der Bibliothek zeigt ihre Zähne.

Eine der berühmtesten Szenen des Films, die Erscheinung des riesigen Marshmallowmanns, war schon in Dan Aykroyds erstem Drehbuch enthalten. Er sollte ursprünglich eine Zwischenform von Gozer sein, wurde dann aber sein "Vernichter".

Für den Marshmallow-Man "Mr. Stay-Puft" baute das Special-Effects-Team insgesamt 21 Kostüme, 18 davon aus schwer entflammbarem Material, sowie drei kabelgesteuerte Köpfe für die unterschiedlichen Gesichtsausdrücke. Live-Aufnahmen aus New York wurden über Travelling Mattes mit perspektivisch übereinstimmenden Aufnahmen des Stay-Puft-Kostüms vor Miniaturgebäuden kombiniert. Die bedrohlichen Wolken entstanden in einem Wassertank.

Einige Gebäudeminiaturen waren Überbleibsel von den Dreharbeiten für den Science-Fiction-Klassiker Blade Runner (1982). Die Autos um den Stay-Puft-Man herum waren teils ferngesteuertes Spielzeug. Aus dem geplatzten Feuerhydranten am Straßenrand sprüht Quarzsand anstelle von Wasser, wofür es auch eine detaillierte Erklärung gibt.

Hochkomplexe Arbeit also, stets mit dem gnadenlosen Starttermin vor den Augen. Insgesamt enthält der Film zwischen 200 und 260 Special-Effects-Shots – eine genaue Zahl können die Beteiligten aufgrund des Zeitdrucks nicht mehr nennen.

In einem Interview erzählte Special-Effects-Supervisor Richard Edlund, fünf Wochen vor Filmstart habe Regisseur Reitman plötzlich 80 bis 90 zusätzliche Effects-Einstellungen gewollt. Edlund sei Ivan Reitman daraufhin auf einem Parkplatz mit einem Samuraischwert entgegengekommen, um die Zahl auf 50 Einstellungen herunterzuhandeln. Insgesamt kosteten die Effekte etwa 5,6 Millionen US-Dollar.

Bei Ghostbusters fielen alle Würfel richtig. Nachdem der Film am 8. Juni 1984 in den US-Kinos anlief, überflügelten die Einnahmen des Filmes über den Sommer hinweg sowohl die von "Gremlins" als auch "Indiana Jones und der Tempel des Todes", wobei die Zuschauerzahlen im Laufe der Wochen sogar zunahmen. Überall dudelte der Titelsong; T-Shirts mit dem kultigen Geisterverbotsschild waren Verkaufsschlager. Nach einer Wiederaufführung im Sommer 1985 erreichte der Film einen Umsatz von über 238 Millionen US-Dollar (heute ca. 700 Millionen US-Dollar) und avancierte damit zur erfolgreichsten Komödie der 1980er-Jahre.

Fünf Jahre später folgte eine Fortsetzung, "Ghostbusters II" (1989). Der Humor war aufgrund des Erfolgs der Zeichentrickserie "The Real Ghostbusters" (1986-1991) etwas kinderfreundlicher, die Handlung strukturell weitgehend eine Wiederholung des Originals. Trotz eines guten Kinostarts blieb das Sequel finanziell deutlich hinter dem ersten Film zurück.

Statt einer zweiten Fortsetzung erschien 2009 ein Videospiel, das von Dan Aykroyd und Harold Ramis mitgeschrieben wurde. Mehr noch: Keiner der vier Ur-Ghostbusters ließ es sich nehmen, für "Ghostbusters: The Video Game" die Dialoge ihrer Spielfiguren einzusprechen. Das Spiel war sowohl von den Kritiken als auch von den Verkaufszahlen her ein voller Erfolg und wurde 2019 mit verbesserter Grafik wiederveröffentlicht.

Ein weiterer Kinofilm folgte erst 2016. Ghostbusters (Ghostbusters: Answer The Call) unter der Regie von Paul Feig war ein Reboot der Franchise, mit vier weiblichen Ghostbusters. Ein wesentlicher Grund für den Neustart war, dass Harold Ramis (Egon Spengler) 2014 verstorben war, was ein direktes Sequel ausschloss. Von der Kritik positiv aufgenommen, geriet Ghostbusters (2016) auf Social Media ins Kreuzfeuer verbissener Debatten über Political Correctness. Der Film blieb in den roten Zahlen hängen.

2021 und 2024 folgten zwei weitere Filme, "Ghostbusters: Legacy" und "Ghostbusters: Frozen Empire". Sie drücken schwer auf die Nostalgiedrüse und nehmen den Faden der ersten Filme wieder auf, einschließlich Auftritte der noch lebenden Hauptdarsteller Aykroyd, Hudson und Murray. Im ersten Sequel wurde Harold Ramis durch ein digitales Double ersetzt; der Reboot wird komplett ignoriert. Beide Filme waren erfolgreich genug, dass weitere Fortsetzungen nicht ausgeschlossen werden können. Denn eins ist sicher: Solange in der Franchise noch Geld steckt, werden die Geisterjäger nicht zur Ruhe kommen.

(nie)