499-Euro-3D-Drucker für Schulen jetzt mit Prüfsiegel
Kann ein 3D-Drucker aus dem Bausatz, von Schülern selbst aufgebaut, sicher genug für den Schulbetrieb sein? Ja – ein Projekt aus Berlin zeigt, wie es geht.
Was in der Schule betrieben wird, muss ganz anderen Sicherheitsstandards genügen, als die Konstruktionen und Apparate in einer privaten Bastelbude – das gilt natürlich auch für 3D-Drucker. Die Initiative "3D Druck macht Schule" aus Berlin erhielt jetzt für ihre Maschinen mit Gehäuse, Lüfter samt Luftfilter und Notausschalter das Prüfsiegel nach DGUV V3 (Elektrische Anlagen und Betriebsmittel). Zumindest bekamen alle im Berliner Carl-Friedrich-von-Siemens-Gymnasium betriebenen Bausatzdrucker des Projekts nach Einzelprüfung bescheinigt, die für das Siegel nötigen Anforderungen des Spitzenverbands der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) zu erfüllen.
Damit ist klar, dass die von der Initiative eigens für den Schulbetrieb entwickelten Bausatzdrucker – ordnungsgemäße Montage vorausgesetzt – zum sicheren Betrieb in Schulen geeignet sind. Über diese Frage hatte es im Vorfeld Diskussionen gegeben, auch in unseren Online-Foren.
Das Projekt "3D-Druck macht Schule"
"3D-Druck macht Schule" ist ein vom Berliner Filamenthersteller 3dk.berlin gefördertes und von einigen seiner Mitarbeiter initiiertes Projekt, einen 3D-Drucker-Bausatz für Schulen auf den Markt zu bringen. Der ist für 499 Euro über die Webseite tutolino.net zu beziehen (ausschließlich für Schulen). Mit seinem günstigen Preis liegt der Bausatz damit unter der Grenze für Investitionen, ab der die meisten Schulen in vielen Bundesländer einen Antrag bei der nächst höheren Instanz stellen müssen oder eine Ausschreibung verpflichtend wird. Der Bausatz enthält den kompletten Teilesatz für den Bau des Druckers samt 3D-gedruckten Zusatzteilen, Gehäuse mit Luftfilter, Notaus-Schalter und abschließbarer Tür. Wer sich vorab schon mal eine Übersicht verschaffen will, wie der Aufbau genau abläuft, findet auf der tutolino-Webseite die ausführliche Bauanleitung zum Download.
Basis der Konstruktion ist der günstige, aber in seiner Originalform keineswegs empfehlenswerte 3D-Druckerbausatz Anet A8, den die Initiatoren des Projekts – angeregt durch die Artikelserie zum Tuning des Anet A8 in den Make-Ausgaben 1/18 bis 3/18 – verbessert und vor allem sicher gemacht haben. Dazu sind allerdings eine Menge Zusatzteile aus dem 3D-Drucker nötig. Wer das Projekt damit unterstützen will, dass er auf seiner eigenen Maschine solche Teile druckt, ist herzlich dazu eingeladen, sich über das Kontaktformular auf der tutolino-Webseite zu melden.
Schüler machen selbst
Beim Projekt "3D-Druck macht Schule", das von Make als Partner unterstützt wird, steht von Anfang an das Selbermachen im Vordergrund – so bekommen interessierte Schulen nicht einen fertigen Drucker hingestellt, sondern die Schülerinnen und Schüler montieren ihre digitalen Fertigungsmaschinen selbst und lernen die Geräte so bis zur letzten Schraube kennen. Das lässt sich den ersten Erfahrungen nach von zwei Schülern pro Drucker in einer AG mit wöchentlich 90 Minuten innerhalb eines Schulhalbjahres gut schaffen.
Das Projekt plant Wochenend-Workshops, um Multiplikatoren unter den Lehrerinnen und Lehrern auszubilden, die weitere Lehrkräfte für die Begleitung solcher AGs schulen. Wer daran Interesse hat, nimmt ebenfalls über die tutolino-Webseite Kontakt auf. Das Ziel dabei: Rund um das Projekt "3D-Druck macht Schule" soll schrittweise ein echtes education network entstehen, wie der Untertitel der Webseite jetzt schon lautet – eine Vernetzungsplattform für alle, denen es am Herzen liegt, Maker-Themen in die Schule zu bringen. (pek)