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50 Jahre Mondlandung: "A small step for a man" – die ersten Männer auf dem Mond

Alderamin
50 Jahre Mondlandung:

Michael Collins, Neil Armstrong und Buzz Aldrin (v.l.n.r.) im Jahr 2009

(Bild: NASA/Bill Ingals)

Mit Apollo 11 wurde vor allem Neil Armstrong unsterblich, dessen Namen jeder kennt. Zur Mission gehörten aber drei Raumfahrer.

Am 16. Juli 1969 war es soweit: Apollo 11 brach zur ersten Mondlandung auf – und am 20. Juli landete die Mondfähre Eagle mit Neil Armstrong und Buzz Aldrin auf dem Mond, während Michael Collins in der Apollo-Kapsel den Mond umkreiste. Am 21. Juli setzte dann Neil Armstrong als erster Mensch seinen Fuß auf den Mond. In einem Schwerpunkt zur Mondlandung [1] beleuchtet heise online die Ereignisse rund um die Apollo-Missionen.

"Christoph Kolumbus, Charles Lindbergh und Neil Armstrong. Haha, Neil Armstrong!" lässt Regisseur Ron Howard in seinem Film über das Apollo-13-Unglück Tom Hanks in der Rolle des Apollo-13-Kommandanten Jim Lovell sagen, als dieser am Abend vor der ersten Mondlandung den Mond betrachtet. Neil Armstrong auf Augenhöhe mit dem Entdecker Amerikas und dem ersten Atlantiküberquerer? Diese fikitve Szene könnte sich wirklich so abgespielt haben denn Lovell, dem Apollo-8-Mondumkreiser von 1968, mag es tatsächlich ein wenig absurd vorgekommen sein, dass sein Kamerad in die Geschichte eingehen würde, für die sein eigener Flug nur das Vorgeplänkel war.

"Ein großer Schritt für die Menschheit": 50 Jahre Mondlandung

Wir können getrost davon ausgehen, dass der Name Neil Alden Armstrong noch im kollektiven Gedächtnis der Menschheit sein wird, wenn der damalige US-Präsident Richard Nixon schon längst vergessen sein wird. Die anderen Mondfahrer kennt hingegen heute schon kaum jemand mehr. Nicht einmal die beiden Crewmitglieder Edwin E. "Buzz" Aldrin, der mit Armstrong auf dem Mond landete, und Michael Collins, der im Apollo-Raumschiff "Columbia" im Mondorbit auf die Rückkehr der beiden wartete, sind den meisten Menschen geläufig. Wer waren diese Männer?

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Michael Collins

(Bild: NASA)

Collins hat seinen Werdegang in seiner selbst verfassten Biographie "Carrying the Fire" beschrieben, die kürzlich anlässlich des 50. Jubiläums der Mondlandung erschienen ist. Das Vorwort vom August 2018 sie lässt den damals 87-jährigen als immer noch sehr hellen Geist erscheinen, wenn er darüber schreibt, wie er gerne mit Kindern redet, die Astronaut werden möchten und ihnen rät, Bücher und Zeitschriften zu lesen, anstatt Internet, TV und Kino zu konsumieren und sich nicht selbst zu überschätzen – bis das Knattern der Rotorblätter ertönt und die Hubschrauber-Eltern ihn unterbrechen, er möge sein Buch für ihren Sohn doch bitteschön mit "Setz' Dir hohe Ziele, Harry!" signieren - wo er Harry doch gar nicht kenne...

Collins wurde am 31. Oktober 1930 als Sohn eines Armee-Offiziers in Rom geboren, als jener dort Militärattaché war, und seine Familie wechselte ständig den Wohnsitz. Seine Liebe für die Fliegerei entsprang vermutlich in Puerto Rico als Zehnjähriger bei einem Flug in einem Wasserflugzeug, bei dem ihn der Pilot kurz ans Steuer ließ. Collins trat nach der Schule der US Army bei und studierte an der West-Point-Universität in Washington. Obwohl Collins, wie er schreibt, in seinen jungen Jahren mehr an Schach, Football und Mädchen als an Flugzeugen interessiert war, reizte ihn die Pilotenlaufbahn dann doch, obwohl der Beruf in Krieg- wie Friedenszeiten lebensgefährlich war.

Collins begann seine Pilotenausbildung 1952 in Columbus, Mississippi, und er fand so großen Gefallen am Fliegen, dass er es als absurd empfand, dafür auch noch bezahlt zu werden. Das Fliegen von Jets lernte er in Waco, Texas, und 1953 gehörte er zu den Auserwählten, die in der Nellis Air Force Base bei Las Vegas den Luftkampf mit der F-86 Sabre erlernten – sein größter Wunsch war damals, für sein Vaterland im Koreakrieg zu fliegen. Es muss ein Irrsinn gewesen sein – 22 Piloten kamen während seiner 11-wöchigen Ausbildung in Nellis ums Leben, aber damals erschien den Piloten das hohe Risiko als absolut akzeptabel. Bevor Collins zum Einsatz kam, endete der Koreakrieg jedoch mit einem Waffenstillstand. Collins wurde zum Jagdbomberpiloten ausgebildet und für drei Jahre nach Frankreich versetzt, wo er durch das Saartal und über das Mittelmeer donnerte. Während dieser Zeit lernte er 1956 seine Frau Patricia kennen, die er ein Jahr später heiratete, mit der er zwei Töchter und einen Sohn hatte, und mit der er bis zu ihrem Tod 2014 zusammen blieb.

Apollo 11 – Neil, Buzz und Michael (0 Bilder) [16]

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Danach wurde er Flugausbilder, ein Job, der ihn zunehmend langweilte. Um sich als Testpilot in der Edwards Air Force Base bewerben zu können, musste er 1500 Flugstunden vorweisen können, wurde jedoch zunächst in eine Offiziersschule nach Chanute, Illinois, versetzt. Dort bewarb er sich um den Posten einer mobilen Ausbildungseinheit, die weltweit Piloten auf neue Modelle umschulte, so dass er seine Flugstunden auf diese Weise zusammen bekam und umgehend seine Bewerbung zur Testpilotenschule einreichte, die ihn tatsächlich übernahm. Er träumte von silbernen Druckanzügen und Höhenrekorden im Starfighter, fand sich dann jedoch in einem ausgewaschenen Fluganzug und altersschwachen Jets wieder, in denen er Fluggeschwindigkeiten auf den Knoten genau zu fliegen und langweilige Testberichte zu schreiben hatte, oder mit vorgegebenem Tempo in zu erprobende Auffangeinrichtungen für außer Kontrolle geratene Jets hinein rasen musste – und wehe, er war ein paar Knoten zu schnell, dann musste der Test wiederholt werden.

Teils neidisch, teils verächtlich blickten die Piloten in Edwards auf die ersten sieben Astronauten, die 1959 von der NASA für das Mercury-Programm angeheuert wurden, allesamt Testpiloten von Air Force und Navy, die alle Publicity bekamen und von Politik und Öffentlichkeit hochgejubelt und gehätschelt wurden. Mercury flog mit Alan Shepard und Gus Grissom die ersten beiden Amerikaner ballistisch in den Weltraum und schließlich mit John Glenn in den Orbit, stets den Sowjets hinterher hastend, die immer eine Nasenlänge voraus waren. Collins war von Glenns Erdumkreisung fasziniert und wollte unbedingt Astronaut werden.

Als die NASA neun weitere Astronauten für die Gemini- und Apollo-Flüge suchte, schrieb Collins seine Bewerbung, wurde eingeladen, musste sich eine Woche lang allerlei körperlichen und psychologischen Untersuchungen unterziehen, wie etwa zum Test des Gleichgewichtsorgans kaltes Wasser ins Ohr gegossen zu bekommen oder das Bild auf einem leeren Blatt Papier zu deuten. In einer zweiten Runde folgten Interviews, wo Collins einige Fragen nicht beantworten konnte – so überschätzte er die nachgefragte Zuverlässigkeit der Atlas-Rakete, die bei 90 Prozent lag. Andere Fragen meinte er hingegen gut beantwortet zu haben. Danach begann das Warten. Schließlich wurden die Nominierten bekannt gegeben, darunter Neil Armstrong, Jim Lovell, Frank Borman (späterer Apollo-8-Kommandant) und Collins' früherer Flugschulen-Mitschüler Ed White (erster amerikanischer Weltraum-Spaziergänger). Collins erhielt hingegen eine Absage, mit der er zwar insgeheim gerechnet hatte, die seiner Seele aber dennoch einen Knacks verpasste.

So bewarb er sich gewissermaßen als NASA-Ersatz auf einen Kurs bei der neu gegründeten US Air Force Aerospace Research Pilot School (ARPS), die nach Möglichkeiten suchte, wie man sowjetische Angriffe aus dem All abfangen könnte und unter anderem die X-15 einsetzte. Dort flog er dann endlich den Starfighter auf bis fast 30 Kilometer Höhe. Kurz nachdem er zurück auf seinem regulären Job als Jet-Testpilot war, schrieb die NASA eine dritte Astronautengruppe von 14 aus. Collins bewarb sich erneut. Diesmal bereitete er sich optimal auf das Interview vor – die erste Testreihe durfte er überspringen – und war erfolgreich.

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Buzz Aldrin

(Bild: NASA)

Edwin Aldrin wurde am 20. Januar 1930 in Glen Ridge, New Jersey, geboren. Sein Vater war zu dieser Zeit Direktor einer Ölfirma, war jedoch im ersten Weltkrieg Armeeflieger und danach stellvertretender Kommandant einer Testpilotenschule gewesen, und legte Wert darauf, dass auch sein einziger Sohn eine militärische Karriere einschlagen würde. Seinen Spitznamen "Buzz", den er 1988 als seinen regulären Namen registrieren ließ, stammte von der jüngeren seiner beiden Schwestern, die ihn als Kleinkind "buzzer" nannte, weil sie "brother" nicht richtig aussprechen konnte.

Aldrin war ehrgeizig, ein hervorragender Schüler und zugleich sportlich, er spielte den Center im Footballteam seiner Schule und betrieb Stabhochsprung. Sein Vater hätte ihn gerne auf der Marineakademie in Annapolis, Maryland, gesehen und brachte ihn mit Unterstützung eines ihm bekannten Senators auf einer dafür vorbereitenden Schule unter. Aldrin Jr., der schnell seekrank wurde, war mäßig begeistert und konnte seinen Vater überzeugen, dass er an Land besser aufgehoben sei. Mit Hilfe des Senators wechselte er zur Militärakademie in West Point, New York, wo er Maschinenbau studierte. 1951 machte er als Jahrgangs-Drittbester seinen Bachelor und konnte sich danach seinen Militärjob aussuchen.

Er ging zur 1947 aus der Armee ausgegründeten US Air Force und erlernte das Fliegen in Bartow, Florida. Wie Collins kam er zur Nellis Air Force Base und wurde dort zum Kampfjetpiloten auf der F-86 Sabre ausgebildet. 1952 wurde er einem Abfangjägergeschwader in Korea zugeteilt, wo er 66 Feindeinsätze flog und zwei Mig-15 abschoss. Nach einem Jahr kehrte er zurück nach Nellis und wurde Luftkampfausbilder. 1954 heiratete er seine erste Frau Joan Archer, mit der er zwei Söhne und eine Tochter haben würde.

Von 1956 bis 1959 war er als Staffelführer in Bitburg in der Eifel stationiert, wo er die mit Atomwaffen bestückbare F-100 Super Sabre flog und den zuvor bereits genannten Ed White kennenlernte. White studierte im Anschluss an seine Zeit in der Eifel Luft- und Raumfahrttechnik und ermunterte Aldrin, es ihm gleich zu tun. Er kam 1959 über eine Luftwaffenakademie zum Massachusetts Institute of Technology, dem legendären MIT, wo er nach dem Master noch ein Promotionsstudium in Astronautik aufnahm. Seine Doktorarbeit schrieb er über Rendezvous-Manöver im All und erhielt 1963 den Doktortitel.

1963 bewarb er sich erfolgreich als Astronaut der dritten Gruppe, bei der auch Collins Erfolg hatte.

Collins beschreibt ihn in seinem Buch als stets adrett gekleidet und als Theoretiker mit großem Wissen und großer Weitsicht. Wenn man nicht verstünde, worüber Buzz gerade sprach, wisse man es am nächsten oder übernächsten Tag. Er war ziemlich extrovertiert und trug gerne öffentlich seine Auszeichnungen. Manchmal wirkte er auch kühl und arrogant, wie er selbst dem Spiegel in einem Interview vor zehn Jahren verriet. Er bedauerte beispielsweise, dass er sich vor seinem Apollo-Flug viel zu oberflächlich von seiner Familie verabschiedet habe.

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Neil Armstrong

(Bild: NASA)

Die schillernste und zugleich mysteriöseste Persönlichkeit der drei Mondfahrer war zweifellos Neil A. Armstrong. Sein Vater mit irisch-schottischen Wurzeln war staatlicher Rechnungsprüfer, seine Mutter war die Tochter eines deutschen Emigranten. Geboren am 5. August 1930 nahe Wapakoneta in Ohio wechselte er mit seiner Familie in 14 Jahren 16 Mal den Wohnort innerhalb von Ohio. Sein Vater war ein Luftfahrtfan und nahm den zweijährigen Neil bereits mit zu Flugzeugwettkämpfen. Mit 5 oder 6 flogen er mit seinem Vater in einem dreimotorigen Transportflugzeug mit und entdeckte da möglicherweise seine Liebe zur Fliegerei. Neben der High School erlernte er das Fliegen in einem Sportflugverein und hatte mit 16 seine Schüler-Pilotenlizenz und seinen ersten Alleinflug noch vor dem PKW-Führerschein in der Tasche.

Mit 17 begann 1947 er ein Studium der Luft- und Raumfahrttechnik an der Purdue-Universität. Das kostenpflichtige Studium finanzierte er über ein Stipendium der Navy, das ihn verpflichtete, nach vier Semestern eine zweijährige Pilotenausbildung zu absolvieren, um im Anschluss nach zwei weiteren Jahren den Bachelorabschluss zu erreichen. 1949 wurde er nach Pensacola, Florida, einberufen, wo er auf einmotorigen Propeller-Kampfflugzeugen seine Flugausbildung begann und 1950 seine erste Landung auf einem Flugzeugträger absolvierte. Im November 1950 kam er zu einem Navy-Geschwader in San Diego, das ausschließlich Jets flog.

Das Geschwader brach Ende Juni 1951 mit dem Flugzeugträger USS Essex nach Korea auf, wo Armstrong Aufklärungs- und Bombardierungsflüge flog. Im September kollidierte er über Feindesgebiet nach eigenen Angaben bei 560 km/h im Tiefflug mit einem mutmaßlich als Falle über ein Tal gespannten Kabel, das ihm 2 m seiner rechten Tragfläche abriss. Er schaffte es, die Kontrolle über das Flugzeug zu behalten und zurück auf freundliches Territorium zu fliegen. Da ihm das rechte Querruder fehlte, konnte er nicht landen und rettete sich mit dem Schleudersitz. Nach 78 Missionen in Korea, davon 20 Kampfeinsätze, wurde er im August 1952 mit zahlreichen Auszeichnungen aus dem aktiven Dienst entlassen, flog jedoch weiter als Reservist bei den Marinefliegern, bis er 1960 schon in NASA-Diensten seinen Reservistendienst aufgab.

1953 nahm er sein Studium in Purdue wieder auf und schloss es im Januar 1955 mit dem Bachelor in Luft- und Raumfahrttechnik ab. Armstrong war auch der Muse nicht abgeneigt und schrieb während des Studiums zwei Musicals, unter anderem eine Version von "Schneewittchen und die 7 Zwerge" mit Musik von Walt Disney, bei dem er zusammen mit seiner damaligen Freundin auch Regie führte. Außerdem spielte er Baritonhorn in einer örtlichen Marschkapelle.

Nach dem Studium bewarb sich Armstrong als Testpilot beim National Aeronautics Advisory Committee (NACA), der Vorgängerorganisation der NASA. Mit einem kurzen Umweg über Cleveland wurde er schließlich in der Hochgeschwindigkeitsflug-Abteilung an der Edwards Air Force Base aufgenommen – als ziviler Ingenieur-Pilot. Zuerst flog er Begleitflugzeuge, die den Abwurf von Experimentalflugzeugen von Tragflugzeugen überwachten, dann selbst solche Tragflugzeuge und schließlich unzählige neue Kampfflugzeugmodelle, unter anderem den F-104 Starfighter, die F-86 Sabre, die F-4 Phantom II, sowie mehrere Bombermodelle, insgesamt rund 200 Flugzeugtypen.

Siebenmal flog er die X-15, die bis heute den Geschwindigkeits- und Höhenrekord für Flugzeuge hält. Armstrong flog sie bis auf 63 Kilometern Höhe und 6419 km/h. Das Flugprofil der X-15 sah wie folgt aus: das Flugzeug wurde in ca. 14 Kilometern Höhe von einem modifizierten B-52-Bomber abgeworfen und zündete dann sein Raketentriebwerk, dass es in die Höhe trug. Nach Brennschluss stieg das Flugzeug weiter auf einer ballistischen Bahn in die Hochatmosphäre beziehungsweise den Weltraum, der nach der Definition der US Air Force bei 50 Meilen (80 Kilometern), nach internationaler Definition bei 100 Kilometern [18] (Karman-Linie) beginnt (die X-15 überschritt zweimal auch die Karman-Linie). Danach glitt sie antriebslos in die Atmosphäre zurück, stabilisierte ihre Fluglage durch Steuerdüsen, bis in der dichter werdenden Atmosphäre die Ruder und Tragflächen wieder wirksam wurden. Das Flugzeug mit den Stummelflügeln war dann ohne eigenen Antrieb ein Segelflugzeug mit ziemlich erbärmlicher Gleitzahl und entsprechend begrenzter Reichweite.

Als Armstrong auf seinem 6. Flug die Leistungsfähigkeit eines neuen Kontrollsystems erproben wollte, das sowohl die Ruder an den Tragflächen als auch die Steuerdüsen mit dem gleichen Steuerknüppel bedienen konnte, hielt er die Flugzeugnase zu lange oben und prallte an der dichter werdenden Atmosphäre ab, die ihn wieder in die Höhe trug. Als er seinen eigentlich geplanten Landeort in Edwards erreichte, war er noch 30 Kilometer hoch in der Luft mit 3-facher Schallgeschwindigkeit unterwegs und schoss im Sinkflug 64 Kilometer über sein Ziel hinaus, bevor er genug Luftdichte erreicht hatte, um eine Kehrtwende zu machen. Er schaffte es nicht ganz bis zu Landebahn und ging 10 Meilen südlich auf einem ausgetrockneten See nieder. Dabei streifte er um ein Haar die Joshua-Yuccas. Es wurde der längste Flug einer X-15.

Armstrong war unter den X-15-Piloten nicht derjenige, der die größten Flugleistungen aus dem Gerät herausholte oder es am besten meisterte, aber man schätzte sein technisches Verständnis. Keiner war wie er in der Lage, eine zielsichere Analyse eines Problems abzugeben, die es den Technikern erlaubte, das Problem abzustellen.

Vor Sputnik hatten Air Force, Navy und Army noch eigene Raumfahrtprogramme und Armstrong wurde im Juni 1958 ein Kandidat für das "Man in Space Soonest" Programm der Air Force, das den Sowjets darin zuvor kommen wollte, einen Menschen in die Umlaufbahn zu bringen, aber nach dem Vanguard-Desaster der Air Force bündelten die USA ihre Raumfahrtprogramme in der Ende Juli 1958 neu gegründeten NASA, in der auch die NACA aufging. Zivilist Armstrong war nunmehr zwar NASA-Angestellter, aber dennoch nicht qualifiziert, in die Runde der ersten 7 Mercury-Astronauten aufgenommen zu werden, weil Präsident Eisenhower militärische Testpiloten dafür verlangt hatte. So musste Armstrong bis zur zweiten Astronautenausschreibung 1962 warten, die auch für Zivilisten offen war. Seine Bewerbung ging erst eine Woche nach dem Bewerbungsschluss am 1. Juni 1962 ein, aber ein Kollege aus dem Simulatortraining in Edwards fand die Bewerbung und schummelte sie unbemerkt in den Stapel der Applikanten. Armstrong nahm an den gleichen Untersuchungen teil wie Collins. Am 13. September wurde er (im Gegensatz zu Collins) in das Astronautencorps aufgenommen.

Während der Universitätsjahre lernte Armstrong seine spätere Frau Janet kennen, die er 1956 heiratete. Die beiden hatten später zwei Söhne, Eric und Mark, und eine Tochter Karen. Karen erkrankte 1961 bereits mit kaum zwei Jahren an einem bösartigen Hirntumor, an dessen Folgen sie im Januar 1962 verstarb. Im Drehbuch zu seiner verfilmten Biographie "Aufbruch zum Mond" (engl. "First Man") wurde der tragische Verlust als ausschlaggebend dafür dargestellt, dass er sich in seine Arbeit stürzte und unfähig zu echter Trauer verbissen versuchte, sich von dem Verlust abzulenken. Collins beschreibt ihn als besonnen und als großen Praktiker, der sich hervorragend mit dem Theoretiker Aldrin ergänzte. Unterhaltungen mit ihm blieben technisch und oberflächlich, er ließ niemanden in sein Inneres hineinschauen. Er redete nicht viel, aber wenn er etwas sagte, dann hatten seine Worte Gewicht.

Der Job bei der NASA begann mit einem 240-stündigen Kurs über die Grundlagen der Raumfahrt und über Geologie, wobei letztere Collins wenig begeisterte, obwohl sie ihn in den Grand Canyon und nach Island zu Exkursionen brachte. Zum Training gehörte auch ein Überlebenskurs in Wüste und Dschungel, bei dem die Astronauten beispielsweise lernten, sich mit einfachsten Mitteln aus Fallschirmseide Schutzkleidung gegen die Sonne zu schneidern oder mit einer Diät aus Insekten, Würmern und Leguanfleisch zu überleben. Collins hungerte sich bis zum Leguan durch.

Jeder der 14 Neulinge der dritten Gruppe bekam eine Aufgabe zugeteilt, auf die er sich spezialisieren sollte. Collins wählte die Entwicklung der Raumanzüge, "Dr. Buzz" Aldrin die Missionsplanung. Armstrong betreute mit Elliot See sechs der Neulinge als Gruppenleiter. Die Astronauten flogen im Rahmen ihrer Aufgaben mit NASA-T-38-Jets von einer Firma zu nächsten. Collins hatte dabei unter anderem das zweifelhafte Vergnügen, drei verschiedene Raumanzüge nacheinander in der Zentrifuge bei 10-facher Erdbeschleunigung zu testen. Nach drei solcher Tests hintereinander war Collins enigermaßen erschöpft.

Wer nicht gerade für den nächsten Flug trainierte – das waren jeweils 4 Mann, die Primär- und die Ersatzcrew, musste außerdem die NASA in landesweiten öffentlichen Auftritten repräsentieren, eine Aufgabe, der die angehenden Weltraumflieger nur mit leichtem Widerwillen nachkamen. Insbesondere, wenn sie am gleichen Tag zuvor drei Raumanzüge in der Zentrifuge hatten testen dürfen.

Die Aufgabe des Gemini-Programms war die Erprobung dreier Voraussetzungen für die geplante Mondlandung: 1) der Verbleib im All über bis zu 14 Tage, 2) das Rendezvous und Andocken von Raumfahrzeugen und 3) der Ausstieg in das Vakuum des Weltraums und das Arbeiten im Raumanzug. Die Gemini-Kapseln waren Zweisitzer mit seitlich nach außen öffnenden Flügeltüren, in denen die Astronauten ungefähr so viel Platz wie auf den Vordersitzen eines PKWs hatten. Darin bis zu 14 Tage - ungewaschen im gleichen Druckanzug – im Sitzen zu verbringen, war überhaupt nur deshalb möglich, weil die Astronauten im All schwerelos ware; im Simulator auf der Erde bekamen sie nach wenigen Stunden unangenehme Druckstellen. Der Raum in der Kapsel war so begrenzt, dass es im Raumanzug nach einem Ausstieg, bei dem mangels Luftschleuse die gesamte Kapsel evakuiert werden musste, einiger Verrenkungen bedurfte, die Türe wieder über dem Kopf zu schließen. Das Ein- und Aussteigen probten die Astronauten in Parabelfliegern.

Die recht winzige Gemini-Kapsel

Die recht winzige Gemini-Kapsel

(Bild: NASA)

Den ersten Raumflug der drei Apollo-Astronauten absolvierte Armstrong zusammen mit David Scott (später Apollo 9 und Apollo 15) am 16. März 1966 auf Gemini 8, dem 6. astronautischen Flug einer Gemini. Die Aufgabe bestand darin, eine zuvor gestartete Agena-Oberstufe im Orbit anzufliegen und mit ihr das erste Andockmanöver der Raumfahrtgeschichte durchzuführen. Später sollte Scott aussteigen, zur Agena hinüber schweben und dort eine Platte, die zuvor Mikrometeoriteneinschlägen im All ausgesetzt war, zu demontieren und zur Erde mitzubringen. Armstrong gelang ein problemloses Andockmanöver. Nun sollte die Agena die beiden gedockten Vehikel mit ihren Triebwerken um 90° seitwärts drehen, als Scott bemerkte, dass sie um die Längsachse rotierten. Armstrong konnte mit den Steuerdüsen der Kapsel die Rotation stoppen, aber sie begann immer wieder von neuem. Temporär außerhalb des Funkbereichs zur Bodenkontrolle auf sich alleine gestellt beschlossen die Astronauten, wieder abzudocken, denn sie vermuteten das Problem bei der Agena – nur um festzustellen, dass nun die Rotation der Gemini selbst befreit von der schweren Agena umso schneller zunahm, bis zu einer Umdrehung alle 1,2 s. Eine von 16 Steuerdüsen feuerte offenbar unentwegt, so dass sie die Kapsel in immer schnellere Rotation versetzte.

Da keine Zeit blieb, nach der defekten Düse zu suchen, schaltete Armstrong das ganze Orbital-Lageregelungssystem ab, so dass die Rotation sich nicht weiter beschleunigte, aber somit konnte er sie auch nicht mehr abbremsen. Er musste sie jedoch stoppen bevor den Astronauten schwindelig und übel wurde oder sie mit der Agena kollidierten, und so blieb ihm nur das unabhängige Wiedereintritts-Manövriersystem. Es gelang es ihm, die Kapsel zu stabilisieren, aber damit war die Mission nun sofort abzubrechen, denn es galt die strikte Regel, dass dem Einsatz des Wiedereintritts-Manövriersystems der unmittelbare Wiedereintritt zu folgen hatte – eine weitere Fehlfunktion desselben hätte den sicheren Tod der Astronauten bedeutet. So kehrten die beiden zur Erde zurück und landeten im Pazifik statt wie geplant im Atlantik, wo ein vorsorglich bereitgestelltes Bergungsschiff sie auffischte.

Die Aufgabe, das Mikrometeoritenexperiment einzusammeln, oblag nun Mike Collins, der am 18. Juli 1966 zusammen mit John Young (Gemini 3, Apollo 10 & 16, Space Shuttle STS-1 & STS-9) in der Gemini 10 startete. Neben den zwei "EVAs" (extravehikulären Aktivitäten also Weltraumspaziergängen) hatten die beiden ein volles Programm zu absolvieren, um bei vorherigen Flügen versäumte Experimente nachzuholen. Der Start verlief teilweise dramatisch: ein Verbindungsschlauch des Startturms zur zweiten Stufe löste sich nicht und wurde mitgerissen, und bei der Abtrennung der ersten Stufe explodierte deren Sauerstofftank – zum Glück flog die zweite Stufe problemlos in die Umlaufbahn. Vor der ersten EVA, die Collins bei geöffneter Luke stehend absolvierte, um Ultraviolettfotos zu machen, brannten den beiden Astronauten plötzlich die Augen, weil Lithiumhydroxid aus dem CO2-Absorptionssystem in ihre Atemluft gelangt war, was sie zum Glück abstellen konnten.

Die Mission verlief ansonsten recht erfolgreich. Die beiden dockten an die alte Agena der Gemini-8-Mission an, feuerten deren Triebwerk um sich von ihr bis auf 764 Kilometer Höhe tragen zu lassen und damit einen neuen Höhenrekord aufzustellen. Collins führte eine 39-minütige zweite EVA durch, bei der er durch einen 15 Meter langen Versorgungsschlauch gesichert eine Kaltgasdüse zur Manövrierung verwendete. Obwohl er Probleme hatte, sich an der glatten Agena festzuhalten, konnte er das Mikrometeoritenexperiment erreichen, abmontieren und bergen. Collins gelangte nur mit Youngs Hilfe wieder auf seinen Sitzplatz, der ihn am Versorgungsschlauch wieder in die Kapsel zog. Einzige Verluste waren eine Hasselblad-Kamera, die ihm bei der EVA irgendwann verloren gegangen war, weswegen es nicht viele Bilder der Mission gibt. Und die Mikrometeoritenplatte, die bei der Bergung im Meer verloren ging...

Buzz Aldrin war als letzter der drei im All, am 12. November 1966 zusammen mit Jim Lovell in der Gemini 12. Das Andocken an die Agena wurde manuell mit Computerunterstützung durchgeführt, weil das Andockradar versagte, aber dies stellte kein Problem dar. Für seine EVA hatte Aldrin auf eigene Initiative hin auf der Erde im Tauchbecken trainiert, ein Novum, und aus Collins Flug hatte man gelernt, dass man an der Agena Haltegriffe anbringen musste, damit der Astronaut sich daran entlang hangeln konnte. Aldrin vollführte mit 2 Stunden 29 Minuten den bis dahin längsten Weltraumausstieg und demonstrierte, dass man im All effizient arbeiten konnte. Ihm gelang sogar ein Foto einer partiellen Sonnenfinsternis. Und er brachte eine Mikrometeoritenplatte von der Agena mit zur Erde!

Nach Gemini 10 wurde Collins zunächst als Pilot der Mondlandefähre ausgebildet und lernte dazu unter anderem Helikopter zu fliegen, weil dies ähnliche Fertigkeiten wie das Manövrieren des Mondmoduls erforderte. Eigentlich gehörte er zur Primärbesatzung des zweiten astronautischen Apollo-Flugs, jedoch wurde dieser gestrichen, weil er nur eine Wiederholung des ersten geworden wäre. Stattdessen teilte man ihn der Crew des vierten Fluges zu, ursprünglich als Erprobung der Mondlandefähre im hohen Erdorbit geplant, aber als Pilot des Apollo-Raumschiffs, da dieser wie der Kommandant Frank Borman ein Astronaut mit Flugerfahrung sein sollte, während das dritte Crewmitglied William Anders ein Neuling war. Damit verlor Collins die Chance, später auf dem Mond zu landen, womit er zunächst haderte sich aber schließlich damit abfand und gegenüber der Presse log, dass es ihm nichts ausmache.

Die Besatzung für die erste Mondlandung war 1966 eigentlich schon gesetzt: es sollten Virgil "Gus" Grissom, Ed White und Roger Chaffee sein, die auch den ersten astronautischen Flug des Apollo-Raumschiffs überhaupt durchführen sollten, Apollo AS 204, der erst im Nachhinein Apollo-1 genannt wurde. Ein tragischer Unfall am 27. Januar 1967 kostete die gesamte Crew ihr Leben, als bei einem Test am Boden ein Feuer in der reinen Sauerstoffatmosphäre der Kapsel ausbrach und sie binnen weniger Sekunden tötete – es gab keine Chance, sie aus der mit zwei Luken von außen verriegelten Kapsel zu befreien. Collins fiel die traurige Aufgabe zu, Chaffees Frau zu Hause zu besuchen um ihr den Tod ihres Mannes mitzuteilen.

Damit änderten sich alle Pläne. 21 Monate lang gab es keine bemannten Apollo-Flüge, während die Apollo-Kapsel modifiziert wurde. Die Apollo-7-Mission holte im Oktober 1968 den Flug von Apollo-1 nach und nun wären zwei Testflüge der Mondlandefähre im niedrigen und dann hohen Erdorbit geplant gewesen, aber die Fähre war noch nicht fertig. So zogen Frank Borman, Mike Collins und Bill Anders ihren Flug vor – der nun jedoch nicht die Mondlandefähre testete, sondern an Weihnachten 1968 den ersten astronautischen Flug mit der Saturn V um den Mond herum unternahm. Aber Collins war nicht mit an Bord der Apollo 8, denn 1968 bemerkte er, dass ihm immer wieder die Beine weich wurden. Als er sich untersuchen ließ, diagnostizierten die Ärzte zwei verwachsene Halswirbel, und wollte Collins noch die Chance wahren, jemals wieder in den Weltraum oder überhaupt zu fliegen, musste er sich operieren lassen.

Apollo 11: Vor dem Start (19 Bilder) [19]

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Die Rakete auf dem Weg zum Startplatz
(Bild: NASA)

Zwar war er zum Start von Apollo 8 wieder flugtauglich, aber er konnte den Trainingsrückstand nicht aufholen und die Crew nur vom Boden aus als Kommunikator (capsule communicator, CapCom) unterstützen. Seinen Platz im Raumschiff nahm statt dessen Jim Lovell ein. Die Backup-Crew von Apollo 8 waren Neil Armstrong, Fred Haise (später Apollo 13) und Buzz Aldrin, und folglich nach dem üblichen Crew-Rotationsverfahren, nach der Rolle als Ersatzcrew zwei Flüge auszulassen und dann Primärcrew zu werden, als erste Besatzung der Apollo 11 gesetzt. Und dies war die geplante Landemission – falls es keine technischen Probleme bei Apollo 9 oder 10 gäbe. Und falls man sich nicht entschlösse, die 10 bereits landen zu lassen, flog diese doch mit einer funktionierenden Mondlandefähre zum Mond und sollte sie die Landung erst 15 Kilometer über dem Mond abbrechen.

Weil Collins wieder fit war und im Gegensatz zu Haise schon Raumflugerfahrung mitbrachte, wurde Haise für Apollo 11 gegen Collins ausgetauscht, und damit war die komplett raumfahrterfahrene Crew vollständig. Ersatzcrew waren Lovell, Haise und Anders.

Der Öffentlichkeit wurde die Apollo-11-Crew am 10. Januar 1969 vorgestellt. Armstrong und Aldrin trainierten meist zusammen in der Mondlandefähre und in einer simulierten Mondlandschaft, Collins für sich alleine im Kommandomodul, das er im Falle des Falles alleine würde vom Mond zur Erde zurückfliegen können müssen. Er berichtet davon, dass Buzz nach einem Training sehr aufgebracht war, weil Neil die beiden im Simulator bei der Landung auf den Mond gecrasht hätte, aber am nächsten Tag hätten beide wieder gut zusammengearbeitet. Legendär war Armstrongs Absturz im Jahr zuvor mit dem Lunar Landing Research Vehicle, das mit Düsenantrieb flog, als dessen Steuerung versagte und es in Seitenlage geriet, so dass Armstrong sich buchstäblich in letzter Sekunde mit dem Schleudersitz retten musste.

NASA

Apollo 11

(Bild: NASA)

Collins entwarf auch das Insignium des Flugs, den landenden Weißkopf-Seeadler über der Mondoberfläche mit der Erde im Hintergrund. Ohne die sonst üblichen Namen der Besatzung – die waren angesichts der Bedeutung des Unterfangens unwichtig. Washington wies den ersten Entwurf mit einem Olivenzweig im Schnabel und zur Landung gepreizten Klauen zurück, das erschien zu martialisch und besitzergreifend. So endete der Olivenzweig in den geschlossenen Fängen und der Adler schaute friedlicher drein.

Noch während des Trainings bot der Chef des Astronautenteams, Deke Slayton, Collins das Kommando über die Backup-Crew von Apollo 14 an, welchem dann das Kommando über die Primärcrew von Apollo 17 und damit seine Landung auf dem Mond gefolgt wäre, aber Collins lehnte ab, er wollte seiner Familie nicht noch zweimal die jahrelangen Entbehrungen des Trainings sowie noch einmal die Angst vor seinem Tod zumuten und beschloss, dass im Falle eines Erfolgs von Apollo 11 dieser sein letzter Flug sein würde – und so kam es dann auch. Auch Aldrin und Armstrong flogen nicht wieder.

Nach Apollo 11 tingelten die drei Mondfahrer zunächst durch die Staaten und um die Welt, gewissermaßen als Aushängeschild des amerikanischen Erfolgs. Collins verließ die NASA und wurde Staatssekretär im Außenministerium, schrieb mehrere Bücher über Mond, Mars und Raumfahrt, wurde Direktor eines Luft- und Raumfahrtmuseums und ging schließlich in die freie Wirtschaft. Heute ist der 88-jährige noch auf Twitter aktiv [21], fischt und malt Aquarelle in Florida.

Buzz Aldrin ging zunächst zurück nach Edwards um Astronauten auszubilden, kam jedoch mit dem Ruhm nicht klar, ließ sich zweimal scheiden und verfiel in Depressionen und Alkoholmissbrauch – einigen damaligen Pressemeldungen zufolge angeblich weil er es nicht habe verwinden können, nur der zweite auf dem Mond gewesen zu sein, was er heute verneint. Er habe nie der erste sein wollen und das Angebot sogar ausgeschlagen, er wollte nie im Rampenlicht stehen. Er verlor seinen Job beim Militär, führte ein zielloses Leben, war gar als Autoverkäufer vollkommen erfolglos und ging schließlich in Therapie. Er schrieb ein Buch über seine "Rückkehr zur Erde", in der er seine schweren Jahre beschrieb.

Die drei Astronauten mit US-Präsident Obama

Die drei Astronauten mit US-Präsident Obama

(Bild: NASA)

Danach gründete er eine Raumfahrtfirma, trat als Experte im Fernsehen auf und spielte in einigen TV- und Filmproduktionen kleinere Rollen, meistens sich selbst. Mit großem Engagement setzt er sich seit George W. Bushs Präsidentschaft für einen bemannten Marsflug ein, ist sehr aktiv auf Twitter [22] und verkauft Fotos mit seinem Autogramm für ein paar hundert bis tausend Dollar das Stück. Zuletzt berichtete die Presse über einen Rechtsstreit mit seinen Kindern aus erster Ehe, die seine Finanzen verwaltet hatten und denen er dieses Recht absprechen wollte, während sie davor warnten, dass Aldrin an Demenz und Alzheimer leide und von gerissenen Geschäftsleuten das Geld aus der Tasche gezogen bekäme. Der Rechtsstreit wurde kürzlich beigelegt, nachdem die Kinder ihre Ansprüche fallen gelassen hatten.

Neil Armstrong vollendete nach Apollo 11 seinen Masterstudiengang und wurde danach Professor für Luft- und Raumfahrttechnik an der Universität von Cincinnati. Er nahm an den Kommissionen zur Untersuchung der Unglücke von Apollo 13 und der Raumfähre Challenger teil. Er war als Pressesprecher für verschiedene Unternehmen aktiv und nahm in aller Stille an einer Nordpolexpedition teil. Er wurde mit Auszeichnungen und Ehrungen überhäuft und fast jeder Mensch auf Erden kennt seinen Namen. Armstrong blieb stets bescheiden und suchte nie den Presserummel, ohne dass er sich vollkommen aus der Öffentlichkeit zurück zog. Interviews gab er nur wenige. 2012 starb er nach einer Bypass-Operation [23] an deren Folgen. Zu seinen Ehren benannte die NASA ihr Flugerprobungszentrum in Edwards in Neil Armstrong Flight Research Center um und die Navy benannte eine Schiffsklasse nach ihm.

Die ersten Menschen auf dem Mond hatten sehr verschiedene Charaktere, aber ihnen war gemein, dass sie über außerordentlich hohe Erfahrung verfügten und beinahe mit Todesverachtung ihre Missionen durchführten. Sie waren ganz gewiss keine durchschnittlichen Menschen und dürfen völlig zurecht in einem Atemzug mit Kolumbus, Magellan, Nansen oder Lindbergh genannt werden. (jk [24])


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