Akku statt Erdgaskraftwerk: Kosten fĂĽr Strom aus Wind und Sonne sinken weiter

Nach neuen Daten ist erneuerbarer Strom in fast allen Regionen der Welt billiger als fossiler – auch die Netz-Sicherung mit Batterien wird attraktiver.

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Akku statt Erdgaskraftwerk: Kosten fĂĽr Strom aus Wind und Sonne sinken weiter

Akkupack, hier fĂĽr E-Autos.

(Bild: P5h / Shutterstock.com)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Sascha Mattke
Inhaltsverzeichnis

Die Erzeugung von Strom mit Hilfe von Photovoltaik- und Windkraftanlagen ist im GroĂźteil der Welt bereits seit einiger Zeit billiger als mit fossilen Kraftwerken. Bekanntlich aber stehen Wind- und Sonnen-Energie nicht immer zur VerfĂĽgung, wenn man sie braucht, sodass vor allem Gas-Kraftwerke zur stetigen Bedienung der Bedarfs in Reserve gehalten wurden. Jetzt aber wird auch hier eine modernere Technologie preislich zunehmend attraktiv: Laut der Energie-Marktforschungsfirma BloombergNEF sinken die Kosten fĂĽr Reserve-Strom aus Akkus immer weiter und sind in vielen Regionen schon niedriger als mit Gas.

BNEF ermittelt regelmäßig konkrete Marktpreise für Technologien im Bereich erneuerbarer Energie und erstellt auf dieser Grundlage Analysen und Prognosen. Demnach kostet Stromerzeugung mit Hilfe von großen Photovoltaik-Anlagen aktuell nur noch 50 Dollar pro Megawattstunde, Onshore-Windkraftwerke sollen mit 44 Dollar pro Megawattstunde noch billiger sein.

Gegenüber dem zweiten Halbjahr 2019 bedeutet das eine Senkung der so genannten Stromgestehungskosten (bei denen Bau und Finanzierung ebenso auf die Megawattstunde umgelegt werden wie laufende Betriebskosten) um weitere 4 Prozent beziehungsweise 9 Prozent. Für zwei Drittel der Weltbevölkerung ist Photovoltaik- und Windstrom deshalb mittlerweile die günstigste Option, schreibt BNEF.

Eine Weltkarte in der Studie zeigt eindrücklich, was das bedeutet: Die meisten großen Länder sind gelb eingefärbt für Photovoltaik oder blau für Windkraft. Einzig Russland sticht noch als großer grauer Block hervor, in dem Strom aus Gas-Verbrennung billiger ist, sowie Japan und kleine Teile Südost-Asiens mit Kohle. Im Großteil Europas ist Onshore-Wind die billigste Option zur Stromerzeugung, ebenso wie in Nordamerika, in China ist es Sonnenstrom.

Die von BNEF genannten Durchschnittskosten enthalten zudem einige Projekte, die noch weitaus billiger sind. In den letzten sechs Monaten seien mehrere Photovoltaik-Farmen geplant worden, die auf Kosten von 23-29 Dollar pro Megawattstunde kommen sollen, also teils nur noch halb so viel wie im Schnitt. Zu finden sind sie in sonnigen Ländern wie Australien, China, Chile und Vereinigte Arabische Emirate, wo sie "den Bestand an fossilen Kraftwerken in Frage stellen werden", so die Marktforscher.

Laut dem Studien-Hauptautor Tifenn Brandily hat sich die Wettbewerbsfähigkeit von Solar und Wind in den vergangenen Jahren "dramatisch verbessert". Dies liege zum einen an technischen Fortschritten – beide Varianten würden besser darin, erneuerbare Ressourcen zu verwerten. Parallel dazu seien Entwickler gezwungen, auch Größenvorteile besser auszunutzen, weil Lizenzen oder Aufträge für saubere Stromerzeugung zunehmend über Auktionen an den günstigsten Anbieter vergeben werden. Durch größere Anlagen verteilen sich die Nebenkosten auf mehr Kapazität, zudem lassen sich beim Komponenten-Kauf niedrigere Preise aushandeln.

Schon die von BNEF gezeigte Entwicklung der Gestehungskosten seit 2009 ist vor allem bei Photovoltaik beeindruckend. Die Kosten pro Megawattstunde beginnen darin bei 362 Dollar und zeigen dann erst einen rapiden Rückgang und seit Anfang 2013 einen flacheren auf die heutigen 50 Dollar pro Megawattstunde. Onshore-Wind beginnt bei 111 Dollar und nahm relativ stetig auf zuletzt noch 44 Dollar ab. Bis 2030 sieht BNEF für beide Varianten Kosten unter 20 Dollar kommen, was dann einen noch größeren Teil der Strom-Weltkarte blau und gelb werden lassen dürfte.

Und vielleicht wird BNEF bald eine ähnliche Grafik für die Verwendung von Akkus statt Gas-Kraftwerken zum Ausgleich der schwankenden Erzeugung aus Wind- und Sonnen-Kraftwerken einführen. Denn hier kommen die Kosten zwar von einem viel höheren Niveau, sinken aber auch viel schneller. Marktdaten für große Speicherakkus gibt es erst seit 2018, bis 2015 hat BNEF sie anhand von Batterie-Preisen zurückgerechnet. Die Kosten begannen demnach in der Region von 600 Dollar pro Megawattstunde – und sind innerhalb von knapp 5 Jahren auf nur noch 150 Dollar gefallen, also auf 25 Prozent des Start-Wertes.

Damit setzt beim Reserve-Strom dieselbe Entwicklung ein wie vorher bei der Erzeugung: Sinkende Preise führen zu mehr Nachfrage, die wiederum durch Lerneffekte in der Produktion und technische Weiterentwicklung die Kosten noch stärker sinken lässt und so weiter die Nachfrage anheizt – und immer so weiter.

Dank der Nähe zu Rohstoff-Gewinnung lassen sich Akku-Parks heute in China laut BNEF am billigsten realisieren: für 115 Dollar je Megawattstunde. Aber auch in allen anderen Regionen der Welt, die Erdgas sonst importieren müssten, soll die Speicher-Option schon billiger sein als Bau und Betrieb von Gas-Kraftwerken. Allerdings geht es dabei nur um Akku-Parks zur Deckung des Strom-Bedarfs über bis zu vier Stunden. Für die saisonale Speicherung wird sich die Erneuerbaren-Branche also noch etwas anderes einfallen lassen müssen.

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(sma)