Alternative zu Schmerzmitteln: Mit Gehirntraining gegen "Rücken"

US-Forscher haben gezeigt, dass sich Schmerzen durch neue Methoden verringern lassen – zumindest bei mittelschweren Leiden.

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(Bild: Sasun Bughdaryan / Unsplash)

Lesezeit: 3 Min.

Schmerzen im Rückenbereich gehörten bislang zu den häufigsten Diagnosen, bei denen Ärzte in vielen Ländern Opioide verschrieben haben, weil sie meinten, dass leichtere Medikamente bei ihren Patienten nicht mehr ausreichten. Die potenziell süchtig machenden Schmerzmittel gelten als Auslöser der sogenannten Opioid-Krise. Entsprechend wichtig wäre es, neue Behandlungsmethoden zu finden, denn chronische Schmerzen betreffen sehr viele Menschen – allein in den USA sollen es mehr als 25 Millionen Personen sein.

Ein Team von Forschern an der University of Colorado hat nun in einer ersten klinischen Studie zeigen können, dass eine nichtmedikamentöse Therapieform durchaus erfolgreich sein kann: Bei der sogenannten Pain Reprocessing Therapy (PRT) durchlaufen Patienten eine Form von Gehirntraining. Dabei wird ihnen beigebracht, Schmerzsignale, die sie empfinden, als weniger bedrohlich zu spüren. Zumindest bei milden bis mittelschweren Leiden funktioniert das nachvollziehbar gut.

Bei der Studie wurden insgesamt 151 Patienten untersucht, die über Rückenschmerzen ohne physiologisch verifizierbaren Grund – wie etwa Wirbelschäden oder Gelenkentzündungen – klagten. Diese Gruppe stellt die Mehrheit der Rückenschmerzpatienten. Im Rahmen des Versuchs wurden vier Wochen lang drei Gruppen untersucht. Die eine erhielt eine intensive PRT-Behandlung, die zweite eine Placebo-Injektion (Kochsalzlösung) und die dritte setzte ihre bisherige Therapie fort.

Mittels fMRI-Scans (funktionelle Magnetresonanztomographie) sollte die PRT überprüft werden. Dort konnte man sehen, ob sich die Aktivität in Hirnbereichen, von denen bekannt ist, dass sie mit der Schmerzverarbeitung im Zusammenhang stehen, verändert hatte. Die Ergebnisse waren durchaus signifikant. Nach vier Wochen PRT gaben 66 Prozent der Betroffenen an, nahezu schmerzfrei oder ganz schmerzfrei zu sein. Bei der Placebo-Gruppe und den Unbehandelten waren es nur 20 beziehungsweise 10 Prozent. Spannenderweise zeigte sich, dass sich das Ergebnis auch bei Follow-Up-Gesprächen nach zwölf Monaten bestätigte: Die PRT-Gruppe war weiterhin größtenteils schmerzfrei(er).

PRT versucht, Betroffenen beizubringen, ihrem Gehirn zu signalisieren, dass es die empfundenen Schmerzen "verlernen" soll. Dazu müssen sie zunächst die als schmerzvoll erlebten Bewegungen mehrfach durchführen und dabei die empfundenen Gefühle und bislang gemachten Erfahrungen neu bewerten. Parallel gibt es auch eine psychologische Betreuung, um die Gefühlslage im Zusammenhang mit Schmerzen zu verbessern, was diese ebenfalls abmildern kann.

Studienleiter Yoni Ashar erklärt, bei PRT arbeite man anhand der Prämisse, dass das Gehirn Schmerzen auch dann "generieren" könne, wenn es überhaupt keine Verletzung gibt beziehungsweise diese längst verheilt ist. Und die Schmerzen könne man eben verlernen. "Dass das funktioniert, zeigt unsere Studie".

(bsc)