Analyse: Warum Samsungs QD-OLED-Displays bunte Kanten zeigen

Seite 2: Subjektive Wahrnehmung und Subpixel-Rendering

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Die Wahrnehmung dieser Farbsäume ist jedoch auch subjektiv. Ich selbst und zwei Kollegen reagierten beim Testen empfindlich auf das Phänomen, woraufhin unser recht harscher Artikel zu Alienwares AW3423DW entstand. Nachdem in den Kommentaren Zweifel aufgekommen sind, wie störend das Ganze wirklich ist, haben sich weitere Kollegen den Monitor angeschaut. Unterm Strich war es in etwa ein 50/50, ob die Farbsäume als stark störend oder als vernachlässigbar wahrgenommen wurden – gesehen haben sie aber alle.

Beispielbilder für Farbsäume (8 Bilder)

Ein Beispiel aus dem Action-Adventure "Horizon Zero Dawn". Berge, Bäume und Gebäude zeigen bei leuchtendem Himmel gut erkennbare Farbsäume. Dasselbe Bild mit Markierungen folgt.
(Bild: Mark Mantel / heise online)

Aus normaler Entfernung nehme ich, Mark Mantel, die Farbsäume zum Beispiel bei Schrift als Farbschleier wahr, der sich über die komplette Textbreite hinwegzieht. Bei weißer Schrift auf dunklem Grund ist das bei mir deutlich stärker ausgeprägt als andersherum, obwohl die Farben dann nur invertiert sind. Auf Bildern kommt das nicht herüber. Schwarze Schrift auf weißem Hintergrund war nach einem Testtag kaum noch ein Problem, andersherum fand aber keinerlei Gewöhnungseffekt statt.

Subpixel-Rendering, von Microsoft in Windows 7 bis 11 ClearType genannt, milderte das Problem bei Schrift etwas. ClearType steuert einzelne Subpixel an, um die subjektive Darstellungsqualität bei Text zulasten der Darstellungsschärfe zu verbessern. Während der manuellen Einrichtung zeigt das Programm verschieden gerenderte Textschnipsel an, von denen man die subjektiv besten auswählen soll.

Mit ClearType lässt sich unter Windows festlegen, wie Text dargestellt werden soll. Die Software variiert unter anderem die Dicke der Linien.

(Bild: Mark Mantel / heise online)

Eine auf QD-OLED angepasste Technik dieser Art könnte das Problem lindern, aber nicht komplett beheben. Sie müsste ähnlich wie ClearType die Kanten verschleifen, um die Farbsäume abzumildern. Würde man einfach den Grünanteil verringern, zöge das Farbverfälschungen nach sich. Auffällig ist indes, dass schwarze Pixel etwa zwischen den einpixeligen hellen Linien nicht wirklich ausgeschaltet sind: Sie schimmern leicht grün. Ob es sich dabei um eine Art Subpixel-Rendering handelt, wissen wir nicht. Für den Kontrast des OLEDs ist das Glimmen allerdings nicht hilfreich.

Am Ende lautet die alles entscheidende Frage: Lebt man mit solch einem Makel bei einem 1500-Euro-Monitor oder 2500-Euro-Fernseher?

Die Beantwortung ist höchst individuell: Für uns Tester käme der Alienware AW3423DW nicht infrage, weil wir am PC auch arbeiten und die Farbsäume insbesondere bei Dark-Modes nervtötend sind. Dabei stand der Monitor vor dem Test auf so mancher Wunschliste. Für andere Arbeitskollegen, die hauptsächlich am PC spielen, überwiegen dagegen klar die Vorteile von OLED: prächtige Farben, fantastische Schwarzwerte, tolle HDR-Bilder und superschnelle Reaktionszeiten.

In der zweiten Generation könnte Samsung das Problem schlicht durch eine höhere Pixeldichte und folglich kleinere Subpixel mildern, falls eine andere Anordnung der Subpixel nicht möglich sein sollte. Dass Samsung Displays seine neue QD-OLED-Technik weiter verbessern wird, ist jedenfalls sicher. (mma)