Apple-Chips: Der M3 Pro ist der diesjährige Verlierer

Untypisch – Apple stellt die drei neuen Prozessoren M3, M3 Pro und M3 Max parallel vor. Nicht alles an den Modellen ist erfreulich.

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Schematische Darstellungen des M3, M3 Pro und M3 Max.​

Schematische Darstellungen des M3, M3 Pro und M3 Max.

(Bild: Apple)

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Inhaltsverzeichnis

Die 2023er-Generation der MacBook Pros ist da – und damit auch eine neue Generation Apple Silicon. Untypischerweise Apple hat die drei Modelle M3, M3 Pro und M3 Max parallel und nicht gestaffelt vorgestellt.

Sie nehmen den lange erwarteten Sprung auf 3-Nanometer-Prozesstechnik des Chipauftragsfertigers TSMC. In Bezug auf die genauen Prozessorspezifikationen war Apple schon immer schweigsam. Dieses Jahr teilt die Firma jedoch so wenig Details wie noch nie: Genaue Angaben zu den Taktfrequenzen, Cache-Größen oder den Teraflops der GPUs gibt es nicht. Für eine erste Einschätzung reichen die Datenblätter aber.

An die Grenzen geht Apple beim M3 Max mit 92 Milliarden Transistoren. Das sind 45 Prozent mehr als noch beim Vorgänger M2 Max. Zum Vergleich: AMDs schnellste Prozessoren für kompakte Notebooks, etwa der Ryzen 7 7840U und Ryzen 9 7940HS, verwenden 25 Milliarden Transistoren.

Folglich ist auch der beworbene Leistungszuwachs groß: 50 Prozent schneller soll die CPU des M3 Max verglichen mit dem M2 Max sein. Das Plus kommt primär durch vier zusätzliche Performance-Kerne zustande, Apple dürfte wie schon beim A17 Pro im iPhone 15 Pro bei allen Modellen aber auch die Taktfrequenzen angehoben haben. 3,8 GHz erscheinen realistisch.

Vergleich Apple Silicon M3 vs. M2 vs. M1
SoC M3 Max M2 Max M1 Max M3 Pro M2 Pro M1 Pro M3 M2 M1
Fertigung TSMC 3 nm TSMC 5 nm TSMC 5 nm TSMC 3 nm TSMC 5 nm TSMC 5 nm TSMC 3 nm TSMC 5 nm TSMC 5 nm
Größe ? ~510 mm² ~432 mm² ? ~288 mm² ~246 mm²  ? ~145 mm² ~120 mm²
Transistoren 92 Milliarden 67 Milliarden 57 Milliarden 37 Milliarden 40 Milliarden 33,7 Milliarden 25 Milliarden 20 Milliarden 16 Milliarden
CPU
Performance-Kerne 12 8 8 6 8 8 4 4 4
P-Kerne L2-Cache ? 32 MByte 24 MByte ? 32 MByte 24 MByte ? 16 MByte 12 MByte
P-Kerne Takt ? 3,5 GHz 3,2 GHz ? 3,5 GHz 3,2 GHz ? 3,5 GHz 3,2 GHz
Effizienz-Kerne 4 4 2 6 4 2 4 4 4
E-Kerne L2-Cache ? 4 MByte 4 MByte ? 4 MByte 4 MByte ? 4 MByte 4 MByte
E-Kerne Takt ? 2,4 GHz 2,06 GHz ? 2,4 GHz 2,06 GHz ? 2,4 GHz 2,06 GHz
GPU
Kerne 40 38 32 18 19 16 10 10 8
Shader 5120 4864 4096 2304 2432 2048 1280 1280 1024
FP32-Rechenleistung ? 13,6 TFlops 10,4 TFlops ? 6,8 TFlops 5,2 TFlops ? 3,6 TFlops 2,6 TFlops
Anzahl externer Displays 4 4 4 2 2 2 1 1 1
Speicher
RAM-Typ LPDDR5-6400 LPDDR5-6400 LPDDR5-6400 LPDDR5-6400 LPDDR5-6400 LPDDR5-6400 LPDDR5-6400 LPDDR5-6400 LPDDR4X-4266
Max. Menge 128 GByte 96 GByte 64 GByte 36 GByte 32 GByte 32 GByte 24 GByte 24 GByte 16 GByte
Interface 512 Bit 512 Bit 512 Bit 192 Bit 256 Bit 256 Bit 128 Bit 128 Bit 128 Bit
Übertragungsrate 409,6 GByte/s 409,6 GByte/s 409,6 GByte/s 153,6 GByte/s 204,8 GByte/s 204,8 GByte/s 102,4 GByte/s 102,4 GByte/s 68 GByte/s
System Level Cache ? 48 MByte 48 MByte ? 24 MByte 24 MByte ? 8 MByte 16 MByte

Bei der Grafikeinheit gibt es nominell 20 Prozent Zuwachs. Mit neuen Funktionen in allen drei M3-Varianten können Entwickler die Leistung weiter erhöhen, wenn sie sich den Aufwand machen, ihre Software anzupassen.

Insbesondere Render-Programme profitieren von der Raytracing-Beschleunigung. Die GPU berechnet dabei, wie sich Lichtstrahlen im virtuellen Raum verhalten, was nur mit Hardware-Beschleunigung in Echtzeit funktioniert. Wie weit die Umsetzung bei der M3-Generation reicht, verrät Apple nicht.

Nvidias Raytracing-Cores bei den RTX-GeForce-Grafikkarten etwa übernehmen die Schnittpunkteberechnungen von Strahlen sowie restlicher 3D-Welt und durchlaufen die notwendigen Beschleunigungsstrukturen (BVH-Baum). AMDs Radeon-Grafikkarten setzen dagegen auf einen Hybridansatz, bei dem die normalen Shader-Kerne die Beschleunigungsstrukturen durchlaufen. Das spart Transistoren, ist aber weniger performant.

In den Mittelpunkt stellt Apple bei den M3-Chips zudem Verbesserungen am Render-Back-End. Sogenanntes Dynamic Caching soll gewährleisten, dass die GPU ausschließlich Daten in die lokalen Caches lädt, die tatsächlich benötigt werden. Das verringert potenziell Wartezeiten, was wiederum die GPU-Auslastung erhöhen kann.

Mit Mesh-Shader-Support bringt Apple die Renderpipepline auf den aktuellen Stand. Entwickler müssen so nicht mehr starr mit Vertex- und Geometrie-Shadern hantieren; Mesh-Shader lassen sich dynamisch verwenden und sparen potenziell Leistung. Nvidia unterstützt sie seit der RTX-2000-Serie, AMD seit der RX-6000-Generation.

Die integrierte Media-Engine lernt endlich den Codec AV1, kann Videos mit diesem aber nur dekodieren – etwa, wenn man auf Youtube Videos oder auf Netflix Serien schaut. Enkodieren können die M3-Chips hingegen nicht in AV1, wenn man selbst Videos erstellt.

Deutlich weniger imposant sind die kleinen Brüder des M3 Max. Der normale M3 erhält abseits der oben genannten Neufunktionen nur Produktpflege. Dank höheren Taktfrequenzen und architektonischen Detailverbesserungen soll die CPU bis zu 20 Prozent schneller sein als beim M2. Das Gleiche gilt für die GPU.

Leistungszuwächse der M3-Prozessoren (3 Bilder)

Übersicht M3

(Bild: Apple)

Den M3 Pro hat Apple dagegen offensichtlich auf möglichst niedrige Fertigungskosten getrimmt. Mit 37 Milliarden statt 40 Milliarden Transistoren bei gleichzeitig besserer Fertigungstechnik ist der M3 Pro erheblich kleiner als der M2 Pro.

Bei der CPU-Leistung traut sich Apple nur an einen Vergleich mit dem M1 Pro und das hat gute Gründe: Die CPU-Kerne des M3 Pro sollen 20 Prozent schneller sein als die des M1 Pro. Wir erinnern uns: Selbiges sagte Apple schon beim M2 Pro. Das heißt, beim M3 Pro gibt es keinen Geschwindigkeitszuwachs.

Ein Blick in die CPU-Konfiguration verrät, warum: Der M3 Pro hat jeweils sechs Performance- und Effizienzkerne. Der M2 Pro hatte noch acht Performance- und vier Effizienzkerne.

So sehen die M3-Prozessoren aus (3 Bilder)

M3 Pro

Apple spart beim M3 Pro den vierten Speicherbaustein ein. Dadurch sieht der Träger asymmetrisch aus.
(Bild: Apple)

Das Bild setzt sich bei der GPU und dem Speicherausbau fort. Erstere schrumpft von 19 auf 18 Shader-Cluster (2304 vs. 2432 Shader), das RAM-Interface von 256 auf 192 Bit. Dank größerer Speicherbausteine gibt es zwar trotzdem mehr RAM (36 vs. 32 GByte in den teuersten Konfigurationen), jedoch fällt die Übertragungsrate beim M3 Pro verglichen mit dem M2 Pro und sogar dem M1 Pro um ein Viertel. Das limitiert insbesondere die Grafikleistung.

Mehr RAM gibt es auch beim M3 Max nur aufgrund neuer Speicherbausteine mit höherer Kapazität. Es bleibt bei vier Bausteinen an einem 512 Bit breiten Interface, die in der teuersten Konfiguration aber jeweils 32 GByte fassen.

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