Aufforstung: Miniwälder gegen den Klimawandel

Gezieltes Aufforsten gilt als effektive Klimaschutzmaßnahme. Artenreiche Miniwälder könnten dabei eine wichtige Rolle spielen. Das erste Pilotprojekt startet.

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Die neuen Grünflächen

(Bild: Illustration: Andreas Zickert)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Susanne Donner
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Es hätte nicht viel gefehlt, dann wären Lukas Steingässer und Stefan Scharfe auf einer Lieferung von 2.500 Bäumen sitzen geblieben. 250 Helfer hatten zugesagt, die Gehölze auf eine Fläche von 800 Quadratmetern in die Uckermark zu pflanzen und an einem bisher einzigartigen Aufforstungsprojekt mitzuwirken. Aber kurz vor dem Lockdown machten fast alle Helfer einen Rückzieher. Am Ende waren es nur 50 Freunde und Nachbarn, die mit den beiden Studierenden der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde zu den Spaten griffen. Drei Tage schufteten sie, bis alle Bäume in der Erde steckten. "Ich hatte unglaublichen Muskelkater", sagt Steingässer.

Mitte März entsteht so Deutschlands erster Miniwald, Tiny Forest genannt. Viele weitere sollen folgen, um Kohlendioxid aus der Atmosphäre zu holen, den Klimawandel zu bremsen und die Biodiversität zu steigern. Bereits heute entlastet Wald hierzulande die Atmosphäre pro Jahr um rund 52 Millionen Tonnen Kohlendioxid. Das sind immerhin ein Drittel der jährlichen Verkehrsemissionen. Damit es noch mehr werden, sollen in Städten, auf Brachflächen auf dem Land und sogar in Gärten die Wäldchen wachsen.

Ihre geringe Größe habe den Vorteil, so Steingässer, dass man die Wälder vergleichsweise unbürokratisch anlegen könne. Denn das Bundeswaldgesetz mit seinen festen Regeln zur Bewirtschaftung greife nicht. Es sei leicht, in Deutschland entsprechende Areale zu finden. Das zeigt auch der Blick in andere Länder: Weltweit gibt es laut Steingässer mittlerweile rund 2.500 Tiny Forests.