Auftragsmörder im Darknet gesucht: Was tun mit der Liste an Interessenten?

Das britische Magazin Wired hat eine aufwĂĽhlende Geschichte rund um eine Betrugsmasche im Darkweb geschrieben, die mitten in Mordermittlungen hineinfĂĽhrt.

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Auftragsmörder im Darknet gesucht: Was tun mit der Liste an Interessenten?

(Bild: mristenpart)

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Für Bitcoin bekommt man im Darkweb angeblich alles, sogar einen Auftragsmord. Doch das stimmt nicht, meint der Londoner Chris Monteiro, der trotz jahrelanger Recherchen im Darknet nur Betrugsmaschen oder Getrolle gefunden hat. Trotzdem ist er durch seine Analysen in eine Geschichte hineingeraten, in deren Verlauf zwei Menschen ihr Leben verloren haben. Das britische Magazin Wired hat sie in einem ausführlichen und aufwühlenden Text zusammengefasst. Es geht um die Seite Besa Mafia eines mutmaßlich rumänischen Hintermannes unter dem Pseudonym Yura.

Wie Wired schreibt, war es Monteiro gelungen, ein derartiges Angebot im Darknet zu hacken und jegliche Kommunikation zwischen dem Anbieter und den Interessenten mitzulesen. Zwar war er überzeugt, dass es die angebotenen Auftragsmörder nicht gab, aber trotzdem konnte er nun eine Liste der besonders hartnäckigen Auftraggeber zusammenstellen. Teilweise hatten die mehrere Dutzend Bitcoins beziehungsweise mehrere tausend Euro überwiesen, um eine Zielperson ermorden zu lassen. Seinen Angaben zufolge sei es ihm aber nicht gelungen, Ermittler zu kontaktieren und von der Tragweite seiner Beute zu überzeugen. Stattdessen konnte er aber die Website aus dem Darknet hacken.

Vorher waren aber auf anderen Wegen Informationen der Seite zum FBI gelangt und die US-Bundespolizei hatte mit Amy Allwine eine der Personen kontaktiert, deren Ermordung jemand im Darknet dringend erreichen wollte: "I need this bitch dead, so please help me". Sie und ihr Ehemann konnten den Ermittlern keinen Verdächtigen nennen. Sechs Monate später war sie tot und nicht nur Bitcoin-Transaktionen wiesen auf ihren Ehemann als Täter. Der wurde später des Mordes für schuldig gesprochen. Monteiro war seiner Aussage zufolge am Boden zerstört und meinte, mit seiner Liste hätte er dieses Leben retten können.

Die Geschichte ist damit nicht zu Ende und es lohnt sich, sie in voller Länge zu lesen: Yura gelang es später sogar, die Polizei auf Monteiro zu hetzen. Auch weil die Zielpersonen auf der von Monteiro zusammengestellten Liste über den Globus verstreut lebten, gelang es ihm nie, eine konzertierte Reaktion von Strafverfolgern anzustoßen. Tipps an Medien sorgten dagegen für Festnahmen in mehreren Ländern. Das betrügerische Auftragskiller-Angebot steht unter neuem Namen weiterhin im Darknet und der Betreiber verteidigt es damit, dass er den potenziellen Mördern Zeit und Geld rauben würde.

Am 8. Juni 2018 starb mit Bryan Njoroge eine weitere Person, deren Ermordung jemand im Darknet beauftragen wollte. Nach einer wenige Tage dauernden Untersuchung entschieden die Ermittler: Selbstmord.

Weitere spannende Einblicke findet man im absolut lesenswerten Artikel:

The unbelievable tale of a fake hitman, a kill list, a darknet vigilante... and a murder (mho)