Besuch im Gaming-Museum in Hannover: Ein exklusiver Einblick

Das lässt Gamer- und Nerdherzen höher schlagen: Das "Hi-Score" bietet Gaming-Geschichte zum Anfassen. Wir nehmen euch mit auf einen Besuch. Ein Videobeitrag.

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Lesezeit: 12 Min.
Inhaltsverzeichnis

Ob Tetris, Super Mario Bros., The Legend of Zelda oder vielleicht Doom – jeder hat dieses eine Videospiel, das nostalgische Gefühle weckt und an eine bestimmte Zeit in seinem Leben erinnert. Im Herzen von Hannover gibt es einen kulturellen Anlaufpunkt für alle Retro-Fans und Gaming-Enthusiasten: Das Museum "Hi-Score".

Von nostalgischen Spielautomaten bis zum modernen E-Sport bietet das Museum einen Rundgang durch die Entwicklung des Gamings. Dabei können die Besucher nicht nur Konsolen betrachten, sondern einen Großteil der Ausstellungsstücke auch selbst ausprobieren.

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Unser Video nimmt euch mit auf eine spannende Reise durch die Ausstellungsräume und zeigt, warum das Hi-Score ein Muss für jeden Gamer ist. Begleitet uns, während wir hinter die Kulissen schauen, kuriose Eingabegeräte ausprobieren und entdecken, wie die Inhaber ein altes Kaufhaus zu einem Schmelztiegel der Spielkultur umgewandelt haben.

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Ihr könnt es euch vielleicht denken, aber das hier ist nicht das heise-Studio, sondern das Videospielmuseum "Hi-Score" in Hannover. Hier gibt es einen Großteil der Konsolengeschichte zu sehen. Vieles davon kann man sogar selbst ausprobieren. Es gibt alte Heimcomputer, E-Sports-Turniere wie zu Mario Kart – und Automaten mit ganz besonderen Eingabegeräten. Wir zeigen euch, was ihr bei einem Besuch erwarten könnt.

Gerade im Intro habt ihr mich im Helikopterspiel "Thunder Blade" gesehen. In Segas Automaten von 1987 hat man das Gefühl, als würde sich die ganze Welt um den Heli bewegen. Dabei besteht sie nur aus zweidimensionalen Grafiken, die damals noch für den 3D-Effekt herangezoomt wurden.

Bevor wir uns aber weitere extravagante Geräte anschauen, erklären wir erst einmal, wo genau wir hier eigentlich sind.

Das Gaming-Zentrum Hi-Score startete am 1. Juni 2023 im ehemaligen Galeria-Kaufhof in Hannovers Innenstadt, neben der Marktkirche. Das Gebäude soll zwar abgerissen werden. Vorher wird es aber unter dem Namen “Aufhof” für Veranstaltungen, Kunstausstellungen und eben fürs Hi-Score zwischengenutzt. Auf 1000 Quadratmetern sind über 180 Exponate ausgestellt. Viele Automaten, Heimcomputer und wichtige Konsolen lassen sich sogar persönlich ausprobieren.

Das Beste daran: Wer den Eintritt von 18 Euro – oder ermäßigt auch weniger – bezahlt, darf während der Öffnungszeiten alle spielbaren Geräte so lange nutzen, wie er will. Außer natürlich, sie werden gerade von anderen Besuchern belagert. Es gibt Oldies wie Pong-Klone, das "Fairchild Channel F" von 1976 oder den "C64" aus dem Jahr ‘82. Aber auch jüngere Exoten wie die in Japan erfolgreiche "PC Engine" von 1987 oder das "Neo Geo" von 1990 – mit seinen sündhaft teuren Titeln in Spielhallenqualität. Wie all das zustande kam, erklärt uns Torben Friedrich vom "Gaming in Niedersachsen e.V.":

Torben Friedrich:

"Mein Name ist Torben. Ich bin hier Mitglied im Hi-Score und im "Gaming in Niedersachsen e.V." und betreue so ein bisschen den Innenraum und die Bar. Das Projekt ist im Endeffekt aus einer Idee heraus entstanden. Wir sind mal gestartet mit ein paar Freunden im Wohnzimmer und haben dann gemerkt, dass das Wohnzimmer mit 50 Personen zu voll war. Dann waren wir irgendwann 500 Personen im Capitol. Daraufhin haben wir gemerkt, dass zwei Jahre Corona dazu führen, dass wir nicht wissen, wohin mit unseren ganzen Geräten. Und dann ist die Stadt auf uns zugekommen und hat gesagt: 'Wollt ihr nicht hier im Aufruf eine Art Arcadehalle bauen?' Und daraus ist jetzt ein Museum geworden."

Die Exponate haben natürlich eine noch längere Geschichte hinter sich. Ein "Centipede"-Automat von Atari zum Beispiel stand schon einmal in einer Spielhalle in der Innenstadt von Hannover. Bis 1985 das Jugendschutzgesetz geändert wurde und viele Automaten aus der Öffentlichkeit und den Spielhallen verschwanden. Nach fast 40 Jahren Einlagerung kann man nun endlich wieder den ungewöhnlichen Trackball-Controller benutzen. Er ist erstaunlich präzise und schnell, fast wie eine Maus.

Kuriose Eingabegeräte sind eine Spezialität des Hi-Score. Die Betreiberinnen und Betreiber stellen bewusst verschiedene Konzepte vor. Taitos "Arkanoid" von 1986 hat zum Beispiel einen präzisen Drehknopf mit Schwung-Rad eingebaut. Eine echte Überraschung ist der Angelcontroller von "Sega Bass Fishing" aus dem Jahr 1997. Wir hätten nicht gedacht, dass die virtuellen Fische derart stark an einer virtuellen Angelschnur zerren können! "Wacca" von 2019 umschließt den Spieler sogar rundum mit blinkenden Tasten. Reizüberflutung inklusive!

Torben Friedrich:

"[Bei diesem Spiel] haben wir eine Rollstuhlfahrerin mit hier, die gesagt hat, dass sie durch das Spiel und die Armbewegungen nach oben, den Arm wieder höher heben kann als vorher. Das ist auch etwas, da denkt man vorher nicht dran, dass das auch ein wirklich bewegungsförderndes Spiel sein kann. Das freut mich auch zu wissen."

Moderne Musikspiele sind ein weiterer Schwerpunkt im Hi-Score. Dazu gehören vor allem in Asien beliebte Automaten wie "Sound Voltex Exceed Gear" von 2022, "Dance Rush Stardom" von 2018 oder "Hatsune Miku: Project DIVA Arcade" von 2010. Mittlerweile gibt es aber auch in Hannover einige Spieler, die auf den weltweiten Ranglisten ganz weit oben stehen – etwa in "Beatmania 2DX".

Neben all den Geräten zum Ausprobieren gibt es auch Exponate hinter Glas, die möglichst wenig mit fettigen Fingern oder falschen Chemikalien in Berührung kommen sollten.

Dazu gehört das obskure "Gizmondo"-Handheld, das sich bei falscher Lagerung in eine klebrige Masse verwandelt. Im Hi-Score liegt es frei in einer Vitrine statt in einer engen Verpackung, weil deren Kunststoff-Weichmacher dem Gehäuse schaden könnten. Tiger Telematics entschied sich im Jahr 2005 für ein Gehäuse komplett aus Weichplastik – was natürlich schon damals keine besonders clevere Idee war.

In den Wandvitrinen finden sich viele Raritäten. Darunter das erfolglose Bandai "Supervision 8000" von 1979 – die erste japanische Konsole mit austauschbaren Modulen. Oder auch Funtechs "Super A’Can" aus Taiwan von 1995. Davon wurden nur gut 5500 Stück verkauft.

Dieser orange glühende Pong-Klon mit dem Namen "TV Tennis Electrotennis" aus dem Jahr 1975 verkaufte sich immerhin rund 10.000 Mal. Hergestellt wurde er von Epoch-sha und Magnavox.

Apropos Magnavox: Im Hi-Score findet sich auch ein Nachbau der allerersten Konsole überhaupt. Aus dem 1967 vorgestellten Prototyp "Brown Box" von Ralph Baer wurde später die Magnavox "Odyssey". Sie hatte bereits 1972 austauschbare Spielmodule. Der Nachbau besteht aus originalgetreuen Teilen wie einer Alubox, dem Furnier oder den Drehknöpfen.

Inzwischen haben die Staatsbibliothek Berlin und das Institut für Museumsforschung das Hi-Score offiziell als Museum für Videospielgeschichte anerkannt.

Torben Friedrich:

"Die Anerkennung zum Museum ist tatsächlich gar nicht so schwierig gewesen. Also die Exponate sind, glaube ich, das Schwierigste zu bekommen, dass man erst mal so eine große Auswahl hat. Der Prozess ist dann im Endeffekt ein Formular, mehrere Telefonate, Nachweis zu führen, dass man tatsächlich die Anzahl der Geräte hat. Und da wir ja eigentlich eine vollständige Sammlung aller Konsolen vor Ort haben, war das am Ende dann auch nicht schwer. Schwierig ist es, den Menschen zu erklären, dass Computerspiele tatsächlich ein Kulturgut sind. Und da haben wir am meisten mit zu arbeiten."

Nebenbei arbeiten die Betreiber auch ständig an der Restaurierung weiterer Hardware – wie zum Beispiel diesem hydraulischen "G-Loc"-Automaten von Sega.

Torben Friedrich:

"Besonders knifflig ist immer die Restauration von Geräten, die Motorik mit Elektronik verbinden, also wenn es bewegte Elemente hat. Wir haben zum Beispiel ein Motorrad, bei dem saßen wir sehr lange in der Werkstatt zusammen. Das sind dann manchmal die Chips, die wirklich Schwierigkeiten machen, um den Fehler zu finden. Gleichzeitig ist es die Übertragung der Motorik.

Einer der schwierigsten Restaurationspunkte ist es halt immer, die Bewegungsmotorik dann auch wirklich hinzubekommen mit der Elektronik. Es sind dann aber auch tatsächlich solche kleinen Elemente wie einfach den Sattel [des Motorrads] wieder zu machen. Dieses Teil muss dann halt ein Sattler machen. Oder die Aufkleber: Es ist teilweise wirklich schwer, die originalen Aufkleber wieder zu besorgen. Aber dann funktioniert auch so eine [Maschine] wieder."

Wer das Museum persönlich besuchen möchte, sollte sich beeilen. Die Ausstellung im ehemaligen Galeria-Kaufhof-Gebäude an der Osterstraße 13 ist nur noch bis zum 13. Juli 2024 geöffnet. Danach ist erst einmal Schluss. Es könnte aber gar nicht so lange dauern, bis es weitergeht.

Torben Friedrich:

"Erst mal möchte ich noch rückblickend sagen: Mit ungefähr 53.000 Besuchern wollen wir eine Zukunft haben. Das ist etwas, was einfach gezeigt hat, dass das Interesse da ist, dass die Begeisterung da ist; auch in die Zukunft hinein. Wir haben Geräte für noch mehr Platz. Die Anzahl unserer momentanen Exponate liegt so bei 170 - 200 Stück.

Es wächst ja auch stetig. Wir haben immer noch ein paar Kleinigkeiten, die dazukommen. Das heißt, [eine räumliche] Verdoppelung wäre schön. Ich glaube, wir sind jetzt bei 1000 Quadratmetern – mit der Bar zusammen. Wir haben einfach gemerkt, es fehlen dann auch so Räume, wie ein Gemeinschaftsraum zum Sitzen. Wir haben einen Zeichner-Stammtisch gehabt, die gerne einen Tisch hätten, wo sie sich gemeinsam austauschen können.

Wir haben manchmal einige Tabletopspieler hier oder auch einfach Trading-Card-Sammler. Wir versuchen einen Raum zu schaffen, wo wir die Elemente Spiele und Kultur, die sich durch mehrere Aspekte ziehen, an einem Ort bündeln. Und das muss der neue Raum geben.

Auch unsere Bühne ist für uns ein ganz zentraler, wichtiger Ort, weil wir hier von Cosplay-Events bis abends auch mal ein Table Quiz haben, wo es dann ganz speziell um Spiele geht. Das macht diesen Ort einfach zu einem Flecken, wo man wirklich mit 50, 60 Personen sitzen und sich über das Spiel austauschen kann. Wir hoffen auch beim nächsten Mal auf so eine Bühne, weil es halt auch ein Ort der Begegnung und zum Lernen sein kann. Sei es für eine Podiumsdiskussion oder tatsächlich in Bezug auf Spiele.

Der eigentliche Grundgedanke ist ja tatsächlich ein Gamingzentrum zu schaffen, wo es nicht nur um den spielerischen Aspekt geht – sondern auch mit Industrie gemeinsam einen Ort zu schaffen, wo man lernen kann, dass diese Industrie ein Berufszweig ist und auch Jüngeren das beizubringen auf einer spielerischen Ebene. Und daher würde ich sagen, nachdem jetzt der Aufhof geschlossen hat, werden wir relativ zeitnah irgendwo in Hannover wieder auftauchen."

Das Hi-Score bleibt in Hannover und hat sich bereits eine neue Halle in der Stadt gesichert. Der genaue Standort ist noch geheim, aber nach der Schließung im "Aufhof" beginnt direkt der Umzug der Ausstellung. Auch der Verein "Gaming in Niedersachsen e.V." zieht in das neue Gebäude um. Sobald die neue Adresse offiziell ist, teilen wir sie euch in der Infobox unter diesem Video mit.

Das Hi-Score ist für Gamer und Nerds also ein echtes "Hi-Light". Wir können den Besuch nur empfehlen! (jpw)