China im Solarrausch

Bis 2020 will die Regierung in Peking die Sonnenstromkapazität nochmals kräftig erhöhen. Grund ist nicht nur der Kampf gegen den Klimawandel.

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Von
  • Richard Martin

China hat ein ambitioniertes Solar-Programm aufgelegt. Die Zahlen sind beeindruckend: Allein im Jahr 2015 gingen 15 Gigawatt an neuer Photovoltaikleistung ans Netz. Damit überholte das Land erstmals den größten Solarmarkt der Welt – Deutschland. Während hierzulande aktuell 38,4 Gigawatt installiert sind, hat China nun 43,2 Gigawatt. Die USA sind mit 27,8 Gigawatt weit abgeschlagen.

Marktvorhersagen zufolge wird sich dieser Trend fortsetzen. Im Rahmen des 13. Fünfjahresplanes will China seine Sonnenstromkapazität bis zum Jahr 2020 verdreifachen. Jahr für Jahr sollen 15 bis 20 Gigawatt zusätzlich ans Netz gehen – verteilt über die kommenden fünf Jahre, wie Nur Bekri, Direktor der National Energy Administration (NOE), sagt. Damit hätte China dann mehr als 140 Gigawatt am Netz. Um das in einen Kontext zu setzen, muss man den aktuellen weltweiten Wert kennen: Im letzten Jahr wurden auf dem ganzen Planeten 200 Gigawatt überschritten. Ende 2016 sollen 321 Gigawatt erreicht sein.

Natürlich hat China auch einen gigantischen Nachholbedarf. Das Land ist mittlerweile der weltgrößte CO2-Sünder, nirgendwo wird mehr Kohle verheizt wie hier. Auf das gesamte Energieportfolio gerechnet macht der Sonnenstrom nur einen Bruchteil aus. Hinzu kommt, dass die aufgebaute Kapazität nicht immer voll ausgenutzt wird. So musste die NEA einräumen, dass etwa in der Provinz Gansu ein Drittel der vorhandenen Solaranlagen 2015 keinen Strom lieferten, in Xinjiang war es ein Viertel.

Staatlich ausgegebenes Ziel des gigantischen Solar-Ausbaus ist es, die Klimaziele zu erreichen, zu denen man sich auf der Pariser Konferenz verpflichtet hat. Doch darum geht es nicht nur. Die chinesische Politik sucht auch nach Methoden, die große Luftverschmutzung zu reduzieren, die Riesenstädte wie Shanghai und Peking zunehmend plagen und der Bevölkerung das Leben zur Hölle machen. Einer der Hauptgründe dafür liegen in der Kohleverfeuerung.

Hinzu kommt, dass die in den letzten Jahren enorm gewachsene chinesische Solarmodulfertigung neue Absatzmärkte braucht. Patrick Jobin, Analyst beim Bankhaus Credit Suisse, sagte kürzlich, dass die größten drei chinesischen Hersteller JA Solar, JinkoSolar und Trina Solar am Markt vorbei produzieren und für eine Modulschwemme sorgen – trotz Nachfragereduktion im internationalen Geschäft. "Wir glauben, dass die Solarhersteller im Jahr 2016 auf eine verschlimmerte Überproduktion stoßen könnten." Entsprechend könnte der Fünfjahresplan der chinesischen Regierung auch dabei helfen, diese Kapazität "aufzusaugen". (bsc)