Continuous Lifecycle 2014 im Zeichen des kulturellen Wandels

Wegen des gestiegenen Interesses zog die zweite Auflage der Continuous Lifecycle in den Rosengarten nach Mannheim – ausreichend Platz für rund 350 Teilnehmer.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Falk Sippach

Aufgrund des gestiegenen Interesses an den Leitthemen der Konferenz zu DevOps, Continuous Delivery und Agile ALM war die zweite Auflage der Continuous Lifecycle in den Rosengarten nach Mannheim umgezogen. Da gab es ausreichend Platz für die auf rund 350 Teilnehmer gewachsene Veranstaltung.

Im Mittelpunkt der diesjährigen Continuous Lifecycle stand der Cultural Change, also das Umdenken in den Köpfen nicht nur der Entscheider, sondern auch bei den Ausführenden. Ein Vortragender brachte es auf den Punkt: "15 Prozent finden Neuerungen gut, 15 Prozent sind erst mal dagegen, und die restlichen 70 Prozent warten ab, wer von den beiden anderen gewinnt."

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Einen Eindruck von der Konferenz geben die über Flickr bereitgestellten Fotos.

Sicherlich gehörten die Teilnehmer der Konferenz eher zu den ersten 15 Prozent. Sie waren auf der Suche nach weiteren Argumenten, um in ihren Organisationen den Wandel hin zu Continuous Delivery und DevOps voranzutreiben. Es gab aber auch kritische Stimmen, die die Frage stellten, ob eine Continuous Delivery Pipeline in jedem Fall erstrebenswert sei.

Dessen ungeachtet sind auch einzelne Aspekte der DevOps-Bewegung einen Blick wert und können die Prozesse der täglichen Arbeit vereinfachen. Und so bot das auf drei Tracks verteilte Vortragsprogramm eine Mischung zu Themen wie den richtigen Umgang mit Continuous Integration und Delivery, praktischer Umsetzung von DevOps-Methoden, agilem Application Lifecycle Management, Automatisierung der Infrastruktur, Build-, Release-, Database-Change- und Konfigurationsmanagement, Versionskontrolle, Code Reviews, Testen, Arbeiten in verteilten Teams, Betrieb, Monitoring und natürlich auch dem Zusammenspiel und der Integration der unterschiedlichen Tools. Dabei wurde mehr Wert auf die Theorie gelegt, es gab aber auch Erfahrungsberichte und Demonstrationen wichtiger Werkzeuge.

Die Organisatoren – iX, heise Developer und dpunkt.verlag – haben bei der Planung auf den Themen der letztjährigen Konferenz aufgebaut und wollten das Programm somit auch für "Wiederholungstäter" interessant halten. Und gerade die Tool-Frage bietet in den kommenden Jahren noch genügend Stoff. Betrachtet man die Vielzahl der in den letzten Monaten und Jahren aus dem Boden geschossenen Werkzeugen – genannt sei hier nur das Docker-Ökosystem –, ist es für Außenstehende nicht leicht, den Überblick zu behalten.

Jez Humble - erfolgreicher Buchautor im Umfeld von Continuous Delivery - eröffnete die Konferenz.

Die Keynotes standen ebenfalls ganz im Zeichen des kulturellen Wandels. Continuous-Delivery-Urgestein Jez Humble berichtete am ersten Tag aus der fernöstlichen Automobilindustrie. Dort haben Arbeiter die Möglichkeit, das Fließband zu stoppen, um gemeinsam mit dem Management ein Problem zu beheben. Eine kurze Auszeit wird dabei in Kauf genommen, und es werden möglicherweise gar weniger Autos produziert. Dafür stimmt aber das Ergebnis, also die Qualität. Ein Umdenken muss in diesem Fall in erster Linie vom Management kommen, das oft eher nach Masse statt nach Qualität bezahlt wird. Analog sollte sich die Softwareindustrie ebenfalls auf einen stetigen Verbesserungsprozess einlassen. Das schaffe Raum für neue Ideen und Innovationen. Damit könne dann wieder Geld verdient werden, statt auf der Stelle tretend die vorangegangenen Fehler zu korrigieren.

Mathias Meyer vertiefte das Thema weiter und regte die Zuhörer unter anderem mit den folgenden Zitaten zum Nachdenken und Twittern (#ConLi2014) an:

  • "1 deploy a day = cultural change, 100 deploys a day = implementation detail".
  • "Processes and tools are a byproduct of culture."

Mathias Meyer von Travis CI stellte wie andere auch den Kulturwandel ins Zentrum seines Vortrags.

Auch hier war die Quintessenz, dass Continuous Delivery nur funktioniere, wenn man seine Prozesse kontinuierlich verbessere, Vertrauen in die Ausführenden habe, den Mitarbeitern mehr Eigenverantwortung zugestehe und ihre Leistung bei Problemen nicht schlecht rede. Menschen machen nicht absichtlich Fehler, viel wichtiger sei, von unvorhergesehenen Ereignissen zu lernen und ohne Schuldzuweisung Probleme nachträglich zu analysieren und das Ergebnis als Verbesserung in den laufenden Prozess sofort einfließen zu lassen.

Am Abend des ersten Tages konnte man den Experten in der Panel-Diskussion ebenfalls beim Austausch über den Kulturwandel lauschen. Bei den Sprechern wurde eine gesunde Mischung gefunden aus anerkannten Experten und dem ein oder anderem neuen Gesicht. Und wer nach zwei Tagen noch nicht genug hatte, konnte im Anschluss an einem der fünf ganztägigen Workshops teilnehmen. Wurde einem an den beiden Hauptkonferenztagen der Mund nur wässrig gemacht, konnte man dann immerhin ein Thema vertiefen. Leider hatte man wieder die Qual der Wahl, und manch einer hätte sich sicherlich gern geklont.

Eine Fortsetzung der Continuous Lifecycle für 2015 ist bereits angekündigt. Da mit einem Abebben der Konferenzthemen vorerst nicht zu rechnen ist, werden vermutlich viele Teilnehmer der diesjährigen Auflage wiederkommen und etliche neue hinzustoßen, denn die Veranstaltung ist durchweg empfehlenswert.

Falk Sippach
hat über 15 Jahre Erfahrung mit Java und ist beruflich als Trainer, Softwareentwickler und Projektleiter im Umfeld von Java-EE-Techniken unterwegs. Von Zeit zu Zeit schreibt er Blogeinträge, Artikel und tritt gelegentlich bei Konferenzen auf. In seiner Wahlheimat Darmstadt organisiert er mit anderen die örtliche Java User Group.
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