Corona-Tracking: Wie Contact-Tracing-Apps funktionieren, was davon zu halten ist

Seite 5: Sollte ich eine Corona-App installieren?

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Ob man am Ende eine App, die auf diesem Tracing-Ansatz beruht, installieren will, muss natürlich jeder selbst entscheiden. Das hängt neben Apples und Googles Umsetzung des Betriebssystem-APIs zusätzlich auch noch von der eigentlichen App ab, die man als Endbenutzer schließlich verwendet und ob diese App ohne Sicherheitslücken und Datenschutzmängel daherkommt. Und hinzu kommen noch ganz andere, praktische Fragen. Zum Beispiel dazu, wie sich der permanente Bluetooth-Einsatz auf die Akkulaufzeit meines Handys auswirkt. Und ob sich das Herunterladen der Diagnosis Keys negativ bei meinem Datenvolumen bemerkbar macht.

Sicher ist: Mit einer solcher App helfe ich nur der Allgemeinheit. An meinem persönlichen Krankheitsverlauf ändert sich rein gar nichts, denn Aufgabe der App ist es, mich zu warnen, damit ich mich dann vorsorglich in Quarantäne begeben kann. Ob ich mich infiziere oder nicht, hängt von Virenpartikeln in der Luft oder auf Oberflächen ab, die ich unbewusst aufnehme und schließlich in meinen Blutkreislauf bringe, nicht aber davon, ob mein Smartphone nebenbei noch Bluetooth-Signale in die Welt sendet.

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Unabhängig von meinem persönlichen Krankheitsverlauf könnte so eine App, wenn genug Menschen sie installieren, dazu führen, dass der aktuell geltende Corona-Lockdown gelockert wird, Leute wieder ins normale Leben zurückkehren können und ernste wirtschaftliche Konsequenzen abgemildert werden. Und das wäre, gesellschaftlich gesehen, definitiv ein sehr gutes Ergebnis für uns alle. Ob eine solche App und das darunterliegende Framework allerdings so funktioniert, wie wir uns das alle erhoffen und die Ausbreitung von COVID-19 statistisch signifikant eindämmt, wird sich erst noch zeigen müssen.

Der Autor dieses Artikels hält es jedenfalls für sehr fraglich, dass genug Menschen diese App installieren und dass sie dann auch noch gut genug funktioniert, um ihr Ziel zu erreichen. Ganz unabhängig von der technischen Raffinesse der Lösung, die Apple und Google hier erdacht haben, scheint mir eine solche App doch eher ein psychologisches Pflaster für die geschundene Seele der Tech-Nerds im Silikon Valley zu sein, die einfach nicht wahr haben wollen, dass sich manche Probleme einfach nicht mit technologischen Mitteln lösen lassen.

Bluetooth war halt nie für diese Art von Entfernungsmessung gedacht und Contact Tracing überlässt man am besten den Gesundheitsämtern und nicht einer App, oder schlimmer, ominösen KI-Algorithmen auf staatlichen Servern. COVID-19 ist schon schlimm genug, wir sollten dafür sorgen, dass wir es im Nachgang nicht auch noch mit COVID-1984 zu tun bekommen. Ich werde so eine App deswegen nicht installieren und bleibe dafür wohl einfach mal öfter vorsorglich zu Hause, bis sich die Lage wieder beruhigt hat.

(jk)