Das Geheimnis der Wombat-Würfel
Nacktnasenwombats hinterlassen eckige statt runder Haufen. Jetzt haben Forscher aufgeklärt, wie es zum Kubismus kommt und haben eine erste Idee für das „Warum“.
- Veronika Szentpetery-Kessler
Wer schon mal in Ostaustralien wandern war, hat sich vielleicht über würfelförmige Exkremente gewundert. Die Urheber sind die possierlichen Nacktnasenwombats, die als einzige Tierart zum Kubismus neigen. Das „Warum“ und „Weshalb“ gehörte lange zu den unaufgeklärten Fragen der Wissenschaft.
Denn die Produktionart der Würfelchen mit einer Kantenlänge von 2,5 bis 4,5 Zentimetern erschien nicht nur technisch rätselhaft, es war auch kein evolutionärer oder anderweitiger Vorteil erkennbar. Nun aber haben Forscher um David Hu vom Georgia Institute of Technology die erste Frage weitgehend aufgeklärt – und schafften es damit prompt auf das Cover eines Fachjournals mit dem treffenden Namen „Soft Matter“.
Bereits 2018 hatte der Wildtier-Ökologe Scott Carver von der University of Tasmania bei der Autopsie eines vom Auto totgefahrenen Wombats herausgefunden, dass der Enddarm der australischen Beuteltiere unterschiedlich elastische Abschnitte besitzt. In zwei weiteren Autopsien wurde seither genauer kartiert und modelliert, wo der Wombatdarm steifer oder dickwandiger ist.
Praktisch veranlagter Darm
Offenbar befinden sich im letzten Darmabschnitt in Längsrichtung gesehen zwei steifere Regionen gegenüber. Diese drücken während der Darmperistaltik, also der wiederholten Kontraktion, stärker nach innen und damit das Material sozusagen an gegenüber liegenden Seiten immer weiter flach.
Auf ähnliche Weise formen wir aus einem kugelförmigen Stück Knete einen Würfel, indem wir mit je zwei parallelen Fingern nach innen drücken und das nacheinander von verschiedenen Seiten her tun. Im Wombatdarm gibt es aber keinen Wechsel der Eindrückrichtung, sodass die Forscher vermuten, dass die elastischere Darmstreifen in der Mitte nach innen gezogen werden und auf diese Weise die fehlenden Seiten flachdrücken.
Wozu nun aber das Ganze? Bewiesen ist es noch nicht, aber Hu vermutet, dass es einen rein praktischen Grund hat. Wombats markieren wie viele andere Tiere ihr Revier mit Exkrementen. Dabei wählen sie oft Steine als Anlageort, von denen würfelförmige Haufen weniger leicht herunter- und wegrollen als es runde Exemplare tun würden.
(vsz)