Das bedeuten die "vorzeitigen Todesfälle durch Feinstaub" wirklich
Im Kampf gegen Umweltverschmutzung titelt es "Feinstaub: 400.000 zusätzliche Tote". Doch solche Zahlen geben gar nicht das an, was die meisten Leute vermuten.
- Nike Heinen
400 000. Die Zahl prangt fett in der Überschrift. Es geht um Luftverschmutzung in europäischen Städten. „Wegen des Feinstaubs sterben jährlich rund 400.000 Menschen vorzeitig“, beklagte die Europäische Umweltagentur in einer Studie aus dem Oktober 2017. Auch beim deutschen Umweltbundesamt ist regelmäßig davon zu lesen. Aufgrund von Feinstaubbelastung sollen pro Jahr 44.500 Deutsche nicht so alt werden, wie sie es ohne die Luftverschmutzung werden könnten.
Lebensspanne im Optimalfall
Die griffigen Zahlen passen gut in auffällige Überschriften, und in den Debatten um die Luftbelastung durch den Verkehr sind sie zum schlagkräftigen Argument geworden. Das Problem ist nur: „Es sind keine echten Toten“, sagt Gerd Gigerenzer, Psychologe und Risikoforscher am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin. Aber was sind unechte Tote? Wer nachforscht, wie „vorzeitige Todesfälle“ berechnet werden, bekommt Zweifel, ob die Zahlen so kurz und knackig in einer Überschrift stehen sollten.
Die Idee für die Berechnung stammt vom US-Gesundheitsökonomen Christopher Murray. 1992 brachte er zusammen mit der WHO die erste „Burden of Disease“-Studie heraus. Seine Formeln vergleichen das, was sein könnte, mit dem, was ist: Um wie viel gesünder und länger könnte unser Leben mit optimaler Versorgung und ohne Umweltverschmutzung sein?
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