Der Fluor-Schaden

PFAS, auch PFC oder PFT genannt: Diese Schadstoffe werden von Experten als ähnlich gefährlich eingestuft wie DDT oder Dioxin. Wofür brauchen wir sie?

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Fluor: Imprägnierte Kleidung

Die Outdoorjacke hält dicht dank der wasserabweisenden PFAS.

(Bild: Shutterstock)

Lesezeit: 2 Min.

Die chinesischen Kollegen sind 5.000 Meter hoch geklettert, um Schneeproben zu nehmen, die russischen haben sich eine entlegene Region ausgesucht, ich selbst war mit den Schweizer Kollegen in den Schweizer Bergen“, erinnert sich Manfred Santen, Chemiker bei Greenpeace. Überall spürten die Teams per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen nach, kurz PFAS. „Wir haben unberührte Schneeproben genommen und Wasserproben aus Bergseen.“ Am Ende aber war nicht viel Detektivarbeit nötig, um sie zu finden. Sie waren schlicht überall, wie die Greenpeace-Kampagne „Footprints in the Snow“ 2015 mit den Proben aus entlegenen Gebieten zeigte.

TR 6/2020

Dieser Beitrag stammt aus Ausgabe 6/2020 der Technology Review. Das Heft ist ab 14.5.2020 im Handel sowie direkt im heise shop erhältlich. Highlights aus dem Heft:

Es wundert kaum: Sie stecken in der Outdoorjacke ebenso wie im Teppichboden, der beschichteten Pfanne, dem Feuerlöschschaum oder dem Skiwachs. Sie schützen Pizzakartons vor dem Durchweichen, Elektronikkabel davor, in Brand zu geraten, und machen Autositze unempfindlich gegen Flecken. Sie sind so verführerisch für die Konsumgüter-Industrie, weil sie wasser-, fett- und schmutzabweisend, feuerhemmend, extrem stabil und damit sehr widerstandsfähig auf Oberflächen sind.

Aber leider behalten sie diese Eigenschaften auch, wenn niemand sie mehr braucht, wenn sie von den Gebrauchsgegenständen oder aus den Industriebetrieben in die Natur gelangen. Im badischen Rastatt etwa hatte ein Komposthändler in den Jahren 2006 bis 2008 PFAS-haltige Schlämme aus einer Papierfabrik verarbeitet und den Kompost an die Landwirte in der Region verschenkt. Bei einem Grundwasser-Screening durch den Wasserversorger im Jahr 2012 fielen dann hohe Belastungen mit PFAS auf – rund 130 Millionen Kubikmeter Trinkwasser sind verseucht. Bedenklich ist die Lage auch auf Flugplätzen: Mit Löschschäumen verteilen die Feuerwehren dort ganz legal und großflächig PFAS. Auf 18 deutschen Bundeswehrflugplätzen seien der Boden und das Grundwasser verseucht, berichtete vor gut einem Jahr der Bayerische Rundfunk. Besonders betroffen sei die Gemeinde Manching, in der der Schwellenwert teilweise 400-fach überschritten sei. Inzwischen wurde PFOA in den Löschschäumen zwar ersetzt, aber Altbestände werden weiterhin verbraucht. Zudem verschwinden PFAS, die einmal in die Umwelt gelangt sind, nicht mehr. Mit derzeitigen Methoden sind sie so gut wie unzerstörbar und werden in der Natur nicht abgebaut. Die „Washington Post“ verlieh ihnen daher 2018 den Spitznamen „Forever Chemicals“, ewige Chemikalien.

Den Text lesen Sie in voller Länge in der neuen Juni-Ausgabe von Technology Review (ab 14.5. im Handel erhältlich).

(rot)