Sicherheit und Viren beim Mac? Ein Interview mit Andreas Marx

Seite 2: Virenschutz: ja oder nein?

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Braucht der Mac-Anwender dann doch ein "echtes" Virenschutzprogramm?

Der "klassische" Virenscanner lohnt sich für den Mac-User heute nicht. Kann ein Schutzprogramm mehr als bloß nahezu nicht vorhandenen Schädlingen herausfiltern, dann ist es eine Überlegung wert. Unterschätzen Sie nicht die Bösartigkeit des Internet. Gute Schutzprogramme warnen auch vor Phishing-Seiten, auf denen sensible Zugangsdaten etwa fürs Online-Banking ausgespäht werden, oder vor Anbietern, die Abo-Fallen aufstellen. Der größte Nachteil von Sicherheitssoftware ist, dass solche Programme einiges an Computerleistung benötigen, die Systeme also langsamer werden. Als Alternative bieten sich spezielle DNS-Server an: Die Firmen Symantec (www.nortondns.com) und GFI (www.clearclouddns.com) bieten diesen Dienst noch kostenlos an.

Was genau können diese alternativen Server?

Erst einmal das, was jeder DNS-Server macht: eine WWW-Adresse in eine IP-Adresse auflösen. Dazu nutzen sie eine Datenbank – und diese Datenbank pflegen die Anbieter auch im Hinblick auf kompromittierende Seiten. Eine Prüfung auf Phishing, Malware oder Exploits findet also schon im Internet statt. Gerade ältere oder mobile Systeme profitieren von dieser vorgelagerten Prüfung.

Bei der persönlichen E-Mail-Kommunikation schützt solch ein DNS-Wechsel aber gar nichts. Läuft man als Mac-Anwender nicht auch Gefahr, Viren in Form von verseuchten Mail-Anhängen zu verteilen?

Sie meinen, in Form von ausführbaren Dateien, die sich zum Beispiel als PowerPoint-Präsentationen tarnen? Der Mac-Anwender sieht ja in der Regel, dass es sich um eine .exe-Datei handelt, und sollte wissen, dass er damit nichts anfangen kann. Mac-Anwender im geschäftlichen Umfeld könnten bei der fahrlässigen Weitergabe von Schadsoftware durchaus in Regress genommen werden, wobei die Rechtsprechung nach meinem Eindruck sehr schwammig ist. Wer bei E-Mail auf Nummer sicher gehen will oder muss, kann als Alternative zu einem eigenen Virenscanner bei seinem Provider auch ein Sicherheitspaket buchen. Dann sorgt der für das Ausfiltern von Schadsoftware und das eigene System wird nicht ausgebremst.

Halten Sie Mac OS X für ein vergleichsweise sicheres Betriebssystem?

Bei Apple, aber auch bei Adobe oder Microsoft kritisiere ich die zum Teil langen Patchzyklen. Es kann Monate dauern, bis bekannte Probleme durch Updates behoben werden. Natürlich stehen die Betriebssystem- und Software-Anbieter auch in der Pflicht, eine Qualitätssicherung durchzuführen. Aber diese lebt auch von der Kommunikation mit den Anwendern. Melden wir Microsoft etwa ein Sicherheitsproblem, dann erhalten wir sehr schnell eine Resonanz, dort kennt man unsere Arbeit. Apple scheint das Sicherheitsthema generell weniger ernst zu nehmen, Antworten von dort sind nicht selbstverständlich.

Besteht eine Gefahr, wenn Mac-Anwender eine Windows-Installation nutzen, etwa in einer Virtualisierung oder per Boot Camp?

Es gibt Machbarkeitsstudien zu Cross-Plattform-Schädlingen, die aber in der Praxis nicht überzeugend funktioniert haben. Eine Infektion von Mac OS X durch die parallele Benutzung von Windows ist aktuell nicht möglich. Wer aber Windows am Mac benutzt – egal ob per Boot Camp oder in einer virtuellen Maschine –, der sollte seine Windows-Installation sehr sorgfältig schützen. Ein Mac-Virenscanner kann auf einer virtuellen Maschine nichts ausrichten. (olm)