Der Open-Source-Markt in Deutschland

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Auf dem Client spielt Linux eine deutlich geringere Rolle. Hier findet man vor allem Thin-Client-Systeme auf Linux-Basis bei Telekommunikationsfirmen und im Handel. Linux ersetzt dabei häufig einfachere Terminals in homogenen Client-/Applikations-Infrastrukturen. 44 Prozent der von uns befragten CIOs sehen diesen Trend. Die Position von Microsoft als Platzhirsch auf dem Desktop ist allerdings auch langfristig nicht gefährdet: Nur 15 Prozent der befragten CIOs glauben, dass Linux bestehende Windows-Clients ersetzen wird.

Linux-Einsatz auf dem Client, nach Branchen aufgeschlüsselt

Zwei wichtige Hemmnisse für Linux auf dem Produktiv-Desktop sind auszumachen: Zum einen die schwache installierte Basis von OpenOffice, das weniger als 0,5 Prozent der 16 Millionen in Deutschland eingesetzten Office-Suiten ausmacht, sodass vielfach der Einsatz von MS-Office und damit Windows unvermeidbar zu sein scheint; zum anderen der Mangel an Linux-fähigen Versionen der für die treibenden Branchen relevanten Programme wie Konstruktions-Software für die Industrie oder Fachanwendungen der öffentlichen Hand. Bis zum Erreichen einer kritischen Masse hat der Linux-Desktop noch einen beträchtlichen Weg vor sich.

Unternehmen suchen verstärkt nach externen Dienstleistern, vor allem für das Training der Mitarbeiter (27 Prozent der befragten Unternehmen) und die Administration der Systeme (15 Prozent). Eher rückläufig, wenn auch immer noch hoch ist die Nachfrage nach Services im Bereich Installation und Konfiguration: Im Zuge inzwischen abgeschlossener Deployments von Open-Source-Software wurde vielfach internes Know-how aufgebaut. In der Planungsphase setzen die Unternehmen teilweise auf externe Berater, lassen ihre Open-Source-Strategien aber auch häufig in der eigenen IT-Abteilung entwickeln.

Der Markt für Linux- und Open-Source-Dienstleistungen in Deutschland hat für 2006 ein geschätztes Volumen von etwa 127 Millionen Euro. Das entspricht einer Steigerung um rund 40 Prozent zum Vorjahr. TechConsult geht davon aus, dass in Zukunft die Ausgaben für Open-Source-Services stärker zunehmen als die Ausgaben für Soft- und Hardware. In diesem Kontext ist auf Anbieterseite auch eine Verlagerung der Umsätze aus Lizenzerlösen zu denen aus Service- und Support-Einnahmen zu beobachten.

Wachstum im Open-Source-Markt

Die beliebtesten Open-Source-Service-Anbieter hier zu Lande sind Novell, Red Hat und IBM, die ihr Partnernetzwerk kontinuierlich erweitern und bestehende Partnerprogramme ausbauen. Auch Oracle, HP und Sun werden als namhafte Linux-Service-Provider wahrgenommen und bieten in diesem Rahmen Partnerschaften für kleinere Systemhäuser an. Allerdings unterscheiden sich die Anbieterprogramme in den Benefits und der aktiven Unterstützung für Partner. Aus Partnersicht ist daher eine genaue Evaluierung der Rentabilität des Geschäftsmodells basierend auf Partnerschaften zu den großen Anbietern unumgänglich.

Venture-Capital-finanzierte Unternehmen im Open-Source-Umfeld findet man derzeit häufig in den USA, wo vor allem innovative Lösungen im Bereich Business Intelligence, Virtualisierung und CRM (beispielsweise Pentaho, XenSource und SugarCRM) entstehen und auf spendable Wagniskapitalgeber treffen.

In Deutschland scheinen die Finanziers noch konservativer zu investieren. Ihnen sind die Wirtschaftlichkeit und Vertriebs- und Marketingstrategien der auf Open-Source-Software basierten Geschäftsmodelle schwerer zu vermitteln. Ausnahmen sind Unternehmensgründungen aus etablierten Firmen heraus, beispielsweise Collax, die sowohl ein erfahrenes Management mitbringen als auch auf das entsprechende Netzwerk zu VC-Gesellschaften zurückgreifen konnten.

Denis Mrksa ist Research Analyst bei TechConsult. (odi)