Der große Diesel-Boykott

Während der deutsche Bundesverkehrsminister sich vehement gegen Fahrverbote für Dieselfahrzeuge wehrt, planen vier Weltstädte, mit radikalen Methoden gegen die Feinstoff- und Stickoxidbelastung vorzugehen.

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Von
  • Jamie Condliffe

In Deutschland tobt ein heftiger Streit zwischen Bundesumweltministerin Barbara Hendricks und Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt um mögliche Fahrverbote für Dieselfahrzeuge. In Paris, Madrid, Athen und Mexiko-Stadt werden dagegen Fakten schaffen: Bis 2025 soll man in den Weltstädten ein bisschen besser atmen können. Bis dahin wollen die vier wichtigsten Metropolen Frankreichs, Spaniens, Griechenlands und Mexikos Autos und Lastwagen, die mit Dieselmotor arbeiten, verbieten.

Der Plan, der im Rahmen der C40-Konferenz angekündigt wurde, einem internationalen Netzwerk aus 40 Städten, die gemeinsam gegen den Klimawandel kämpfen, soll die Feinstaub- und Stickoxidbelastung in den Innenstädten reduzieren. Anne Hidalgo, die Bürgermeisterin von Paris, sagte, die neue Politik zeige, dass die Metropolen "nicht länger die Luftverschmutzung und die damit verbundenen Gesundheitsprobleme und Todesfälle dulden" würden.

Während Dieselfahrzeuge in den Großstädten der Vereinigten Staaten vergleichsweise selten sind, kommen sie auf europäischen Straßen umso häufiger vor. Dieselmaschinen arbeiten bekanntlich effizienter als ihre Benzin-Brüder und die Preise für den Sprit sind in Deutschland und anderen EU-Ländern günstiger. Zahlt man beispielsweise in den USA für Diesel und Benzin zwischen 57 und 61 Cent pro Liter, fallen in Frankreich zwischen 1,23 und 1,42 Euro an.

Doch so effizient Dieselmotoren mittlerweile auch sind – der Feinstaub- und Stickoxidausstoß ist stets größer als bei reinen Benzinern. Inzwischen glauben Forscher, dass pro Jahr bis zu 3 Millionen Menschen an den Folgen dieser Luftverschmutzung sterben.

Versuche, Dieselmotoren sauberer zu machen, gelten Paris, Athen, Mexiko-Stadt und Madrid als gescheitert. In den USA bewarb Volkswagen seine Dieselfahrzeuge explizit mit dem Slogan "Clean Diesel" – bis der Abgasskandal kam. Weitere Chancen für die Technik soll es in nun in den vier C40-Metropolen nicht geben, es droht ein hartes Verbot.

Zwar ist bislang noch nicht klar, wie die Initiativen genau umgesetzt werden sollen – und es ist ebenfalls noch nicht gesagt, welche Teile des Stadtgebietes wirklich betroffen sind. Doch die Zeichen der Zeit sind klar: Stickoxide und Feinstaub werden zum Feind der Stadtverwaltungen erklärt.

Neben der Verbesserung der Luftqualität könnten solche Verbote auch positive Auswirkungen auf das Klima haben. Miguel Angel Mancera, Bürgermeister von Mexiko-Stadt, denkt, dass der Plan auch Chancen bietet, den öffentlichen Personennahverkehr zu stärken. Für den Bürgermeister von Athen, Giorgos Kaminis, ist der Dieselbann nur ein erster Schritt hin zu einer komplett autofreien Stadt.

Elektroautos könnte die Kampagne ebenfalls nutzen. Dass die sich nur durch solch dramatische Maßnahmen schneller durchsetzen können, argumentieren Wirtschaftswissenschaftler schon seit längerem. (bsc)