Der molekulare Kampf gegen den Krebs 2.0

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So beeindruckend solche Studien klingen: Das Problem ist, dass sich ihre Ergebnisse bislang nicht zu einem einzigen Rezept verallgemeinern lassen. Zum einen sind noch lange nicht sämtliche Rezeptoren der verschiedenen Krebszellarten erfasst. Zum anderen experimentieren Forschungsgruppen in aller Welt mit etlichen verschiedenen Nanopartikeln als Trägern sowie unterschiedlichen Mechanismen, mit denen diese die Tumorzellen bekämpfen.

Liposomen sind nur ein Beispiel unter vielen. Andere Kandidaten sind so genannte Dendrimere, stark verzweigte organische Moleküle, die die Containerhülle bilden. Forscher von der Universität Tel Aviv haben im Januar Dendrimere vorgestellt, die mit einem Trigger-Molekül verbunden sind. Reagiert dies mit einem Enzym, das nur in einer bestimmten Tumorzellart vorkommt, wird der Wirkstoff Camptothecin freigesetzt. Ein weiterer, besonders in den USA geförderter Ansatz versucht es etwa mit Nanoteilchen, die mit einer Goldschicht überzogen sind. Absorbiert diese einfallende Infrarotstrahlung, die von außen durch die Gewebeschichten zum Tumor geschickt wird, erwärmen sich die Teilchen im Innern der Zelle und heizen diese auf, bis sie abstirbt.

Infrarotstrahlung funktioniere aber nur bei einer Eindringtiefe bis zu einem Zentimeter, warnt Andreas Jordan von der Berliner Magforce AG. „Unser Ansatz mit superparamagnetischen Nanopartikeln ist am aussichtsreichsten.“ Jordan sorgte bereits vor einigen Jahren für Schlagzeilen, als er sein Verfahren zur Bekämpfung von eigentlich nicht zugänglichen Hirntumoren erfolgreich testete. Die von den Krebszellen zu Hunderttausenden aufgenommenen Partikel lassen sich von einem Wechselmagnetfeld in Schwingungen versetzen, die entstehende Erwärmung auf bis zu 70 Grad tötet die Zellen dann ab, ohne das gesunde Nachbargewebe zu beeinträchtigen.

Diese Partikel müssen noch direkt in den Tumor injiziert werden. Aber auch Jordan arbeitet bereits an der zweiten Generation von Nanopartikeln, die zum Targeting fähig sind und etwa Leberkrebs heilen sollen. „Jede Körperregion ist für unsere Therapie zugänglich“, betont Jordan. Während die erste Therapievariante bereits im klinischen Phase-2-Test ist, befindet sich die weiterentwickelte Targeting-Variante noch in einem früheren Teststadium.

Welche Nanopartikel langfristig das Rennen machen werden, ist allerdings noch nicht abzusehen. „Bislang hat niemand einen vergleichende Bewertung der verschiedenen Ansätze vorgenommen“, sagt Mauro Ferrari, „ich habe noch nicht zwei Paper gesehen, die ich für vergleichbar halte.“ Selbst eine Kategorisierung sei bisher noch nicht möglich.