Die Buchmarktsituation bei iOS, Objective-C und OS X

Seite 2: iOS-Bücher

Inhaltsverzeichnis

Die Werke rund um die iOS-Entwicklung altern durch den Bezug zu einem SDK. Auch wenn iOS 7 über 1500 neue APIs mitbringt, ist es doch meist so, dass spezielle Dinge erst interessant und erprobt werden, wenn man sie bei der konkreten Arbeit benötigt. Das ist bei iOS nicht anders, sodass die genannten Werke zur sechsten Inkarnation durchwegs weiterhin einen ausgiebigen Blick wert sind. Auch wenn iOS 7 durch den Wegfall des Skeuomorphismus optisch deutliche Änderungen erfährt, wodurch es dem Look von Windows 8 nahe kommt – was in diesem Zusammenhang kein Lob darstellt –, ist ein gutes, auf iOS 6 basierendes Rüstzeug der GUI weiterhin eine gute Voraussetzung für die Zukunft. Wer mit den mittlerweile fünf Beta-Versionen von iOS 7 schon Erfahrung gesammelt hat, hat sich zwar an den neuen Stil gewöhnt, aber ein Blick auf die iOS-Geräte mit aktuellem System ist immer noch vertrauter und gefälliger. Die Vergangenheit hat aber gelehrt, dass gerade bei Apple der Wechsel zu einem neuen System schnell in der breiten Masse vollzogen wird – iOS 7 wird hier sicherlich keine Ausnahme darstellen.

Bear Cahill
iOS in Practice
Manning, 2013
ISBN 978-1-61729-126-5
284 Seiten, US-$ 44,99

Bear Cahill hat mit "iOS in Practice" ein schlankes Buch zur iOS-Programmierung geschrieben, das von seinen langjährigen Erfahrungen im Mobile-Developing-Bereich zehrt. Wenn nach dem Lesen des ersten Teils die grundlegenden Themen (genereller Umgang mit dem SDK, Xcode und Provisioning Portal) abgehandelt sind, kann im zweiten Teil, der zwei Drittel des Werks einnimmt, einen Streifzug durch Einsatzbereiche und APIs vollziehen (MapKit, CoreData, GameCenter, Push Notification) und die entsprechenden Beispiel-Apps (die aber mehr als nur eben eine Veranschaulichung des zu behandelnden Themas sind) studieren. Schön vom Verlag ist, dass sich das Werk auch kostenlos in elektronischer Form beziehen lässt (PDF, ePub und Kindle) – selbstredend ohne weitere Kosten.

Erica Sadun
The Core iOS 6 Developer's Cookbook
Addison-Wesley 2012
ISBN 978-0-321-88421-3
546 Seiten, US-$ 44,99

Erica Sadun, seit den längst vergangenen Newton-Tagen im Mobile-App-Geschäft dabei, hat mit "The Core iOS 6 Developer's Cookbook" ein "schwergewichtiges" Werk aus der Addison-Wesley-Reihe "Developer's Library" geschrieben, das den Anspruch hat, einen Apps-Entwickler in die Lage zu versetzen, mit den Standard-APIs und GUI-Elementen von iOS 6 Apps zu schreiben. Wer etwa Saduns ältere Werke wie "Das iPhone-Entwicklerhandbuch" kennt, wird vielleicht zunächst feststellen, dass sich das Werk nicht im Vorbeigehen lesen und verstehen lässt. Es sind nicht immer die großen, plakativen Dinge, die eine gute App ausmachen. So ist es nicht verwunderlich, dass sich bei Sadun ein umfangreiches Kapitel zu Core Data findet, das die Belange des Persistierens hinreichend genau ausleuchtet.

Vandad Nahavandipoor
iOS 6 Programming Cookbook – Solutions for iOS Developers
O'Reilly 2013
ISBN 978-1-449-34275-3
956 Seiten, US-$ 54,99

Von der schieren Seitenzahl von Nahavandipoors iOS-6-Buch fast erschlagen, das sich mit 1,6 Kilogramm nicht wirklich für die Reise eignet, verliert man schnell den Blick darauf, dass dieses Werk eine Rezeptesammlung für viele Fragestellungen des App-Programmieralltags darstellt. Es wird klar herausgestellt, dass sich dieses Kochbuch nicht an Anfänger ohne Programmiererfahrung richtet. Dafür, so der Autor, kann man nach erfolgreicher Lektüre aber vom Anfänger (mit App-Programmiererfahrung) durchaus zu einem recht fortgeschrittenen und erfahrenen App-Programmierer gelangt sein. Die Liste der Themen ist zu lang, um sie nur ansatzweise wiedergeben zu können. Das Thema Pass Kit – das Framework für Pässe für die Passbook App – bekommt beispielsweise großen Raum, und ein Pass-Kit-Zertifikat samt entsprechendem Pass wird dabei erstellt, der in Passbook erscheinen soll. Vielleicht hat Apple mit Passbook das Rennen gegenüber den NFC-Systemen, die unter anderem im Android-Lager verbreitet sind, langfristig verloren. Dennoch ist derzeit die Kenntnis, wie man einen Pass in Passbook bekommt, sicherlich sinnvoll, so man Passbook nutzen möchte.

Klaus M. Rodewig, Clemens Wagner
Apps programmieren für iPhone und iPad
Galileo Computing 2012
ISBN 978-3-8362-1915-0
1012 Seiten + DVD, € 39,90

Auch Rodewigs und Wagners Apps-Programmierwerk "Apps programmieren für iPhone und iPad" geizt nicht mit Seiten. Was das Werk etwas anders macht, ist das Thema Sicherheit, dem die Autoren explizit Beachtung schenken, wodurch das Buch ein wenig an "Hacking and Securing iOS Applications" von Jonathan Zdziarski erinnert. Ein überaus langes Kapitel ist diesem Themenkomplex gewidmet – etwa Jailbreak-Erkennung, Abhandlungen zum Thread Modeling, die OWASP-Top-10-Liste ist ein Thema, Keychain und Denkanstöße zu iCloud, etwa auch dort zu verschlüsseln, was gerade durch PRISM leider deutlich an Bedeutung gewonnen hat. Neben den darüber hinaus klassischen Themen finden sich zudem eher selten beleuchtete wie Git, Refactoring mit Xcode oder Ad-hoc-Distributionen.

Stefan Popp
Apps entwickeln für iPhone und iPad – Das umfassende Training
Galileo Computing 2012
ISBN 978-3-8362-2003-3
Videotraining (8 Stunden), € 39,90

Galileo Computing hat im Bereich Videotraining schon zahlreiche Veröffentlichungen, die durch gute Qualität in der Darreichung und der Wissensvermittlung glänzen. Auf der "Apps entwickeln"-DVD kann man mit Stefan Popp als Trainer acht Stunden in die iOS-Entwicklung abtauchen – vom Einstieg über Xcode zur Vermittlung von Objective-C-Kenntnissen bis zu Themen wie Storyboard, iCloud oder Social-Media-Integration. Ebenfalls schön ist, dass man einfach die MP4-Files auf das iPhone/iPad synchronisieren kann, sodass man auch unterwegs mal schnell eine Lektion auf dem iOS-Gerät lernen kann. Ob Videotrainings das Lernen lernenswerter beziehungsweise besser machen, sei dahingestellt. Einen entscheidenden Vorteil haben sie aber an der Stelle, bei der GUI-Akrobatik im Video gezeigt wird, was deutlich greifbarer ist als das trockene Buchstudium.

Patrick Völcker
Spiele entwickeln für iPhone und iPad
dpunkt Verlag 2012
ISBN 978-3-89864-725-0
654 Seiten, € 39,90

Patrick Völckers Spieleentwicklungsbuch war schon in Auszügen vorab im "iX Developer"-Sonderheft 3/2012" zu lesen. In diesem Spezialbereich, der aber durchaus lukrativ sein kann (man denke etwa an Tiny Wings), gibt es noch nicht so viele Werke (höchstens vielleicht "iPhone Game Develompent", Paul Zirkle & Joe Houge, O'Reilly 2009, und im weitesten Sinne "iPhone 3D Programming", Philip Rideout, O'Reilly 2010). Die beiden Titel setzen auf 2D- und 3D-Grafiken und sind in der für O'Reilly üblichen Art kompakt und textlastig. Völker möchte beim Leser keine Langeweile aufkommen lassen und geht in Gänze mehr als ein Dutzend Spiele durch, die selbstredend im Buch entstehen und dann vom Leser mit Xcode ausprobiert werden können. Allerdings fordert der Autor dafür sattelfeste Programmierkenntnisse rund um Objective-C und die Standardframeworks ein. Dafür werden dem Leser dann Frameworks wie OpenGL ES oder auch das eher ungewöhnliche Cocos2D erklärt. An passender Stelle führt Völker dann in die 3D-Software Blender sowie Gimp oder MuLab (Digital Audio Workstation – eine freie Alternative zu GarageBand) ein, um alles Nötige für das Spiel erstellen zu können. Ein durch und durch spannendes Buch, das allerdings durchaus hart erarbeitet werden muss, um zum einen eine Spiel-App in den App Store zu bringen und zum anderen dort unter den Tausenden Spielen auch Beachtung zu finden.

Entwickeln auf dem Mac, für den Mac oder die Smartphones von Apple ist nach wie vor ein spannendes Thema. Die vorgestellten Werke in ihren unterschiedlichen Facetten können beim Studium der Sprache und dem Erlernen des SDK wertvolle Hilfestellung geben, sodass der Einstieg dann in iOS 7 leichter fällt.

Karsten Kisser
ist Software-Koordinator bei Swiss Life Select in Hannover.
(ane)