Die Mühen des 3D-Druck-Business

Die MIT-Ausgründung Formlabs will die präzisere Stereolithografie auf dem Verbrauchermarkt für 3D-Drucker etablieren. Die ersten Exemplare des Form 1 werden nun ausgeliefert.

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  • Jessica Leber

Die MIT-Ausgründung Formlabs will die präzisere Stereolithografie auf dem Verbrauchermarkt für 3D-Drucker etablieren. Die ersten Exemplare des Form 1 werden nun ausgeliefert.

Das Interesse am 3D-Druck in den letzten Monaten ist schon beachtlich. Schaffen die Objekt-Drucker in diesem Jahr den Übergang von der Industriemaschine zum Peripherie-Gerät für fast jeden? Mehrere Start-ups legen sich dafür mächtig ins Zeug. Eines davon ist Formlabs, eine Ausgründung des MIT: Es bringt in diesen Tagen sein erstes Verbrauchermodell, den Form 1, auf den Markt. Kostenpunkt: 3299 Dollar. Das ist zwar noch nicht günstig, doch auch so mancher Laptop befand sich noch vor zehn Jahren in dieser Preisklasse.

Formlabs will gegenüber der Konkurrenz, etwa Makerbot Industries, mit besonderer Präzision punkten. Schraubengewinde etwa sollen so exakt aus dem Drucker kommen, als wären sie ins Material hineingeschnitten worden. Die Schichtauflösung des Form 1 beträgt 25 Mikrometer – die Hälfte dessen, was die günstigsten 3D-Druckern derzeit schaffen. Die verwenden allerdings das so genannte Fused Deposition Modeling, bei dem ein geschmolzener Plastikdraht in Schichten auf einer Bauplattform abgelegt wird.

Anders als die Open-Hardware-Modelle aus dem RepRap-Projekt oder der Replicator von Makerbot arbeitet der Form 1 mit der anspruchsvolleren Stereolithografie. Hierbei wird ein flüssiges Kunstharz Schicht für Schicht durch einen umgelenkten Laserstrahl ausgehärtet, wobei sich die Schichten langsam zum gewünschten Objekt formen. Das Verfahren wurde in den 1980er Jahren von 3-D Systems entwickelt, einem der Hauptakteure auf dem Markt für Additive Fertigungstechnologien. Im vergangenen Jahr machte 3-D Systems immerhin schon einen Umsatz von 353 Millionen Dollar mit Geräten, Materialien und Dienstleistungen.

Die drei Entwickler des Geräts hatten sich bereits 2009 in dem MIT-Kurs „How to make (almost) anything“ getroffen, aus dem Jahre zuvor auch das Konzept der Fab Labs – Hightech-Werkstätten für jedermann – hervorgegangen war. Die drei merkten schnell, dass „fast alles selber machen“ ohne die Industrie-3D-Drucker der Kurswerkstatt ziemlich schwierig ist.

Um einen präzisen, aber erschwinglichen 3D-Drucker zu entwerfen, gründeten sie 2011 Formlabs. Durch die geschickte Verwendung von Standard-Bauteilen für den Laser und die Elektronik gelang es ihnen, die Stereolithografie-Konkurrenz um zwanzig-, dreißigtausend Dollar zu unterbieten. Auf Kickstarter sammelte sie dann im vergangenen Jahr fast drei Millionen Dollar an Crowdfunding ein. Über 1000 Bestellungen gingen für den ungewöhnlich gut designten Druckerwürfel ein.

Formlabs wolle die Technik unter professionellen Designern verbreiten, sagt Natan Linder, einer der Gründer. Zwar arbeiteten in den USA zehn Millionen Designer und Ingenieure mit CAD-Programmen, von denen viele auch 3D-Modelle entwerfen. Doch seien bislang nur einige zehntausend 3D-Drucker verkauft worden, um diese Modelle auch zu materialisieren.

Als Baumaterial verwendet Formlabs ein selbst entwickeltes Kunstharz. Ein Liter kostet 149 Dollar und reicht etwa für 76 Schachfiguren. Noch gibt es nur transparentes Kunstharz, weitere Varianten in Farbe sind gerade in der Entwicklung. Außerdem wolle man Werkstoffe anbieten, die sich unterschiedlich hart anfühlen oder auch gummiartig, sagt Linder.

Neben Prototypen könnte die Technik auch in begrenztem Umfang für die Fertigung von Endprodukten interessant sein, so Linder. Das könnten Schmuckobjekte sein, aber auch Nachbildungen von Körperteilen, an denen Ärzte üben können.

Einer, der auf Kickstarter einen Form 1 bestellt hat, ist Tucker Spofford, Designer aus Seattle. Er erhofft sich von den Fabrikaten eine bessere Oberflächenbeschaffenheit als bei bisherigen Geräten, auch müsse der Drucker nicht so umständlich kalibriert werden. Sollte sich die Formlabs-Technik bewähren, werde wohl auch sein Arbeitgeber, die Firma Artefact, ein Gerät anschaffen. „Das ist wie früher mit Spiegelreflexkameras“, sagt Spofford, am Anfang hätten sich auch erst einmal nur die Profi-Fotografen eine geleistet.

Die Aussichten von Formlabs sind also eigentlich gut – wäre da nicht ein Patentstreit mit 3-D Systems. Die Firma hält Formlabs vor, eines ihrer Patente zu verletzen, und reichte im November 2012 Klage ein. Formlabs versuchte es mit dem Konter, einige Patente zur Stereolithografie seien ausgelaufen. Das hat 3-D Systems allerdings nicht von der Klage abgehalten. Linder selbst will sich zu dem Vorgang nicht äußern.

Auch die Produktion des Form 1 ist nicht ohne Probleme. Zurzeit werden die Geräte in einer Fabrik in Kalifornien zusammengebaut. Es zeigte sich aber, dass die Herstellung nicht so schnell geht, wie in der Kickstarter-Kampagne versprochen. Einige Unterstützer, darunter Designer Spofford, beschwerten sich, dass Formlabs sie nicht rechtzeitig über die Verzögerung informiert habe.

Bei der Software ist ebenfalls noch Luft nach oben. Formlabs verspricht auf seiner Webseite zwar "click and print". Doch einen Hauch von Industriesoftware umweht auch PreForm noch. Ganz zu schweigen davon, dass viele Menschen von den gängigen Programmen für 3D-Modelle – wie Blender, OpenSCAD oder Sketchup – noch immer überfordert sind.

Die drei Gründer von Formlabs haben noch eine Menge Arbeit vor sich. „Unser Büro ist ein einziges Chaos“, sagt denn auch Natan Linder. (nbo)