Die Neuerungen von Linux 3.10

Seite 2: Netzwerk, Treiber, Infrastruktur, Tracing

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Durch Unterstützung für das experimentelle Tail Loss Probe (TLP) handhabt der TCP-Stack nun Paketverluste am Ende einer TCP-Verbindung effizienter. Das Konzept von TLP und die Implementation für Linux stammen von Google-Entwicklern; laut einigen im Commit-Kommentar angegebenen Messungen soll die Technik bei kurzen Transaktionen die Retransmission Timeouts um 15 Prozent reduzieren und die HTTP-Antwortzeit um durchschnittlich 6 Prozent verkürzen.

Der Kernel unterstützt jetzt die Spezifikation IEEE 802.1ad. Über das auch "VLAN Stacking" oder "Q-in-Q" bekannte Verfahren lassen sich mehrere VLAN-Tags in ein Ethernet-Frame einfügen; die Konfiguration der relevanten Netzwerk-Parameter erfolgt über das Tool ip.

Neu dabei sind Treiber für den USB-2.0-Netzwerkchip RTL8152 und den 11n-WLAN-Chip RTL8188EE (u. a. 1, 2); beide stammen von Realtek. Der für neuere Broadcom-Chips zuständige Treiber brcmsmac kann jetzt im Access-Point-Modus arbeiten. Der Treiber für Netzwerkverbindungen über FireWire unterstützt IPv6 erheblich besser. Im Input-Subsystem findet sich jetzt ein Eingabegerätetreiber für den Infrarot-Empfänger, den Apple seit vielen Jahren in seinen Computern verbaut. Neu dabei sind auch ein Treiber für die Roccat Kone Pure Gaming Mouse und die vom selben Hersteller stammende Tastatur IskuFX. Der Kernel bringt jetzt eine Reihe von Treibern für die Controller mancher ChromeOS-Notebooks mit, was die die Unterstützung für Googles Chromebook Pixel verbessert (u. a. 1, 2, 3, 4, 5).

Die Kernel-Entwickler haben den Code umgebaut, der Samsung-Notebooks vor Defekten bewahren soll. Durch die Änderungen soll der Schutzmechanismus nun seltener aktiv werden; bislang ist er häufiger mal übereifrig und verhindert dadurch auf Geräten anderer Hersteller das Anlegen oder Modifizieren von UEFI-Variablen, sodass Linux-Distributionen nach der Installation nicht booten.

Das Cpufreq-Subsystem, das Taktwechsel von Prozessoren regelt, erhielt Basisunterstützung für ARMs Big-Little-Konzept; dabei enthält ein Prozessor neben leistungsfähigen Kernen ebenso viele langsamere Kerne, die stromsparender arbeiten.

Den bei der Arbeit normalerweise 100, 250 oder 1000 Mal pro Sekunde feuernden Timer-Interrupt kann Linux bei einzelnen CPU-Kernen auf einen Interrupt pro Sekunde drosseln; das soll auf Realtime-Systemen Schwankungen bei der Reaktionszeit vermeiden und beim High Performance Computing (HPC) die Performance ein klein wenig verbessern (u. a. 1, 2, 3, 4, 5). Das Drosseln des Timer-Interrupts gelingt allerdings nicht auf dem beim Booten zuerst in Betrieb genommenen CPU-Kern (Boot Strap Processor/BSP/CPU#0). Es funktioniert zudem nur bei Kernen, bei denen der Administrator durch Konfigurationsmaßnahmen sicherstellt, dass dort nur ein einzelner Prozess läuft.

Unter den Änderungen am Perf-Subsystem waren die Uretprobes, durch die der Kernel Breakpoints in den Return-Pfad von Userspace-Code einfügen kann (1, 2, 3, 4, 5, Dokumentation); dadurch kann perf besser feststellen, wann eine bestimmte Programmfunktion wieder verlassen wurde. Das neue perf-Subkommando "mem" und passende Unterstützung für "perf record" und "perf report" ermöglicht eine Analyse der Speicherzugriffe (access profiling) bei Prozessoren mit PEBS (Precise Event Based Sampling) (u. a. 1, 2, 3, 4, 5).