Die Neuerungen von Linux 3.11

Seite 2: Netzwerk, Treiber, Infrastruktur

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Durch das neue "Low-latency Ethernet device polling" können Anwendungen den Kernel auffordern, besonders häufig beim Netzwerkchip nachzufragen, ob neue Daten vorliegen (1, 2, 3, 4, 5, 6). Das reduziert die Zeit zwischen dem Eintreffen und der Verarbeitung von Netzwerkpaketen, was in manchen Situationen wichtiger ist als die Prozessorlast, denn die steigt durch solch ein hochfrequentes Pollen. Zu den Treibern, die die Technik derzeit unterstützen, gehören bnx2, ixgbe und mlx4_en.

Dem Kernel liegt jetzt der Treiber ath10k bei, der die von Qualcomm Atheros gefertigten WLAN-Bausteine der Chipfamilie QCA988x anspricht. Bei Intels MVM-Chips – etwa jenen der 7000er-Serie – beherrscht der Treiber iwlwifi jetzt Low Power RX, was den Stromverbrauch bei WLAN-Verbindungen reduzieren kann, über die kaum Daten laufen.

Linux enthält einen Plattform-Treiber, durch die der Kernel Intels Rapid Start Technology unterstützt – eine vor allem bei Notebooks mit Intel-Prozessoren und SSDs anzutreffende Technik, bei der die Firmware ein schon länger im Suspend-to-RAM schlafendes System kurz startet, um es in den Suspend-to-Disk zu schicken und so den Stromverbrauch weiter zu reduzieren; einige Hintergründe zur Technik und ihrem praktischen Einsatz erläutert Treiber-Autor Matthew Garrett in seinem Blog.

Das Memory-Management-Subsystem enthält jetzt Zswap, das Arbeitsspeicherinhalte zu komprimieren versucht, die der Kernel sonst in den Swap-Bereich auslagern würde (Dokumentation, LWN.net-Artikel). Das Ganze kann die Performance steigern, da das Dekomprimieren bei modernen CPUs schneller erfolgt als ein Einlesen ausgelagerter Speicherbereiche. Die Technik war schon länger im Staging-Bereich des Kernels, gilt aber auch nach dem Verlassen des Bereichs für unreifen Code als experimentell.

Linux 3.11 kann LZ4 zum Komprimieren und Dekomprimieren von Daten nutzen. Laut Messwerten der Entwickler soll dieser Kompressionsalgorithmus fast so dicht packen wie LZO, aber deutlich flotter entpacken. Das macht LZ4 unter anderem zum Komprimieren von Kernel-Binary und Initramfs interessant, was Linux 3.11 ebenso unterstützt wie die Verwendung von LZ4 über das Crypto API.

Durch eine recht kleine Änderung bringt Linux 3.11 alles mit, damit aktuelle Wine-Versionen auf ARM-Systemen Windows-RT-Programme ausführen können, die für Windows RT übersetzt wurden. Der im Kernel integrierte Hypervisor KVM kann nun auch auf ARM64-Prozessoren virtualisieren (u. a. 1, 2); das gelingt jetzt auch mit Xen, wenn man Linux 3.11 mit dem Xen-Hypervisor 4.3 paart.

Der ARM- und ARM64-Code wird erstmals Unterstützung für Hugetblfs und Transparent Huge Pages (THP) bieten, mit deren Hilfe sich große Speicherseiten bei ARM-Kernen nutzen lassen (1, 2,3, 4). Neu ist auch die Unterstützung für die von ARM selbst entwickelte IOMMU (I/O Memory Management Unit).