Die Neuerungen von Linux 4.2

Seite 2: Bildausgabe optimiert, neue Treiber, Dateisystem-Verschlüsselung

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Die über mehrere Jahre entwickelte Schnittstelle zum "Atomic Modesetting" gilt mit Linux 4.2 nun als fertig und ist standardmäßig aktiv. Diese Erweiterung des Basis-Frameworks für Kernel-Grafiktreiber soll die Bildausgabe verlässlicher machen. Dadurch lässt sich beispielsweise bei der Video-Wiedergabe sicherstellen, dass mehrere Ebenen eines Anwendungsfensters zeitgleich aktualisiert werden – etwa damit ein Video-Player nicht das Video anzeigt, bevor auch der Fensterrahmen und die Steuerelemente zur Darstellung bereit sind.

Auch das Einstellen der Monitorauflösung und die Mehrschirmkonfiguration wird robuster. Zudem lassen sich die Fähigkeiten moderner Grafik-Hardware besser nutzen; der Direct Rendering Manager, bei dem unter anderem die Kernel-eigenen Grafiktreiber für die gängigen Grafikprozessoren von AMD, Intel und Nvidia andocken, eignet sich dadurch auch besser für die GPUs von Embedded-Prozessoren.

Details zu diesen und weitere Eigenschaften erläutern der erste und zweite Teil des LWN.net-Artikels "Atomic mode setting design overview". Er stammt vom Betreuer des Kernel-Treibers für moderne Intel-GPUs. Genau wie eine Reihe anderer Treiber nutzt jener für Intel-GPUs die neue Schnittstelle aber noch nicht direkt, denn die Portierung vieler Treiber ist noch im Gange.

Der Radeon-Treiber bietet jetzt Schnittstellen zum Zugriff auf den Video-Encoder, der in AMD-GPUs der "Southern-Island"-Generation steckt. Hierzu gehören etwa die Chips der Radeon-Grafikkarten HD 7750, HD 7770,HD 7850 bis 7990, R7 240 und R9 280 sowie die GPUs, die AMD in der 5000er- und 6000er-Serie der A4-, A6-, A8- und A10-APUs verbaut hat. Die Video Coding Engine (VCE) 1.0 dieser GPUs lässt sich mit AMDs Video-Treibern in Mesa 11.0 ansprechen. Der Video-Beschleuniger-Treiber älterer Mesa-Versionen unterstützt nur den VCE 2.0 und neuer; solche stecken etwa in GPUs der "Sea-Island"-Generation und werden bereits seit rund einem Jahr vom Kernel unterstützt.

Das Dateisystem F2FS kann jetzt Verzeichnisse individuell verschlüsseln (1, 2, 3, 4). Viel des dafür zuständigen Codes haben die Entwickler aus Ext4 übernommen, das seit Linux 4.1 eine ganz ähnlich funktionierende Verschlüsselungsfunktion bietet. Sie wurde primär für Systeme entwickelt, die mehrere Anwender nutzen – beispielsweise Android-Tablets oder Chromebooks, die sich die Mitglieder eines Haushalts teilen. Genau in solchen Geräten stecken oft simple Flash-Datenträger, für die F2FS entwickelt wurde.

Das Device-Mapper-Target zum Einrichten eines Storage-Caches nutzt jetzt standardmäßig eine neue Cache-Strategie; das DM-Target, mit der sich etwa eine SSD als Cache für langsamere Datenträger einrichten lässt, soll dadurch ressourcenschonender und schneller arbeiten.

Das CIFS-Dateisystem zum Zugriff auf Samba- oder Windows-Freigaben unterstützt jetzt eine mit dem SMB-Protokoll 3.11 definierte Kopierfunktion, bei der Server die Daten selbst kopieren. Das vermeidet eine zeitraubende Hin- und Herübertragung der Daten vom Server zum Client und kann Kopiervorgänge so um ein Vielfaches beschleunigen.

Die Kernel-Entwickler haben zahlreiche Umbauten am Writeback-Cache vorgenommen, der geschriebene Daten auf dem Weg zum Datenträger puffert. Die Umbauten sollen die Performance insbesondere auf Systemen verbessern, die Control Groups (Cgroups) nutzen; bei modernen Linux-Distributionen ist das typischerweise der Fall, um den Ressourcenverbrauch regeln zu können.

Durch die bei LWN.net näher erläuterten Umbauten wird jetzt der Speicherverbrauch und die Datenträgernutzung derjenigen Cgroup zugeordnet, deren Prozess den Puffer gefüllt hat. Das ist beim Einsatz von VMs und Containern wichtig, weil ein Angreifer oder ein Amok laufender Prozess einer VM sonst den Writeback-Cache so stark beanspruchen kann, dass es andere VMs extrem verlangsamt und stört.

Der Kernel unterstützt jetzt auch Touchpad und Tastatur einiger der in diesem Jahr eingeführten MacBook-Pro-Modelle. Das sind nur zwei aus einer ganzen Reihe neuer und überarbeiteter Treiber, durch die Linux 4.2 die Hardware-Unterstützung verbessert. Erstmals dabei ist ein Treiber für die DVB-S/DVB-S2-Karte TechniSat Skystar S2 und auch die Logitech M560, eine für Windows 8 entwickelte Wireless Mouse, wird nun unterstützt.