Die Neuerungen von Linux 4.4

Seite 3: Neue und verbesserte Treiber

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Der bei Linux 4.3 in den Grafiktreiber Amdgpu integrierte Scheduler ist jetzt standardmäßig aktiv. Durch ihn kann der Treiber die von verschiedenen Userspace-Treibern und -Prozessen abgesetzten Befehlsketten eigenständig auf die Recheneinheiten des Grafikprozessors verteilen, um diese möglichst effizient zu nutzen und so die Performance zu verbessern. Der für die neueste Generation von Radeon-Grafikprozessoren zuständige Treiber Amdgpu spricht nun auch die GPU von Stoney-Prozessoren an, die AMD in einigen Monaten auf den Markt bringen will.

Der Treiber für Intels moderne Grafikprozessoren unterstützt jetzt den Scheduler, der in Prozessoren der Generationen Skylake und Broxton sitzt. Ähnlich wie der GPU-Scheduler von AMD kann auch er Kommandos umsortieren, um Effizienz und Performance zu steigern. Vorerst ist diese "GuC-based command submission" des Intel-Treiber aber standardmäßig inaktiv. Sie erfordert zudem eine GuC genannte Firmware; diese ist über eine Intel-Webseite erhältlich, steckt seit einigen Wochen aber auch in der Firmware-Sammlung linux-firmware, die Linux-Distributionen typischerweise einrichten.

Der Intel-Grafiktreiber erhielt zudem allerlei Korrekturen an der Unterstützung für den Grafikprozessor in Prozessoren der Skylake-Generation, zu denen unter anderem die Core-i-6000er-CPUs gehören. Intels Entwickler sind indes abermals gescheitert, das Bildschirmflackern beim Systemstart zu reduzieren, um so den Boot-Prozess eleganter zu machen. Dazu sollte der Treiber in bestimmten Fällen auf das Setzen des Bildschirmmodus beim Start verzichten, denn das ist mit einer kurzen Bildstörung verbunden. Wie bei ähnlichen Anläufen zuvor zeigten sich aber auch diesmal wieder Probleme, daher wurde die Änderung abermals revidiert.

Details zu diesen und weitere Änderungen am i915-Treiber nennt dessen Betreuer in einem Blog-Eintrag.

Der Nouveau-Treiber kann jetzt Grafikkarten auf denen GDDR3-Speicher sowie eine Nvidia-GPU der Baureihen G94 bis G200 sitzt, in ihre stromsparendsten oder schnellsten Betriebmodi schalten; in diese Klasse fallen unter anderem die GeForce-Grafikkarten 9400 GT, 9600 GT sowie die GeForce-GTX-Karten 260, 275, 280, 285 und 295, die schon über fünf Jahre alt sind. Diese Unterstützung zum Reclocking soll die Performance deutlich verbessern: Bislang liefen Speicher und Grafikprozessor dieser Grafikkarten mit den beim Booten von der Firmware eingestellten Standard-Taktfrequenzen, bei der die Grafik-Hardware ihr Leistungspotenzial bei weitem nicht ausspielen kann. Eine andere Änderung soll die Reclocking-Unterstützung für Karten der Kepler-Generation verbessern, zu der unter anderem die GeForce-GTX-Modelle 660 Ti, 670, 680, 690, 760, 760 Ti und 770 gehören.

Zu den neu zum Kernel gestoßenen Treibern gehört einer, der verschiedene USB-WLAN-Chips von Realtek anspricht – darunter die Bausteine RTL8723AU, RTL8188CU, RTL8188RU, RTL8191CU und RTL8192CU. Für diese Chips brachte der Kernel bislang die Treiber Rtl8723au, Rtl8192u und Rtlwifi mit, die im Staging-Bereich stecken, weil sie größere Qualitätsmängel aufweisen. Der neue, von Grund auf neu entwickelte Treiber soll besser werden, ist aber noch unfertig und lässt einige Funktionen der Staging-Treiber missen.

Der Kernel unterstützt einige per Firewire angesprochene Sound-Chips jetzt besser (u. a. 1, 2, 3, 4, 5). Neu dabei ist auch ein Audio-Treiber für Skylake-Notebooks, bei denen der Audio-Chips per I2S angebunden ist; eine solche Konfiguration ist vornehmlich in einigen teuren Ultrabooks zu finden.

Der Wacom-Treiber steuert jetzt vier weitere Grafiktabletts der Intuos-Serie sowie das Cintiq Companion 2 an. Ein neuer Treiber soll die ungewöhnliche Handhabung der Escape-Taste bei Lenovos Yoga-3-Modellen mit 11-, 13- und 14-Zoll-Display verbessern, die offenbar vielen Linux-Anwender Schwierigkeiten bereitet.