Die Neuerungen von Linux 4.14

Seite 9: Ausblick auf 4.15, Umfang der Änderungen & Changelog

Inhaltsverzeichnis

Freigabemail zu Linux 4.14.

(Bild: mail-archive.com )

Mit der Freigabe von Linux 4.14 beginnt zugleich die "Merge Window" genannte Phase, in der Linus Torvalds das Gros der Änderungen für den Nachfolger integriert. In den nächsten Tagen integriert er daher viele tausend Änderungen, die in den letzten Wochen zur Aufnahme für 4.15 vorbereitet wurden. Darunter ist neben den erwähnten DC-Patches von AMD eine neue "Closed hash table", die in bestimmten Situationen die Performance verbessern soll. Ferner soll Basis-Support für die offene und freie RISC-V Instruction Set Architecture (ISA) zum Kernel stoßen, die ein seit kurzem erhältlicher IP-Core von SiFive implementiert.

Linux 4.15 soll zudem ein neues Schutzverfahren erhalten, um Überläufe von Referenzzählern zu erkennen. Der Code für diese "Fast Refcount Overflow Protection" steckt sogar schon in 4.14 – die Entwickler haben ihn aber lahmgelegt, um mehr Zeit zum Beseitigen eines plötzlich aufgetretenen Problems zu haben. Außerdem sind Verbesserungen am BPF-Interpreter und der Infrastuktur zum Kernel Live Patching (KLP) geplant. Beim XFS-Dateisystem ist eine Fortsetzung der bei Linux 4.8 begonnen Erweiterungen geplant, die Funktionsumfang und Arbeitsweise des Dateisystems ein weiteres Mal stark verändern.

Linus Torvalds beendet das Merge Window typischerweise nach zwei Wochen, wenn er die erste Vorabversion einer neuen Kernel-Version veröffentlicht. Das läutet zugleich die Stabilisierungsphase ein, die derzeit meist sieben oder acht Wochen dauert. Linux 4.15 erscheint daher wahrscheinlich Mitte Januar.

Kernel-
Version
Anzahl
Dateien¹
Zeilen
Quelltext
(Ohne Doku)²
Entwick-
lungs-
zeitraum
Commits
(Ohne
Merges)³
Diffstat⁴
Linux 4.7 54.400 21.720.955
(19.971.725)
70 Tage 13.433
(12.283)
9909 files changed,
 575.816 insertions(+),
 277.305 deletions(-)
Linux 4.8 55.503 22.071.048
(20.266.168)
70 Tage 14.552
(13.382)
11.483 files changed,
 662.558 insertions(+),
 314.177 deletions(-)
Linux 4.9 56.223 22.348.356
(20.520.460)
70 Tage 17.392
(16.214)
11.416 files changed,
 713.497 insertions(+),
 436.209 deletions(-)
Linux 4.10 57.202 22.839.659
(20.864.595)
70 Tage 14.249
(13.029)
11.913 files changed,
 806.420 insertions(+),
 312.218 deletions(-)
Linux 4.11 57.994 23.137.402
(21.132.076)
70 Tage 13.891
(12.724)
12.528 files changed,
 550.108 insertions(+),
 252.364 deletions(-)
Linux 4.12 59.845 24.170.860
(22.125.075)
63 Tage 15.736
(14.570)
12.531 files changed,
 1.342.677 insertions(+),
 309.204 deletions(-)
Linux 4.13 60.582 24.767.008
(22.698.219)
63 Tage 14.150
(13.006)
10.898 files changed,
 878.431 insertions(+),
 282.283 deletions(-)
Linux 4.14 61.290 25.041.284
(23.050.486)
70 Tage 14.659
(13.452)
23.388 files changed,
 719.862 insertions(+),
 445.585 deletions(-)
¹ git ls-tree -r --name-only HEAD | wc -l
² find . -type f -not -regex '\./\.git/.*' | xargs cat | wc -l; echo "($(find . -name *.[hcS] -not -regex '\./\.git/.*' | xargs cat | wc -l))"
³ git-log --pretty=oneline vx.(y-1)..vx.(y) | wc -l; echo "($(git-log --pretty=oneline --no-merges vx.(y-1)..vx.(y) | wc -l))"
⁴ git diff --shortstat vx.(y-1)..vx.(y)
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Den neuen Linux-Kernel herunterladen und einrichten

Die neue Linux-Version steht wie gewohnt über Kernel.org zum Download bereit. Hinweise zur Einrichtung eines eigenen Kernels finden Sie im Artikel "Linux-Kernel maßgeschneidert". Das darin beschriebene Make-Target make localmodconfig erzeugt weitgehend automatisch eine auf Ihr System zugeschnittene Kernel-Konfiguration, mit der Sie in wenigen Minuten eine neue Linux-Version einrichten können.

Fedora und Rolling-Release-Distributionen wie Arch Linux, Gentoo und OpenSuse Tumbleweed dürften die neue Linux-Version in den nächsten Wochen im Rahmen der regulären Systemaktualisierung erhalten. Bei bereits erhältlichen Releases von OpenSuse Leap, Ubuntu und vielen anderen klassisch gewarteten Distributionen wird das nicht passieren: Bei diesen macht der Kernel normalerweise nur einen Versionssprung, wenn man auf ein neues Release der Distribution wechselt.

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Versionshistorie dieses Artikels

Der obige Text wird zwischen Freigabe der ersten Vorabversion und Fertigstellung von Linux 4.14 mehrfach erweitert, um schrittweise alle wichtigen Änderungen der neuen Kernel-Version zu erläutern. Einmal publizierte Absätze ändern oder erweitern wir nur bei triftigen Gründen. Zur Freigabe des neuen Linux stellen wir den Text allerdings um, damit Absätze zu den wichtigsten Neuerungen am Anfang stehen.

  • 2017-11-24, 11:30 – v2.0.1: Klargestellt, dass 4.14 tatsächlich ein Longterm-Kernel geworden ist.
  • 2017-11-13, 06:30 – v2.0: Reorganisation zum Release von 4.14
  • 2017-11-08, 08:30 – v1.4: Linux Kernel Enforcement Statement, SPDX-Kennzeichnugnen und Taktfrequenz-Revert beschrieben.
  • 2017-11-02, 06:30 – v1.3: Neuerungen bei Treibern beschrieben.
  • 2017-11-01, 17:30 – v1.2.1: Erwähnt, dass der Socket-Mediation-Support für AppArmor aufgrund einer Regression wieder entfernt wurde.
  • 2017-10-12, 06:00 – v1.2: Änderungen am Architektur- und Infrastrukturcode beschrieben.
  • 2017-10-11, 08:30 – v1.1.2: Die erst zum RC3 integrierte Renovierung des Big_Key-Codes erwähnt.
  • 2017-09-26, 08:30 – v1.1.1: Feintuning rund um die Abschnitte zu XDP und dem Kernel-Proxy, um einige Umbauten deutlicher in Verbindung zu bringen.
  • 2017-09-26, 06:00 – v1.1: Neuerungen im Bereich Sicherheit erläutert.
  • 2017-09-18, 10:30 – v1.0.1: Hinweis ergänzt das Linux 4.14 wahrscheinlich ein Longterm-Kernel wird.
  • 2017-09-17, 16:15 – v1.0: Erste Version, die sich auf die Neuerungen bei Storage-Support, Dateisystemen und Netzwerk konzentriert.

(thl)