Die c’t wagte 2001 einen Ausblick auf das Internet der kommenden Jahre
Die c’t prognostiziert Techniktrends vorsichtig. In der c’t 6/2001 verlockten CeBIT und ein Überall-Internet, doch mal tiefer in die Kristallkugel zu schauen.
- Rudolf Opitz
Anfang des Jahrtausends war der Kampf um die fettesten Goldminen im Internet in vollem Gange: Funktechniken wie UMTS, WLAN und Bluetooth standen in den Startlöchern, Mobiltelefone wurden smarter und im Silicon Valley bastelte man am überall und immer verfügbaren "Evernet". Doch welche Geräte sollten sich – natürlich per Funk – mit dem weltweiten Datennetz verbinden? Welche Dienste sollten als "Killer-Applikationen" auf ihnen laufen und viel Geld in die Kassen der Provider spülen?
JĂĽrgen Kuri, Peter Siering und JĂĽrgen Rink schauten in ihrem Ausblick "Kletterhilfen" auch kritisch auf kommende "Hightech-Toys" fĂĽr den "Mount Evernet". Als Beispiel fĂĽr einen boomenden Datendienst brachten sie einen, der heute wohl unter diesem KĂĽrzel nur noch Mobilveteranen bekannt ist:
"12 bis 14 Milliarden SMS-Nachrichten wurden 2000 in Deutschland verschickt. Die kurzen Textbotschaften sehen viele inzwischen als wichtigste Nutzungsmöglichkeit ihres Handys an. [...] Der SMS-Boom lässt die Augen der Anbieter glänzen – und nun hoffen sie auf das nächste große Ding."
Damals kosteten die maximal 160 Zeichen langen Kurznachrichten oft mehr als ein kurzes Handytelefonat und waren für die Netzbetreiber eine riesige Goldgrube. Mit den ersten Handys mit angesteckter und später eingebauter Kamera wurde aus dem Short Message Service später der Multimedia Message Service, der aber den SMS-Erfolg nicht wiederholen konnte. Auch die für die Winzdisplays der damaligen Handys angepasste WWW-Variante WAP zündete nicht. Hier zeigt sich, dass auch c’t-Prognosen mal daneben liegen können:
"Spätestens wenn der japanische Telecom-Riese NTT DoCoMo im Verein mit der E-Plus-Muttergesellschaft KPN das Handy-Internet i-mode nach Europa bringt, werden die Anwender beispielsweise die schlechten Erfahrungen mit WAP schnell vergessen."
Erinnern Sie sich noch an i-mode? Nein? Macht nichts, Sie haben nichts verpasst. Immerhin beförderten die neuen Dienste die Entwicklung kleiner, aber leistungsfähiger Mobilgeräte wie den ersten Smartphones, den PDAs und einem Spezialisten, der es zunächst nicht leicht hatte:
"Anbieter wie Gerätehersteller sind gewarnt. Denn wie schnell die Blütenträume über die fantastischen neuen Möglichkeiten der immer schnelleren, immer kleineren Rechner mit immer besserem Internet-Zugang platzen können, zeigen die E-Books."
E-Book-Reader scheiterten damals an den hohen Gerätepreisen, der geringen Auswahl und dem rigiden Digital Rights Management. E-Books waren kodiert und ließen sich aus Kopierschutzgründen nur auf dem Reader lesen, für den sie gekauft wurden. Taschenbücher konnte man verleihen, E-Books nicht.
Die Idee für ein anderes, heute sehr erfolgreiches Mobilgerät kursierte ebenfalls schon:
"Ein Hersteller nach dem anderen kündigt Webpads an, damit auch 'PC-scheue' Menschen in den Genuss des Internet kommen. Aber bislang stoßen sie zumindest in Europa auf keine allzu große Begeisterung: zu teuer, zu umständlich in der Verbindung zum Internet."
Aus den Organizern gingen die ersten PDAs mit Browser, E-Mail, WLAN oder sogar Mobilfunk, zum Teil über Ansteckmodule hervor. Beliebt, aber teuer waren die Pocket-PCs mit Windows-Mobile-Betriebsystem. Noch näher an ein WebPad kam Nokia mit dem 2005 vorgestellten 770 mit WLAN, GPS, modernem Webbrowser und Linux-System. Den Durchbruch schaffte aber erst Apple mit dem iPad: Internet für Leute, die den PC scheuen. Den Artikel aus 2001 zu kommenden Internetgeräten jenseits des PCs finden Sie hier zum Herunterladen.
(rop)