Agile Softwareentwicklung: Entwickler und Controller gehören an einen Tisch

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Agile Entwicklungsmethoden eignen sich gut, um das Projekt-Controlling granular und praxisnah umzusetzen. Voraussetzung ist allerdings, dass alle Stakeholder von Beginn an an einem Tisch sitzen und gemeinsam die Anforderungen und die Aufwandsplanung unter einen Hut bringen.

  • Entwicklerinnen und Entwickler gehören ebenso wie die Fachabteilungen (beziehungsweise die Kunden) und Vertreter des Controllings ins Kernteam für die Planung und Budgetierung.
  • Microcontrolling bedeutet, Controlling in die einzelnen Teilphasen des Entwicklungsprozesses einzubinden: Wenn in jedem Entwickler-Meeting die Auswirkungen auf Kosten und Ressourcen bedacht und geplant werden, lassen sich frühzeitig steuernde Maßnahmen ergreifen.
  • Die technischen Schulden des Projekts müssen in der Planungsphase erhoben, eingeplant und budgetiert werden, damit sie nicht das Projekt in Verzug bringen.
  • Die in der Praxis üblichen Zeiträume zwischen definierten Meilensteinen sind für ein sinnvolles Microcontrolling zu lang. Sinnvoller ist es, tägliche Status-Updates zu erstellen, um den Zeit- und Kostenaufwand für alle Teil- und Unteraufgaben zu erfassen und den Restaufwand zu kalkulieren.
  • Auftraggeber sollten ebenso eng in alle Phasen eingebunden sein. Das schafft Verständnis für die Abhängigkeiten des jeweils anderen, vermeidet Missverständnisse und erleichtert Anpassungen des Produkts.
  • Eingefahrene Kommunikationsprozesse gilt es regelmäßig kritisch zu hinterfragen. Kollaborations-Tools sind in der Praxis oft weniger sinnvoll als gedacht. Es lohnt sich, zu überprüfen, ob die bestehenden Prozesse effizient sind, und ob sich Tools so nutzen lassen, dass sie Zeit sparen, statt zusätzliche Kosten zu verursachen.

Ein agiler Prozess ist immer nur so agil wie sein am wenigsten dynamischer Teilnehmer. Der Sinn hinter Werkzeugen wie Scrum ist es nicht, aus Entwicklerarbeit Burndown-Charts zu erstellen. Es geht vielmehr um die Beteiligung aller Stakeholder, mit Rücksicht auf die jeweiligen Bedürfnisse und Aufgaben: Entwicklerinnen und Entwickler brauchen Freiräume, um schwierige Probleme zu lösen – sowohl im zeitlichen Ablauf als auch bei der Wahl ihrer Werkzeuge.

Softwareentwicklung bleibt bei allem notwendigen Controlling eine kreative, schwer planbare Aufgabe. Zugleich müssen Auftraggeber und Projektcontroller in der Lage sein, Zwischenergebnisse detailliert nachzuvollziehen, um Anforderungen gegebenenfalls zu überdenken und neu zu priorisieren. Dann gelingt es, gemeinsam eine Software zu entwickeln, die ein bestmöglicher Kompromiss aus Erwartetem und technisch Machbarem ist und die weder den Zeit- noch den Budgetrahmen sprengt.

Stefan Adolf
ist Developer Ambassador bei Turbine Kreuzberg. Als Fullstack-Entwickler mit Schwerpunkt auf Applikationen, IoT und Integration ist die Kommunikation mit der Developer-Community seine primäre Aufgabe.

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