Erneuerbare Energien: Neuer Rekord trotz schwachem Zubau

Blickt man auf die Entwicklung der Stromerzeugung durch Sonne, Wind und Co. im Jahr 2020 zurück, bleibt ein zwiespältiger Eindruck.

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Aufbau einer Solaranlage.

(Bild: Photo by Justin Lim on Unsplash)

Lesezeit: 2 Min.

Zunächst die guten Nachrichten: Der Anteil der Erneuerbaren an der Nettostromerzeugung stieg im Jahresschnitt von 46,1 Prozent auf 50,5 Prozent – ein neuer Rekord. Einen guten Überblick darüber vermitteln die Energy-Charts des Fraunhofer ISE.

Einen großen Anteil daran dürfte der gesunkene Stromverbrauch gehabt haben. Dieser ist nicht allein der Corona-Pandemie zuzuschreiben. Er sank seit 2017 (knapp 550 TWh) nun das dritte Jahr in Folge. Parallel dazu fiel 2020 auch der Durchschnittspreis an der Strombörse um fast 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Warum das nicht bei den privaten Haushalten ankommt? Fragen Sie Ihren Versorger.

Beim Zubau der Erneuerbaren sieht es hingegen relativ mau aus. Die Photovoltaik konnte mit knapp vier Gigawatt zwar noch nicht an ihre Rekordzeiten Anfangs des Jahrzehnts anknüpfen, konnte ihren Zubau aber immerhin wieder stabilisiert. Kümmerlich ist hingegen der Zubau an Windkraft. Er ist weiter zurückgegangen und liegt nun auf dem zweitniedrigsten Niveau seit 2012.

Zum Schluss noch ein paar Rekorde. Der anteilsmäßig stärkste Tag für die Erneuerbaren war der 4. Juli, ein Samstag. Gegen Mittag lieferten sie fast 90 Prozent des gesamten deutschen Stroms. Ende November waren es hingegen nur 11,5 Prozent.

Aussagekräftiger als diese Prozentangaben ist allerdings die absolute Höhe der „Residuallast“, also die nachgefragte Leistung abzüglich der Einspeisung fluktuierender Quellen wie Wind und Sonne. Am 10. Dezember waren es knapp 62 Gigawatt.

Hier stellt sich die spannende Frage: Wäre auch nach Abschaltung sämtlicher Atom- und Kohlekraftwerke noch genügend Leistung vorhanden, um eine Residuallast in solcher Höhe zu bedienen? Rechnet man die 2020 vorhandenen Gas-, Wasser- und Biomassekraftwerke sowie die Speicher zusammen, kommt man auf knapp 53 Gigawatt.

Fehlen also – bei der derzeitigen Last – rund 9 Gigawatt, die im Laufe der nächsten Jahre auf irgendwelche Weise zugebaut oder importiert werden müssen. Das ist in etwa so viel wie alle Pumpspeicherwerke zusammen oder ein Drittel der vorhandenen Gaskraftwerke.

(grh)