Fokus Plastik: Vorbild Ruanda

Blitzblanke Plätze und Straßen, ein Verbot von Plastiktüten, Recycling: Warum Ruanda der EU voraus ist.

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Elektromobilität: Auf dem Weg zum Öko-Akku

In der Recyclingfirma Eco Plastic werden unter anderem Kunststoffolien zu Granulat zerkleinert.

(Bild: Martin Egbert)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Klaus Sieg

Samson Twiringire huscht durch einen Seiteneingang in den Supermarkt. In seinem grauen Poloshirt wirkt er wie ein normaler Kunde, der die Regale entlangschlendert. Doch sein Besuch kann viel Ärger nach sich ziehen.

Der Inspekteur der Umweltbehörde Ruandas kontrolliert, ob das Verbot von Plastiktüten eingehalten wird. Es gilt in dem zentralafrikanischen Land bereits seit zehn Jahren. Twiringire kommt unangekündigt in kleine Backstuben, zu industriellen Lebensmittelherstellern oder auf Märkte. "Bis heute wird immer noch gegen das Verbot verstoßen." Mit dem Daumen prüft der Inspektor die Tüten am Brotstand. Manche sind von innen beschichtet, um das Brot länger frisch zu halten. "Das ist nur erlaubt, wenn die Beschichtung biologisch abbaubar ist." Bei einem Verstoß drohen empfindliche Strafen.

Ein Verbot von Plastiktüten? Seit zehn Jahren? In Afrika? Laut einer Studie des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung in Leipzig sind zehn Flüsse für 90 Prozent des Plastikeintrags in die Meere verantwortlich. Acht liegen in Asien, zwei in Afrika. Die meisten Länder der beiden Kontinente, auch wenn sie zu den wirtschaftlich entwickelten zählen, verfügen weder über ein ausreichendes Abfallmanagement noch gibt es ein nennenswertes Umweltbewusstsein in der Bevölkerung.

Ruanda aber zeigt, wie es auch anders geht. Das kleine Land, mit dem die meisten Menschen vor allem den Völkermord von 1994 verbinden, hat in Sachen Umweltpolitik neue Standards auf dem Kontinent gesetzt. "Auch bei uns hingen früher die Plastiktüten in den Bäumen, Müll und Unrat lag überall herum", sagt Coletha Ruhamya, Generaldirektorin der Umweltbehörde Rwanda Environment Management Authority (REMA). Heute dagegen präsentieren sich die Straßen der Hauptstadt Kigali sehr sauber, ein seltener Anblick in einer afrikanischen Metropole.

Das liegt nicht allein am Plastiktütenverbot: Alle vier Wochen hübschen die Bürger Ruandas ihre Nachbarschaft auf, fegen die Straßen, sammeln Müll oder pflegen die Grünanlagen. Ob die Aktion wirklich freiwillig ist, lässt sich schwer beurteilen. Trotz Wahlen wird das Land autoritär regiert. Die Menschen sind vorsichtig mit Kritik.

(jsc)