Forscher empfehlen weniger Handynutzung für Männer mit Kinderwunsch

Forscher untersuchten, ob Handystrahlen unfruchtbar machen. Das Ergebnis ihrer Metastudie legt eine Reduzierung der Mobilfunknutzung nahe.

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(Bild: Kelly Sikkema on Unsplash)

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Sterilität und Subfertilität – also Schwierigkeiten bei der Zeugungsfähigkeit – werden für immer mehr Männer zu einem Problem. So fand eine großangelegte Metastudie im Jahr 2017 heraus, dass sich die Spermienkonzentration bei Männern in den westlichen Industrieländern seit den Siebzigerjahren halbiert hat. Je weniger Spermien im Ejakulat, desto schwieriger die Befruchtung.

Dass wir in einer männlichen Fruchtbarkeitskrise stecken, die zunehmend eskaliert, bekommen Fortpflanzungsmediziner in den Kinderwunschzentren jeden Tag zu spüren. Allein welche Gründe dahinterstecken, ist nach wie vor nicht wissenschaftlich ermittelt. Es gibt erste Ansätze für Erklärungen: die chemische Revolution in der Landwirtschaft mit dem zunehmenden Einsatz von Pestiziden, hormonwirksame Kunststoffe, zunehmender Stress in einer Leistungsgesellschaft. Auch wurde stets die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass die zunehmende Nutzung von Funktechnik einen Einfluss haben könnte.

Ein südkoreanisches Forscherteam hat nun in einer Metastudie zu belegen versucht, ob etwas an letzterer Vermutung dran ist. Das Team um den Bioinformatiker Yun Hak Kim von der Universität Busan baute dabei auf einer früheren Metaanalyse aus dem Jahr 2011 auf. Schon darin zeigte sich, dass elektromagnetische Funkwellen (RF-EMWs) die Spermienqualität reduzieren könnten – und zwar im Hinblick auf Konzentration, Beweglichkeit (Motilität) und Lebensfähigkeit.

Der Ansatz von Kims Gruppe untersuchte noch neuere Daten aus den Jahren von 2012 bis 2021. Aus 435 Studien ergaben sich 18, die über 4.200 Proben umfassten und sich für eine Analyse eigneten.

Im Ergebnis zeigte sich eine statistisch relevante Korrelation zwischen Mobilfunknutzung und verschlechterter Spermienqualität – wie schon bei der älteren Studie. Allerdings zeigte sich, dass es offenbar nicht auf die Länge der Exposition ankommt, allein die Nutzung an sich reicht offenbar aus. Die Effekte seien sowohl im lebenden Menschen als auch in Spermienkulturen im Labor festgestellt worden. Kim meint, Männer sollten das Ergebnis ernst nehmen: "Männliche Mobilfunknutzer sollten versuchen, ihre Nutzung zu reduzieren, um ihre Spermienqualität zu schützen."

Doch genau das dürfte in der Realität schwer werden – wer kommt schon heute noch ohne Handy aus? Die Metastudie untersucht zudem (natürlich) nicht, was die Hintergründe des Problems sind. Kim zufolge müssten nun genaue Untersuchungen zu den Faktoren durchgeführt werden, was die negativen Wirkungen der RF-EMWs auslöst – "auch in Bezug auf neue Gerätemodelle im gegenwärtigen digitalen Umfeld".

Klar ist, dass sich die Mobilfunknutzung durch Smartphones seit mehr als zehn Jahren signifikant intensiviert hat – die Geräte dienen vielen Menschen mittlerweile als Hauptzugang ins Netz. Die Technik hat sich zudem geändert – von GSM über UMTS und LTE bis hin zu 5G.

(bsc)